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MELDUNG/075: Online-Umfrage zur Rückwanderung im Landkreis Harz gestartet (idw)


Leibniz-Institut für Länderkunde - 27.03.2012

Online-Umfrage zur Rückwanderung im Landkreis Harz gestartet

Ein von der EU finanziertes Projekt unter der Leitung des Leibniz-Insituts für Länderkunde entwickelt Maßnahmen zur Unterstützung potenzieller Rückkehrer.



Die Abwanderung junger Menschen sorgt in vielen ohnehin strukturschwachen Regionen für zusätzlichen Abschwung. Wie man es schaffen kann, mehr Menschen als bisher zur Rückwanderung zu motivieren oder sie in diesem Vorhaben zu unterstützen, untersucht derzeit eine internationale Arbeitsgruppe unter Leitung der Leibniz-Instituts für Länderkunde (IfL). An dem Projekt beteiligt sind die Landkreise Harz und Görlitz sowie zehn weitere Partner aus Polen, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Italien und Österreich.

Um mehr über die Beweggründe von Ab- und Rückwanderern sowie deren Probleme bei der Rückkehr in ihre alte Heimat zu erfahren, haben die Wissenschaftler eine Umfrage ins Internet gestellt, die unter http://return.ifl-leipzig.de zu erreichen ist. Die Befragung richtet sich an alle, die längere Zeit im Ausland oder in Westdeutschland gelebt haben und bereits in ihre Heimatregion zurückgekehrt sind oder dies in absehbarer Zeit vorhaben. Die Forscher hoffen auf eine rege Teilnahme, denn je mehr Daten sie bekommen, desto besser können sie maßgeschneiderte Konzepte und konkrete Maßnahmen entwickeln, die der Abwanderung entgegenwirken bzw. die Rückwanderung fördern helfen.

Und dass etwas getan werden muss, liegt auf der Hand: Der Landkreis Harz beispielsweise hat im Jahr 2009 über 5000 Menschen durch Abwanderung verloren. Viele der überwiegend jungen, gut ausgebildeten Abwanderer sind in die alten Bundesländer gegangen, manche haben eine Existenz im Ausland gefunden. Doch gleichzeitig ist auch ein gegenläufiger Trend zu beobachten, entschieden sich doch im selben Jahr rund 4000 Menschen dafür, in die Region zu kommen. Und der Landkreis Harz ist hierin kein Einzelfall: Laut einer Studie der OECD kehrt im internationalen Vergleich etwa die Hälfte der Auswanderer innerhalb von fünf Jahren in ihre angestammte Region zurück. Im Landkreis Harz dürfte demnach mit jährlich bis zu 2000 Rückkehrern zu rechnen sein.

Für Ostdeutschland ist allerdings auch bekannt, dass trotz einer Rückkehrbereitschaft von 62 Prozent es nur einem Fünftel der Abgewanderten gelingt, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Gerade hier sehen die Wissenschaftler die besten Möglichkeiten für eine Förderung von Rückkehrwilligen. Das Projekt "Re-Turn: Regions benefitting from return migration" untersucht deshalb gezielt die Potenziale von Rückwanderung als Quelle einer auf (Fach-)Wissen aufbauenden Regionalentwicklung.

"Die neu erworbenen Kompetenzen der Rückwanderer sind eine wichtige Ressource für die Regionalentwicklung", betont Robert Nadler vom IfL. Die Rückkehrer verfügten häufig über innovative Ideen oder das für eine Unternehmensgründung notwendige Kapital, wodurch neue Arbeitsplätze für die ansässige Bevölkerung entstünden. Umso wichtiger sei die exakte Analyse der Hindernisse und Schwierigkeiten einer Rückkehr. Ein von den Experten bereits identifizierter Problemkreis sind mangelnde Kontakte der Abgewanderten in die Heimatregionen und fehlendes Wissen bzw. unzulängliche Informationsangebote über Arbeitsmöglichkeiten.

Das für den Landkreis Harz zuständige Projektteam unter Leitung des Ministeriums für Arbeit und Soziales Sachsen-Anhalt entwickelt momentan verbesserte Angebote, um bereits Zurückgekehrten beim Ankommen zu helfen und Rückkehrwilligen an zentraler Stelle Informationen zur Verfügung zu stellen. Hierzu wird im April das nächste Werkstattgespräch mit Vertretern von Kommunen, Verbänden und Unternehmern stattfinden.

Weitere Informationen unter:
http://www.ifl-leipzig.de

http://return.ifl-leipzig.de
- Online-Umfrage

http://www.re-migrants.eu
- Projekt-Website "Re-Turn"

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution158

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Länderkunde, Dr. Peter Wittmann, 27.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. März 2012