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SCHULE/304: Was man im Schulgarten lernen kann... (Universität Trier)


Universtiät Trier - Pressemitteilung vom 7.10.2010

Was man im Garten über Geschichte lernen kann...


Museum, Universität und Schulgarten haben nichts miteinander zu tun? Weit gefehlt! In diesem Schuljahr startet ein Projekt, das genau diese Einrichtungen in einem neuartigen Projekt verbindet. Das Stadtmuseum Simeonstift zeigt ab April 2011 die Sonderausstellung "Armut - Perspektiven in Kunst und Gesellschaft", die auf Forschungsergebnissen des Sonderforschungsbereichs "Fremdheit und Armut" an der Universität Trier basiert. Um Schülerinnen und Schülern das Thema Armut neben der Schau hochkarätiger Kunstwerke auf anschauliche Weise näher zu bringen, sind die Organisatoren im Begleitprogramm für Schulen neue Wege gegangen:



Kultur und Natur zusammen erleben

Im Schulgartenprojekt am Friedrich-Spree-Gymnasium, unter der Leitung des Biologielehrers Arndt Collmann, lernen die Projektmitglieder während des Gartenjahrs alles über Pflanzen, deren Anbau, Pflege, Ernte. Das selbst angebaute und geerntete Obst und Gemüse wird auch gemeinsam zu nahrhaften und leckeren Mahlzeiten verarbeitet. Damit lernen die Kinder wichtige allgemein- und umweltpädagogische Ziele kennen: Säen, Pflegen, Ernten als elementare Kulturtechniken, sie erfahren, wie viel Wissen, Fertigkeit, Geduld und Mühe notwendig sind, um Obst und Gemüse ernten zu können und sie übernehmen Verantwortung für den Erhalt von Pflanzen und ihren Lebensraum über einen längeren Zeitraum. Das Projekt mit dem Museum und der Universität knüpft an diese Erfahrungen an, um sich über die praktische Arbeit im Garten und die Bedeutung von Ernährung dem komplexen Thema Armut zu nähern. In dem Projekt wird bei der Gartenarbeit begleitend auch Geschichte vermittelt: Hauptursache für Armut sind seit Jahrhunderten Katastrophen wie Dürreperioden und Epidemien. Wie sind die Menschen früher damit umgegangen, wenn Ernten ausfielen und Hungersnöte ganze Regionen bedrohten? Wer war denn von dieser existenziellen Armut betroffen und warum? Anhand der praktischen Arbeit im Schulgarten können die Kinder historische Zusammenhänge von Armut und Hunger besser verstehen: wie haben Menschen in Krisenzeiten gekocht? Wie kann ich mich auch heute mit wenig Geld gesund ernähren? Wie gingen und gehen Menschen in anderen Ländern und Kulturen damit um?

Dabei wird auch die künstlerische Um- und Auseinandersetzung mit dem Thema Armut in Bildern, Zeichnungen, Graphiken vermittelt. Durch einen Besuch im Stadtmuseum Simeonstift und einem Workshop bringt die Museumspädagogin Dorothée Henschel den Schülern das Thema Armut anschaulich näher. Ebenso wie historische Quellentexte spiegeln Kunstwerke bestimmte Sichtweisen auf Armut und Arme. Durch die verschiedenen Perspektiven, sollen die Schüler erkennen, dass es historische und kulturelle Unterschiede im Umgang mit Armen gibt und dass es neben natürlichen auch soziale und politische Ursachen für Armut gibt, wie Kriege, Kolonisation und Ausbeutung. Über das Projekt können sich die Schüler eigene Gedanken zu dem brisanten Thema machen und finden so vielleicht Antworten auf die zukünftigen Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Verteilung von Gütern in Krisenzeiten.


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Quelle:
Pressemitteilung 173/2010 vom 7.10.2010
Herausgeber: Universtiät Trier
Stabsstelle Präsident
Pressestelle, Leitung: Peter Kuntz
Telefon: (06 51) 2 01-42 38, Fax: (06 51) 2 01-42 47
E-Mail: kuntzp@uni-trier.de
Internet: www.pressestelle.uni-trier.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Oktober 2010