Zweierlei gibt es bei einer Drohung zu beachten. Zunächst sollte sie so gefügt sein, daß der Kontrahent trotz aller Findigkeit keinen Durchschlupf finden kann. Zum anderen darf sie sich nicht als eine Art Rohrkrepierer erweisen. So besitzt jede Drohung also zwei verschiedene Betrachtungen, die über ihre Stärke oder Schwäche Auskunft geben. Das heutige Rätsel der Sphinx ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein offensichtlich starker Zug mit hohem Drohwert sich zuletzt als kraftlose Gebärde entlarvt, weil die vorgegebene Struktur der Stellung in einer ganz anderen Richtung eine Frontlinie zieht. Schwarz hatte seinen Turm auf c3 postiert, um die weiße Dame aus ihrer beherrschenden Position zu vertreiben. Ein Ansinnen, das für gewöhnlich ratsam, ja notwendig ist. Hier jedoch machte Schwarz die Rechnung ohne den lachenden Wirt. Also, Wanderer, was stand schließlich auf der Quittung des Weißen?
Sandrin - Dragun
Holland 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Das Risiko zahlte sich für David Janowsky nicht immer aus,
insbesondere gegen rechnerisch exakt spielende Kontrahenten zog er
oftmals den kürzeren: 1.f4-f5! Lg4xf5 2.Dc3-c5 und Janowksy mußte die
Waffen strecken, da er die beiden Drohungen - Matt auf f8 und
Figurengewinn auf f5 - nicht gleichzeitig ausschalten konnte.
Erstveröffentlichung am 28. Februar 2007
20. März 2020
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