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MELDUNG/237: Sozialer Zusammenhalt in den Städten entsteht nicht von allein (idw)


Deutsches Institut für Urbanistik - 10.12.2018

Sozialer Zusammenhalt in den Städten entsteht nicht von allein

Städte benötigen ausreichende finanzielle und personelle Mittel sowie passende Rahmenbedingungen


Berlin. Wie lässt sich sozialer Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft angesichts von Zuwanderung und zunehmender Vielfalt gestalten? Diese Frage diskutieren heute über 100 Expertinnen und Experten aus der kommunalen Praxis, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik sowie der Wissenschaft bei der Fachtagung "(Neu-)Zuwanderung bewegt - Sozialer Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft".

Zum Austausch hatten das Deutsche Institut für Urbanistik, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die Bertelsmann Stiftung und die Robert Bosch Stiftung nach Berlin eingeladen. Die Veranstaltung ist Auftakt zur Neuauflage des Nationalen Aktionsplans Integration der Bundesregierung.

Die Zuwanderung von Geflüchteten der vergangenen vier Jahre war in dieser Dimension neu und stellt bis heute eine Herausforderung dar - vor allem für die Kommunen. Dabei stehen Fragen der längerfristigen Integration in die Gesellschaft ebenso im Fokus wie die Folgen verstärkter Migrationsbewegungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Integration stellt sowohl Anforderungen an die Zugewanderten als auch an die Stadtgesellschaft, denn vor Ort muss ein guter Umgang mit Vielfalt gefunden werden. Klar ist auch: Integration gelingt nicht kurzfristig. Deshalb werden Städte und Gemeinden dauerhaft intensiv mit dem Thema befasst sein.

Prof. Dr. Carsten Kühl, Geschäftsführer und Institutsleiter des Difu, würdigte in seiner Begrüßung die Leistungen der Städte, hob aber auch die Verantwortung von Bund und Ländern hervor: "Die Städte haben einen großen Anteil daran, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht und die neu Zugewanderten sich als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger verstehen. Städte benötigen dafür passende politische Rahmenbedingungen sowie ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen. Basis einer gelingenden Integration ist adäquates Wohnen. Erhebliche Investitionen in die soziale Wohnraumförderung, neue boden- und mietenpolitische Instrumente zur Begrenzung von Spekulation, Immobilien- und Mietpreisentwicklung sind wichtige Bausteine, damit das Wohnen in den städtischen Nachbarschaften für alle leistbar bleibt."

Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration betonte in ihrem Grußwort: "Unsere Städte und Gemeinden haben in den letzten Jahren Enormes geleistet bei der Aufnahme von Geflüchteten und bei ersten Schritten der Integration. Integration und Vielfalt sind eine Daueraufgabe und eine Dauerchance für unser Land! Bei der Weiterentwicklung städtischer Strukturen müssen wir diese Daueraufgabe immer mitdenken. Stadtentwicklung und Integration müssen noch stärker gemeinsam gedacht und geplant werden. Dazu gehört, die soziale Infrastruktur in den Quartieren zu verbessern und Orte der Begegnung und Integration zu schaffen."

Stephan Vopel, Direktor Programm Lebendige Werte der Bertelsmann Stiftung: "Damit das Zusammenleben in vielfältigen Städten gelingt, ist eine proaktive Gestaltung des Miteinanders durch lokale Politik und Verwaltung notwendig. Besonders wichtig ist dabei auch die Beteiligung der zivilgesellschaftlichen Akteure in den Kommunen. Denn eines ist deutlich geworden: Die Bürgerinnen und Bürger haben durch ihr ehrenamtliches Engagement einen enormen Beitrag dazu geleistet, die Herausforderungen durch Flüchtlingszuwanderung zu meistern."

Wichtige Anstöße für die Debatte steuern Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Praxis und Politik bei: Unter anderem Prof. Walter Siebel von der Universität Oldenburg und Suat Yilmaz von der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren in Nordrhein-Westfalen.

Der Blick richtet sich bei der laufenden Tagung sowohl auf die großen als auch die kleineren Städte in den eher ländlichen Regionen.

Die Neuauflage des Nationalen Aktionsplans Integration der Bundesregierung orientiert sich an den fünf Phasen der Zuwanderung und des Zusammenlebens: "Vor der Zuwanderung", "Erstintegration", "Eingliederung", "Zusammenwachsen", "Zusammenhalt". Gemeinsam mit Ländern, Kommunen und nichtstaatlichen Akteuren, insbesondere mit Migrantenorganisationen, werden Handlungsfelder und konkrete Maßnahmen erarbeitet, um die Integration insgesamt voranzutreiben. Die Ergebnisse werden auf den kommenden Integrationsgipfeln von Bundeskanzlerin Angela Merkel präsentiert. Die Veranstaltung leistet einen Beitrag im Themenbereich "Stadtentwicklung und Wohnen" des Nationalen Aktionsplans Integration.

Fachliche Partner der Veranstaltung sind der Deutsche Städtetag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.


Kurzinfo: Deutsches Institut für UrbanistikDas Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) ist als größtes Stadtforschungsinstitut im deutschsprachigen Raum die Forschungs-, Fortbildungs- und Informationseinrichtung für Städte, Kommunalverbände und Planungsgemeinschaften. Ob Stadt- und Regionalentwicklung, kommunale Wirtschaft, Städtebau, soziale Themen, Umwelt, Verkehr, Kultur, Recht, Verwaltungsthemen oder Kommunalfinanzen: Das 1973 gegründete unabhängige Berliner Institut - mit einem weiteren Standort in Köln - bearbeitet ein umfangreiches Themenspektrum und beschäftigt sich auf wissenschaftlicher Ebene praxisnah mit allen Aufgaben, die Kommunen heute und in Zukunft zu bewältigen haben. Der Verein für Kommunalwissenschaften e.V. ist alleiniger Gesellschafter des in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführten Forschungsinstituts.

Weitere Informationen/Programm-Flyer:
https://difu.de/12102

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution225

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsches Institut für Urbanistik, 10.12.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2018

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