Schattenblick →INFOPOOL →SOZIALWISSENSCHAFTEN → FAKTEN

MELDUNG/043: 40 Jahre Friedensforschung in Hessen (idw)


Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung - 22.10.2010

40 Jahre Friedensforschung in Hessen


Die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung begeht in diesen Tagen ihr 40-jähriges Jubiläum und präsentiert sich mit einer internationalen Konferenz. Im Rahmen der Tagung wurde der Ernst-Otto-Czempiel-Preis an die Ethnologin Dr. Rita Schäfer verliehen.

Gleich drei Geburtstagsgeschenke, so berichtete Prof. Dr. Harald Müller, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, habe die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) in den vergangenen zwölf Monaten aus ganz unterschiedlichen Bereichen entgegengenommen: Die Mitteilung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dass die HSFK in den Jahren 2005 bis 2007 von der DFG die höchsten Fördermittel aller außeruniversitären Forschungsinstitute im Bereich Sozialwissenschaften in Deutschland erhielt. Mit einer Gesamtförderung von 1,9 Mio. Euro belegte die HSFK den ersten Platz gemeinsam mit dem wesentlich größeren Wissenschaftszentrum Berlin (WZB).

Außerdem konnte die HSFK erfolgreich nachweisen, dass sie eine an Chancengleichheit orientierte Personalpolitik betreibt und wurde deshalb erstmalig mit dem TOTAL E-QUALITY Prädikat ausgezeichnet. Zum Dritten erteilte der Europäische Rat der HSFK den Auftrag, als Consortialführer ein Expertennetzwerk zu Fragen der Nichtverbreitung und Abrüstung aufzubauen, das die EU und ihre Mitgliedsländer in ihrer einschlägigen Politik beraten soll. Dieses Netzwerk beteiligt drei weitere renommierte europäische Forschungseinrichtungen und wird mit über 2 Millionen Euro gefördert.

Zu ihrem vierzigsten Geburtstag ist der HSFK somit wissenschaftliche Exzellenz, solide Institutspolitik in einem der wichtigsten Gebiete - der Frauenförderung - sowie internationale Bedeutung für die Politikberatung auf Augenhöhe mit den bedeutendsten Einrichtungen in Europa bescheinigt worden.

Vor Kurzem verabschiedete der Stiftungsrat der HSFK offiziell das neue Forschungsprogramm "Just Peace Governance". Das Forschungsprogramm untersucht das Zusammenspiel und die Widersprüchlichkeit von Gerechtigkeit, Frieden und gelingenden politischen Regelungen. "Da im Rahmen dieses Forschungsprogramms ein wichtiger Schwerpunkt die Rolle transnationaler religiöser Bewegungen für Konflikt und Frieden ist, begrüßen wir die Initiative unseres Partners, der Goethe-Universität, die Islamwissenschaft in Frankfurt anzusiedeln. Wir versprechen uns wertvolle Möglichkeiten der Zusammenarbeit", erklärte Prof. Dr. Harald Müller weiter.

In seinem Grußwort an die rund achtzig Teilnehmer/innen der Konferenz unterstrich Staatssekretär Ingmar Jung (Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst), der auch neuer Stiftungsratsvorsitzender der HSFK ist, zudem die herausragende Rolle des Instituts für das Land Hessen und für den Standort Frankfurt.

In den anschließenden Panels diskutierten Wissenschaftler der HSFK mit internationalen Teilnehmer/innen aus Wissenschaft und Politik über das Konfliktpotenzial von Machtverschiebungen in der Politik und die Möglichkeiten, sie friedlich zu institutionalisieren. Prof. Dr. Christopher Daase, Leiter des Programmbereichs "Internationale Organisationen und Völkerrecht" organisierte die diesjährige Jahreskonferenz zum Thema "Power Transition: New Hegemons, New Orders?".

Im Rahmen der Tagung wurde die Ethnologin Dr. Rita Schäfer für ihre Monografie "Frauen und Kriege in Afrika" mit dem Ernst-Otto-Czempiel-Preis 2010 ausgezeichnet. Sie untersucht darin das Handeln und Leiden von Frauen in gewaltsamen Konflikten in verschiedenen Regionen Afrikas aus der Genderperspektive und zeigt damit die Bedeutung der Genderperspektive für die analytische Durchdringung fortdauernder Gewaltkonflikte. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Eva Senghaas-Knobloch (Universität Bremen). Ausgezeichnet wird mit dem Ernst-Otto-Czempiel-Preis der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung die beste Buchveröffentlichung nach der Dissertation im Bereich der Friedensforschung eines/r Wissenschaftlers/in unter 45 Jahren. Der Ernst-Otto-Czempiel-Preis ist mit 5.000 Euro einer der höchstdotierten Wissenschaftspreise der Friedensforschung in Deutschland. Die Auszeichnung wurde 2007 etabliert und ist nach dem Mitbegründer der HSFK, Prof. em. Dr. Ernst-Otto Czempiel, benannt. Der Preis wurde 2008 erstmals verliehen.

Die Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung wurde 1970 von der Hessischen Landesregierung als selbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts ins Leben gerufen. Mit rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die HSFK das größte und älteste Friedensforschungsinstitut in der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1. Januar 2009 ist die HSFK Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.

Die Arbeit der HSFK ist darauf gerichtet, die Ursachen gewaltsamer internationaler und innerer Konflikte zu erkennen, die Bedingungen des Friedens, verstanden als Prozess abnehmender Gewalt und zunehmender Gerechtigkeit, zu erforschen sowie den Friedensgedanken zu verbreiten. Im Rahmen ihrer Politikberatung werden Forschungsergebnisse praxisorientiert in Handlungsoptionen umgesetzt, die Eingang in die öffentliche Debatte finden. Die HSFK ist das einzige Friedensforschungsinstitut, das eine konzentrierte, das gesamte Institut umgreifende Grundlagenforschung mit angewandter Forschung und der praxeologischen Umsetzung verbindet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution404


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung,
Babette Knauer, 22.10.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2010