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FORSCHUNG/026: Projekt PRIMAS - Veränderung der Unterrichtskultur in den Naturwissenschaften (idw)


Pädagogische Hochschule Freiburg - 11.02.2010

Start des Forschungsprojekts PRIMAS:
Veränderung der Unterrichtskultur in Mathematik und den Naturwissenschaften


Mit dem Forschungsprojekt PRIMAS (Promoting inquiry in Mathematics and science education across Europe) wird im Februar 2010 der offizielle Startschuss zur Erforschung und Veränderung der Unterrichtskultur in Mathematik und den Naturwissenschaften gegeben. Ziel des europäischen Forschungsprojektes PRIMAS ist es, forschendes und problemlösendes Lernen in der Unterrichtspraxis auf breiter Ebene zu integrieren.

Mit dem Forschungsprojekt PRIMAS (Promoting inquiry in Mathematics and science education across Europe) wird im Februar 2010 der offizielle Startschuss zur Erforschung und Veränderung der Unterrichtskultur in Mathematik und den Naturwissenschaften gegeben. Ziel des europäischen Forschungsprojektes PRIMAS ist es, forschendes und problemlösendes Lernen in der Unterrichtspraxis auf breiter Ebene zu integrieren. Diese Zielsetzung umschreibt die Projektleiterin, Prof. Dr. Katja Maaß, Professorin für Mathematikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und ehemalige Lehrerin, mit ganz einfachen Worten: "Es geht darum, mehr Schülerinnen und Schüler für Mathematik und Naturwissenschaften zu begeistern."

Ausgangspunkt für die Ausschreibung des EU-Projektes ist der vorherrschende lehrerzentrierte Unterricht in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern, der den Schülerinnen und Schülern nur wenig Freiraum lässt (und dadurch oft den Spaß an den Fächern nehmen).

Gerade die Bezüge zur Realität sind für die Projektkoordinatorin Prof. Dr. Katja Maaß sehr wichtig. Denn so Katja Maaß: "Mathematik und Naturwissenschaften sind die Grundlage für viele Alltagsangelegenheiten und Lehrerinnen und Lehrer müssen wissen, wie realitätsbezogener naturwissenschaftlicher Unterricht und Mathematikunterricht aussieht." Beispielsweise führt die Frage "Wie viel Farbe benötigt man eigentlich um sein Zimmer zu streichen?" direkt auf die Berechnung von Oberflächen, Größen und Einheiten. Bei der Frage "Wieso wurden Glühbirnen von der EU verboten und wie viel Geld kann eine Familie sparen, wenn Sie Energiesparlampen verwendet?" können Schüler praxisorientiert und fächerübergreifend den Dreisatz sowie über Funktion und Eigenschaften von Glühbirnen lernen.

Mit solchen Fragestellungen eng verbunden ist auch eine bestimmte Vision von Unterricht - einem Unterricht, in dem die Schüler/innen sich selbständig mit dem Problem auseinandersetzen, in dem sie Fragen stellen, eigene Lösungswege für Probleme suchen und ihr Vorgehen begründen müssen. Auch offene Unterrichts-methoden wie Gruppenarbeit, Schülerpräsentationen sowie Schülerdiskussionen sollen im Unterricht Einzug halten.

Derartige und ähnliche Problemstellungen wie die oben genannten können mit der dazugehörigen offenen Unterrichtskultur die Freude der Schüler/innen an Mathematik und den Naturwissenschaften erhöhen. Doch allen Beteiligten, Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Eltern und Schüler müssen sich auf diese neue Art des Unterrichtens einstellen. Vereinte Anstrengungen aller am Schulleben Beteiligten sind dazu nötig und das ist der Punkt an dem PRIMAS ansetzt.

Ziel von PRIMAS ist es, eine derartige Veränderung der Unterrichtskultur in Mathematik und den Naturwissenschaften zu bewirken.

Bis zum Jahr 2013 werden mehr als 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 12 Ländern sowie 14 Universitäten und Hochschulen daran arbeiten, forschendes und problemlösendes Arbeiten in der Unterrichtspraxis verstärkt zu implementieren. Unterstützt werden sie dabei von nationalen Beratungsteams vor Ort, die aus Vertreter/innen von Schulbehörden, Schulen, Lehrervereinigungen etc. bestehen sowie einem internationalen Beraterteam.

