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FORSCHUNG/119: Wie Babys Begriffe lernen (Ruperto Carola - Uni Heidelberg)


Ruperto Carola - Forschungsmagazin der Universität Heidelberg 3/2008

Wie Babys Begriffe lernen
Lange bevor Kinder sprechen, machen sie sich Gedanken über die Welt

Von Sabina Pauen


Mit knapp einem Jahr verstehen Babys erste Worte für Objekte. Sie zeigen damit, dass sie ihre frühen Erfahrungen in Kategorien einordnen können. Woran aber macht sich fest, was in eine begriffliche Kategorie gehört und was nicht? Wie baut sich das vorsprachliche Wissen über Objekte auf? Wie nutzen Babys dieses Wissen, um ihre Umwelt zu interpretieren und wie lernen sie dann, präverbale Kategorien mit sprachlichen Begriffen zu verknüpfen? Aufschlussreiche Antworten auf diese Fragen gibt die kognitive Säuglingsforschung.


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Solange ein Kind noch nicht sprechen kann, kann es auch nicht wirklich denken. Diese Vorstellung dominierte bis vor rund 20 Jahren die Entwicklungspsychologie. Doch unsere Idee von der Beziehung zwischen Sprache und Denken hat sich inzwischen sehr gewandelt. Heute wissen wir, dass es auch vorsprachliches Denken gibt, und dass dieses präverbale Denken überhaupt erst die Voraussetzung für das Entstehen sinnvoller verbaler Kommunikation schafft.

Warum das so ist, kann man sich leicht klar machen: Ein Kind, von dem wir sagen, es produziert nicht nur beliebige Laute, sondern es kann Dinge sinnvoll benennen, verwendet ein bestimmtes Wort immer in ähnlichen Zusammenhängen. Es bezeichnet damit zum Beispiel immer wieder die gleiche Art von Ding. Ein Wort wie "wau-wau" kann als Bezeichnung für Nachbars Pudel dienen oder für Pudel insgesamt. Vielleicht meint das Kind damit aber auch Hunde allgemein oder würde sogar einen Schmetterling "wau-wau" nennen. Zentral ist, dass der Begriff nicht zufällig zum Einsatz kommt, sondern als Bezeichnung für eine Kategorie von Objekten dient, die bereits in seinem Kopf existiert und das Ergebnis eines Prozesses der geistigen Suche nach Ordnung in der Welt ist.

Wie dieses Beispiel deutlich macht, können sich Worte auf unterschiedlich breite Kategorien beziehen. Die kognitive Säuglingsforschung hat diesen Aspekt aufgegriffen und sich gefragt, ob Babys als erstes sehr enge Objektklassen bilden oder ihr Denken mit eher groben Einteilungen beginnen. Es geht also darum, ob wir uns die präverbale Denkentwicklung eher als Prozess der zunehmenden Abstraktion oder Differenzierung vorstellen sollen.

Erwachsene klassifizieren Objekte auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen parallel. So unterscheidet man die sogenannte Basis-Ebene, auf der die meisten Begriffe angesiedelt sind. Objekte der gleichen Basis-Kategorie ähneln sich untereinander auf vielen Dimensionen und lassen sich gleichzeitig gut von Objekten anderer Kategorien abgrenzen. Vor allem aus diesem Grund beziehen sich die meist verwendeten Objektworte unserer Sprache auf die Basis-Ebene. Hund, Vogel, Fisch sind alles Beispiele für Basiskategorien. Trifft man innerhalb einer Basis-Kategorie noch feinere Differenzierungen, so ist von der untergeordneten Ebene die Rede. Pudel, Dackel, Terrier sind Beispiele für Subkategorien innerhalb der Basis-Klasse der Hunde. Hier ist die Ähnlichkeit zwischen den Exemplaren einer Kategorie besonders groß, aber auch die Ähnlichkeit zwischen den verschiedenen Kategorien.

Geht man im Hierarchie-System weiter nach oben, dann lassen sich alle bislang genannten Basis-Kategorien unter der Überschrift Tiere zusammenfassen. Solche übergeordneten Kategorien sind naturgemäß sehr heterogen - ihre Mitglieder weisen untereinander viele Unterschiede auf. Je abstrakter die Kategorien, desto geringer ist die Ähnlichkeit zwischen Exemplaren der gleichen Kategorie, aber auch die Ähnlichkeit zwischen den Kategorien.

