Die einzelnen strategischen Komponenten einer Schachpartie sind nur sehr selten, und wenn dann lückenhaft, gegeneinander aufzurechnen. Sie stellen Hilfsgrößen dar, menschlich gesprochen sind sie das erste Anklopfen an die Tür eines fremden Hauses. Man tritt hinein, läßt dann jedoch alles, was einen unterwegs bedrückt, beschäftigt und eingenommen hat, an der Schwelle zurück. So wird man zum Gastfreund und Jünger der Schachgöttin Caissas. Das Gespräch kann beginnen. Also, Tempo, Entwicklungsäquivalente, Bauernformationen, schwache und starke Felder - all das sind Begleitumstände des Weges zum Hof der Göttin hin. Sie sind unerläßlich, sonst sind keine Schritte möglich, der Pfad wäre verwachsen und undurchdringlich. In den Partien taucht dies Gedankengut häufig auf. Zumeist sucht der Laie jedoch nach Gründen, um seine Erkenntnisse auch gegen die neue Erfahrung aufrechtzuerhalten. Das heutige Rätsel der Sphinx ist solch ein Beispiel. Schwarz hat - gemessen an Entwicklung und Zentrumsherrschaft - klar die schlechteren Karten. Doch im Hause Caissas gebieten andere Gesetze, denn zwei Züge später mußte sich Weiß geschlagen geben, Wanderer.
Dorfman - Romanischin
Kuba 1977
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Zu Recht hing Prometheus an seinem Marterfelsen, das Spielen mit den
Mächten bezahlte er mit langen Qualen: 1...Tg3-h3+! und Weiß gab auf,
da er nach 2.Kh2xh3 Dg6-g3# mattgesetzt wird oder bei 2.Df5xh3 Dg6xc2+
nebst 3...Kg7xf8 einen Turm verliert.
Erstveröffentlichung am 5. April 2007
25. April 2020
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