Neu an dem Projekt ist, dass diese Veränderung der Unterrichtskultur durch Multiplikation, Verbreitung, Fortbildung und Werbung auf vielen Ebenen bewirkt werden soll. Folgende Aktionen sind geplant: Erstellung von Unterrichtsmaterialien, langfristige Lehrerfortbildungen, Aktionstage für Lehrer/innen, Informationsveranstaltungen für Eltern und Schüler/innen sowie eine Analyse der politischen Rahmenbedingungen. Die Evaluierung der Vorgehensweise wird Einblicke darin geben, wie Forschungsergebnisse zu zeitgemäßem Unterricht in der Schulpraxis implementiert werden können und damit selbst einen wichtigen Beitrag zur Forschung liefern.

Um eine maximal mögliche Wirkung zu erzielen und die Aktivitäten den Bedürfnissen anzupassen, werden Bedarfsanalysen in den beteiligten Ländern, u. a. der Schweiz, England, den Niederlanden, Norwegen, Ungarn sowie Spanien erstellt und vergleichend betrachtet. Die sorgfältige prozessbegleitende Evaluierung erlaubt, die Maßnahmen den Bedürfnissen anzupassen.

Die Bedeutung des Forschungsprojekts für das Land Baden-Württemberg betonen sowohl Prof. Dr. Peter Frankenberg, Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst als auch Kultusminister Helmut Rau.

Wissenschaftsminister Frankenberg: "An der PH Freiburg wird künftig Europas bildungswissenschaftliche Kompetenz für Mathematik und die Naturwissenschaften gebündelt. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Katja Maaß ist der Kristallisationspunkt für weitere Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Deren Umsetzung im Unterricht kann für Schülerinnen und Schüler den Anstoß dazu geben, sich für ein Studium in den MINT-Fächern Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften oder Technik zu entscheiden."

Kultusminister Helmut Rau MdL begrüßt die Durchführung dieses großen europäischen Projekts. "PRIMAS passt gut zu unseren neuen Bildungsplänen, die wir 2004 eingeführt haben und die kompetenzorientiertes Lernen und Bildungsstandards in den Mittelpunkt des Unterrichtens rücken. Forschendes und problemlösendes Lernen kann das Interesse der Schülerinnen und Schülern an Mathematik und Naturwissenschaften wecken. Das im Rahmen von PRIMAS erstellte Unterrichtsmaterial wird Lehrkräften dafür zusätzlich Anregungen geben", erklärte Rau.

Kennzeichnend für PRIMAS ist auch die Wechselwirkung zwischen der Arbeit auf internationaler und auf Landes-Ebene sowie der konkreten Arbeit vor Ort mit regionalen Behörden und Schulen.

Die bereits enge Kooperation zwischen der Abteilung Schule und Bildung des Regierungspräsidiums Freiburg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg wird über ein Projekt wie PRIMAS noch einmal mehr verstärkt werden. Schulpräsident Siegfried Specker betont in diesem Zusammenhang den besonderen Stellenwert der sog. MINT-Fächer: "Wir brauchen bei unseren Schülerinnen und Schülern dringend ein positiveres Bild von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, denn diese sind unverzichtbarer und integraler Bestandteil einer zukunftsorientierten Erziehung und Bildung. Nur wenn wir schon heute die erforderliche Begeisterung in den Herzen der Kinder und Jugendlichen entfalten können, werden diese auch in Zukunft, insbesondere bei ihrer Berufs- und Studienwahl, keine Berührungsängste im Hinblick auf naturwissenschaftliche, mathematische und technische Themen haben. Initiativen wie das Forschungsprojekt "PRIMAS" sind in diesem Zusammenhang höchst begrüßenswert."

Dass das Forschungsprojekt an der Pädagogischen Hochschule Freiburg angesiedelt ist, freut Rektor Prof. Dr. Ulrich Druwe besonders. "Wir sind stolz, dass es unserer Kollegin Prof. Dr. Katja Maaß gelungen ist, sich mit diesem herausragenden Projekt im 7. EU-Forschungsrahmenprogramm, innerhalb eines hoch kompetitiven Wettbewerbs durchzusetzen. Dies ist ein weiterer Beleg für die Forschungsqualität an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Zugleich unterstützt das Projekt die Aufgaben der Pädagogischen Hochschule im Bereich der Lehrerbildung und insbesondere auch der Lehrerfortbildung: Diese findet bei uns auf der Basis umfassender (fach-)didaktischer Forschung sowie in enger Kooperation mit dem Regierungspräsidium Freiburg, den Staatlichen Seminaren und dem Kultusministerium statt. Auf diese bewährte Vernetzungsstruktur kann nun die Umsetzung des PRIMAS-Projektes zurückgreifen und sie weiterentwickeln."

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution348


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Pädagogische Hochschule Freiburg, Helga Epp M. A., 11.02.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Februar 2010