Die Frage, welche Arten von Objektkategorien Babys als erstes bilden, ist schwer zu erforschen. Babys können sich nicht sprachlich äußern. Und sie können auch noch nicht sortieren. Dennoch gibt es einen Weg, diese frühen Leistungen zu untersuchen. Das sogenannte "Habituations-Dishabituationsparadigma" baut auf der Tendenz des Menschen auf, sich für Dinge, die vertraut sind, weniger zu interessieren als für Dinge, die einem neu erscheinen.

Das Interesse von einem Baby kann man unter anderem daran festmachen, wie lange es einen Gegenstand anschaut (Blickzeit) oder mit Hand und Augen exploriert (Examinationszeit). Wenn man Babys mehrmals hintereinander den gleichen Gegenstand präsentiert, werden sie irgendwann gelangweilt reagieren. Erst wenn dann ein neuer Reiz dargeboten wird, findet wieder eine Orientierungsreaktion statt und das Interesse steigt erneut an.

Ähnlich verhält es sich, wenn man mehrmals hintereinander unterschiedliche Exemplare der gleichen Kategorie zeigt (zum Beispiel lauter Bilder von Autos) und am Ende ein Exemplar aus einer anderen Kategorie (etwa ein Bild von einem Laster). Allerdings trifft das nur dann zu, wenn das Kind die beiden Kategorien bereits unterscheiden kann. Sonst findet am Ende keine Orientierungsreaktion statt. Genau diesen Umstand macht sich die Säuglingsforschung zunutze.

Setzt man Kinder im Alter von sieben bis zwölf Monaten in einen Hochstuhl und präsentiert ihnen dort nacheinander verschiedene Exemplare der gleichen Kategorie in Form von dreidimensionalen Miniaturmodellen realer Objekte, dann wird das Kind mit jedem Durchgang weniger Interesse an den neuen Spielzeugen zeigen und seine Examinationsdauer nimmt ab. Wie gezeigt werden konnte, ist die Beobachterübereinstimmung für solche Verhaltensmessungen sehr hoch. Anhand physiologischer Maße wie der Herzschlagmessung konnten wir zudem belegen, dass Examination tatsächlich eine Phase vertiefter geistiger Beschäftigung und damit ein objektivierbares Verhaltensmaß darstellt.

Präsentiert man den gleichen Kindern, die zunächst an eine Kategorie gewöhnt wurden, in der Testphase noch ein neues Exemplar derselben Art und ein neues Exemplar der kontrastierten Kategorie, dann wird das Objekt der neuen Kategorie vergleichsweise länger examiniert, wenn das Kind die präsentierten Kategorien unterscheidet.

Wie inzwischen eine Vielzahl von Studien, die in unterschiedlichen Laboren durchgeführt wurden, dokumentiert, findet sich bei Kindern im ersten Lebensjahr ein genereller Entwicklungstrend im Sinne eines global-to-basic-level shift: Erst wird eine grobe Unterscheidung zwischen Lebewesen und unbelebten Objekten getroffen und dann werden feinere Unterscheidungen gelernt.

Diese Beobachtung war zunächst recht unerwartet, weil man dachte, dass es Kindern eigentlich leichter fallen sollte, Objekte zusammenzugruppieren, die sich besonders ähnlich sehen (zum Beispiel Hunde oder Vögel) als Objekte, die vergleichsweise wenig äußere Ähnlichkeiten aufweisen (wie Fisch, Vogel, Schildkröte, Zebra, Marienkäfer). Warum das Gegenteil der Fall ist, wird bis heute offen diskutiert.

Heute gibt es ganz unterschiedliche Auffassungen darüber, woran Babys festmachen, was in eine Kategorie gehört und was nicht. Während eine Gruppe von Wissenschaftlern behauptet, selbst die frühen Unterscheidungsleistungen ließen sich ausschließlich auf eine Analyse von Merkmalen der äußeren Erscheinung von Versuchsreizen zurückführen, geht eine andere Gruppe davon aus, dass für die Begriffsbildung das Verhalten von Objekten wichtiger sei als ihr Aussehen. In diesem Fall wären die kategorialen Unterscheidungsleistungen, die im Labor beobachtet werden, nicht allein auf On-line-Prozesse visueller Vergleiche zurückzuführen, sondern die präsentierten Spielzeugmodelle würden bereits existierendes Kategorienwissen aktivieren.

