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MELDUNG/032: 23. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (idw)


Universität Osnabrück - 12.03.2012

23. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) an der Uni Osnabrück


Der 23. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) hat heute (12. März) begonnen. Unter dem Leitwort »Erziehungswissenschaftliche Grenzgänge« werden drei Tage lang an der Universität Osnabrück rund 1.800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen von 140 Veranstaltungen diskutieren.

Die Bedeutung von Bildung und Erziehung als »Schlüssel zum beruflichen Aufstieg sowie zur sozialen Teilhabe«, hob Dr. Christine Hawighorst, Chefin der Niedersächsischen Staatskanzlei, hervor: »Sie sichern unseren Wohlstand und ermöglichen gesellschaftlichen Fortschritt.« Von prominenter Seite begrüßten auch der Osnabrücker Oberbürgermeister Boris Pistorius sowie Prof. Dr. Martina Blasberg-Kuhnke, Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Universität Osnabrück die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Dass der Aspekt der Erziehung im politischen Diskurs zum weitaus stärker berücksichtigt werden müsse, forderte der renommierte Sozialphilosoph Prof. Dr. Axel Honneth in seinem Festvortrag zum Kongressauftakt: »Es gibt daher in Zeiten, in denen allerorten von wachsender politischer Apathie gesprochen und sogar die Gefahr einer 'Postdemokratie' an die Wand gemalt wird, keinen, aber auch keinen Grund, nicht die von Kant, Durkheim und Dewey begründete Tradition einer demokratischen Erziehung noch einmal wiederzubeleben und die öffentliche Schule als das zentrale Organ der ständigen Selbsterneuerung von Demokratien zu begreifen.« Und im Rahmen einer Podiumsdiskussion hob der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, Prof. Dr. Vernor Munoz Villalobos, hervor: Das deutsche Bildungssystem müsse durchlässiger werden und sich an den Bedürfnissen von Kindern mit vielfältigsten sozialen Hintergründen orientieren: »Jeder Mensch hat nicht nur ein Recht auf Bildung, sondern auch auf eine ihm angemessene, qualitativ hochwertige Bildung.«

Laut Prof. Dr. Werner Thole von der Universität Kassel, Vorsitzender der DGfE, ist es das zentrale Ziel des Kongresses, eine Positionsbestimmung vorzunehmen: Thole zufolge habe die Erziehungswissenschaft an Bedeutung auch deshalb gewonnen, weil sie Befunde anderer Disziplinen wahrnehme. Besorgniserregend sei laut Thole jedoch ihre infrastrukturelle Situation: Der von der DGfE aktuell veröffentlichte »Datenreport 2012« belege etwa, dass die Erziehungswissenschaft von 1995 bis 2010 fast ein Fünftel ihrer Professorenstellen eingebüßt habe - bei steigenden Studierendenzahlen. Das Themenspektrum des Kongresses reicht nach Auskunft von Prof. Dr. Hans-Rüdiger Müller von der Universität Osnabrück, DGfE-Vorstandsmitglied und Kongressverantwortlicher, von der frühkindlichen Bildung bis hin zu Rahmenbedingungen »lebenslangen Lernens«. Im Fokus stehen dabei Müller zufolge die Strukturveränderungen in den vielfältigen pädagogischen Tätigkeitsfeldern, die es erforderlich machten, »Grenzgängen« zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik nachzugehen.

Als Beispiel für eine zentrale Teildisziplin der Erziehungswissenschaft nahm DGfE-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Tina Hascher von der Universität Salzburg die Lehrerausbildung in den Blick: Hier habe in den letzten Jahren zum einen ein »sehr zu begrüßender« Qualitätssprung bei der Professionalisierung der Akteurinnen und Akteure stattgefunden, andererseits werde diese Entwicklung durch zu wenig fundierte Quereinsteiger-Programme sowie eine schwierige Einstellungssituation für Absolventinnen und Absolventen konterkariert. Ein weiteres Thema des erziehungswissenschaftlichen Diskurses griff Prof. Dr. Sabine Reh, DGfE Vorstandsmitglied und an der Technischen Universität Berlin tätig, auf: »Die empirische Bildungsforschung hat im Rahmen der Erziehungswissenschaft einen sehr großen Bedeutungszuwachs erfahren. Das ist sehr begrüßenswert; gleichzeitig müssen wir aber dafür Sorge tragen, dass einerseits hier nicht nur ein methodischer Zugang zählt und andererseits auch andere Forschungsansätze, historische und theoretisch-systematische, ebenfalls weiterentwickelt werden und hieraus Gespräche innerhalb der Erziehungswissenschaft entstehen.« Bei der Eröffnungsveranstaltung wurde der renommierte Ernst-Christian-Trapp-Preis an Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Helmut Fend verliehen. Der Trapp-Preis zeichnet wissenschaftliche Leistungen im Fach Erziehungswissenschaft aus. Frühere Preisträgerinnen und Preisträger sind unter anderem Prof. Dr. Christa Berg, Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Klafki und Prof. em. Dr. Dres. h.c. Hans Thiersch.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Osnabrück, Dr. Oliver Schmidt, 12.03.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2012