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SCHACH-SPHINX/07219: Neunmalkluger Kiebitz (SB)


Auf den Rängen sitzt der dritte Spieler, das weiß jeder Meister, der sich vor seinem Brett abmüht. Während er von langen Gedankenschlangen umschlungen wird wie weiland der selige Laokoon vor Troja, besitzt der Kiebitz im Schatten der Betrachterposition alle Narrenfreiheit der Welt. Er kann es sich leisten, mit seinen Vorschlägen in dieses oder jenes Fettnäpfchen zu treten. Es kostet ihm schließlich nicht die Partie, wenn er mit schlauen Einwänden die Behauptung aufstellt, das Spiel sofort gewinnen zu können. Beim WDR-Fernsehpreis in Köln 1998 mußte der Russe Wladimir Kramnik seinen Titel verteidigen. Nur mit einem Sieg gegen seinen Herausforderer Michael Adams hätte er es schaffen können. Also griff Kramnik in die Trickkiste und zauberte mit den weißen Steinen eine sehr umstrittene Variante der Nimzoindischen Verteidigung hervor. Schließlich entstand im heutigen Rätsel der Sphinx folgende, an Wirrnissen und Unüberschaubarkeiten unbegrenzte Position, in der Adams nun 1...Dc7-c6 zog, später jedoch im Zeitnotduell unterlag. Ein neunmalkluger Kiebitz wollte statt dessen mit der Folge 1...d5-d4 2.c3xd4 Dc7-c6 einen klaren Gewinnweg für Schwarz gesehen haben. Ob er damit recht gehabt hatte, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/07219: Neunmalkluger Kiebitz (SB)

Kramnik - Adams
Köln 1998

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Ärgerlich für Artur Jussupow, daß er seine grandios geführte Partie gegen Viswanathan Anand nicht korrekt und akkurat mit 1...Sh7-g5! 2.Sg6-e5+! f6xe5 3.f4xg5 fortsetzte, denn angesichts der beiden verbundenen Freibauern wäre ihm der Sieg ziemlich sicher gewesen.


Erstveröffentlichung am 3. März 2007

23. März 2020


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