Bislang vorliegende Daten erlauben noch keine eindeutige Entscheidung darüber, welche Annahme zutrifft. Auf der einen Seite konnte man dokumentieren, dass schon sehr kleine Babys (zwei bis vier Monate), die kaum über genügend Vorerfahrungen verfügen, Bildinformationen nutzen können, um Objekte auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen zu kategorisieren. Eigene Studien, die wir aktuell in Heidelberg durchführen, scheinen zudem zu belegen, dass das Gehirn von Babys in Reaktion auf Bilder von Tieren und Artefakten systematisch unterschiedliche Erregungsmuster aufweist. Solche Beobachtungen untermauern die Bedeutung statischer Merkmale der äußeren Erscheinung für die präverbale Objektkategorisierung.

Aber gleichzeitig haben wir auch Evidenz dafür, dass dies nicht die einzigen relevanten Kriterien sind. So konnten wir bei elf Monate alten Kindern zeigen, dass ihre Leistungen in einer Aufgabe mit dem globalen Kontrast Tiere-Möbel fast identisch waren, wenn die Versuchsreize einmal so gestaltet waren, dass sie zwischen den Kategorien mehr äußerliche Ähnlichkeiten aufwiesen als innerhalb der Kategorien und ein anderes Mal umgekehrt. Entscheidend war für die Kinder alleine, ob die Spielzeugmodelle in beiden Bedingungen erkennbar die gleichen Tiere und Möbel darstellten. Dieser Befund ist nur schwer mit der Vorstellung vereinbar, dass die Kinder sich ausschließlich am Aussehen der Versuchsreize orientieren und während des Versuchs eine neue Kategorie geformt haben.

Auch die Ergebnisse eines anderen Versuchs passen nicht zu dieser Annahme: Kinder, die keine besonders intensiven Vorerfahrungen mit Katzen oder/und Hunden haben, können beide Basiskategorien mit elf Monaten noch nicht unterscheiden, während Kinder, in deren Haushalt eine Katze oder ein Hund lebt, zu dieser kategorialen Unterscheidung sehr wohl in der Lage waren. Beide Beobachtungen sprechen also dafür, dass im Versuch Vorwissen aktiviert wird. Welches Vorwissen das ist, bleibt allerdings offen. Es könnte sich genauso gut um Vorwissen über das Aussehen wie um Vorwissen über das Verhalten von Objekten handeln. Die Frage, was für Babys das Lebewesen zum Lebewesen macht, bleibt also offen.

Einige Wissenschaftler sprechen Gesichtermerkmalen und Beinen in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu. Sie nehmen an, dass wir Menschen mit einem angeborenen Interesse für Gesichter und möglicherweise auch andere Körpermerkmale zur Welt kommen. Folglich könnte ein automatischer Sortierprozess dafür sorgen, dass Tiere und Menschen von Anfang an anders wahrgenommen werden als unbelebte Gegenstände.

Verschiedene Studien stützen diese These, indem sie dokumentieren, dass Gesichter tatsächlich schon für Neugeborene besonders interessant sind, und dass sie bereits mit zwei bis vier Monaten entsprechende Informationen nutzen können, um Bilder von Objekten zu kategorisieren. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass Gesichter und Körpermerkmale nicht die einzigen Kriterien zur Unterscheidung von Objektarten darstellen können. Sonst wäre schwer erklärbar, wieso die den Kindern präsentierten Möbel und Tiere, die sämtlich Beine und gesichterähnliche Markierungen aufweisen und sich auf dieser Dimension also gar nicht unterschieden, trotzdem von Babys kategorial differenziert werden.

Noch schwerer ist erklärbar, wieso Babys bereits mit sieben Monaten Menschen von Tieren trennen, obwohl beide Arten von Lebewesen übereinstimmend Gesichter und Beine aufweisen. Sie können dies übrigens unabhängig davon, ob man ihnen isoliert nur Kopf- oder nur Körperinformation zur Verfügung stellt. Scheinbar sind solche Merkmale in jedem Fall wichtig, um innerhalb der Domäne der Lebewesen einzelne Arten zu unterscheiden, aber sie sind nicht alleine ausschlaggebend dafür, dass Babys überhaupt sehr früh zwischen Lebewesen und unbelebten Objekten unterscheiden. Was ist es dann?

Ein ganz wichtiges Kriterium ist das Bewegungsverhalten. Babys interessieren sich von Geburt an für alles, was sich bewegt, und es gelingt ihnen sehr früh, zwischen Dingen zu unterscheiden, die sich von alleine bewegen können und Dingen, die nur unter dem Einfluss einer externen Kraft ihre Position verändern. Dazu müssen sie noch nicht einmal scharf sehen können. Dieses Kriterium erlaubt eine klare Trennung von Menschen und Tieren auf der einen Seite und Pflanzen beziehungsweise unbelebten Dingen auf der anderen Seite. Tatsächlich werden Pflanzen erst im Grundschulalter den Lebewesen zugerechnet. Vorher gelten nur Menschen und Tiere als lebendig.

Wie jüngste Säuglingsstudien dokumentieren, wird das Bewegungskriterium schon von sieben Monate alten Babys für die Differenzierung genutzt. Neben dem Bewegungsverhalten scheinen Kinder auch für die Zielgerichtetheit einer Bewegung und für die Fähigkeit zu kommunizieren, besonders sensitiv zu sein. Lebewesen sind demnach solche Dinge, die sich von alleine bewegen, zielgerichtet handeln und mit denen man in sozialen Austausch treten kann. So grenzen sie sich von unbelebten Objekten ab.

Es macht vermutlich wenig Sinn, entscheiden zu wollen, was wichtiger ist oder zuerst da ist: die Analyse von Merkmalen der äußeren Erscheinung oder die Analyse von Verhaltensmerkmalen. Schließlich verweisen beide auch aufeinander. Wer sich besonders für Gesichter interessiert, wird schnell merken, dass man mit Dingen, die ein Gesicht haben, in den meisten Fällen sozial interagieren kann. Umgekehrt wird jemand, der sich besonders für soziale Interaktionen interessiert, schnell merken, dass die Dinge, mit denen man das tun kann, typischerweise Gesichter haben. Ähnliches gilt für das Interesse an Bewegung und Beinen oder anderen Körperteilen, die mit Bewegungsverhalten in Verbindung stehen. Weil es in der Natur so ist, dass diese Merkmale nicht unabhängig voneinander sind, lernen Babys sehr früh, sie aufeinander zu beziehen und dieses Weltwissen für ihre Kategorienbildung zu nutzen.

Im wahren Leben gelingt die Identifikation der Kategorienzugehörigkeit umso eher, je mehr Hinweisreize zur Verfügung stehen. Dabei kann es sich genauso um Merkmale der äußeren Erscheinung handeln wie um Merkmale des Verhaltens. Kommt beides zusammen, ist die Identifikation besonders leicht und kann helfen, neue Situationen zu interpretieren.

Unsere eigenen Experimente demonstrieren dies anschaulich: Zeigt man sieben Monate alten Babys in einer ersten Szene zunächst ein unbekanntes Tier mit Gesichtsmerkmalen, einem Fell und Federbeinchen, die es rein äußerlich leicht als Tier identifizierbar machen, sowie einen bunten Plastikball mit Punkten, wobei beide Objekte unbewegt in unterschiedlichen Ecken einer kleinen Bühne liegen, dann schauen die Babys sich diese beiden Objekte nur kurz an und scheinen keines von beiden besonders zu bevorzugen.

Zeigt man ihnen in einer zweiten Szene, wie beide Objekte in ständigem Kontakt auf einer kleinen Bühne umeinander rollen, dann verfolgen die Babys das Geschehen mit großer Aufmerksamkeit und wenden ihre Augen kaum ab. Präsentiert man im Anschluss nochmals die erste Szene (Tier und Ball liegen reglos nebeneinander), betrachten sie nun das Tier mit wesentlich größerer Aufmerksamkeit als vorher, während die Blickzeiten für den Ball abnehmen.

Dieses längere Schauen verrät uns, dass die Babys vom Tier, nicht aber dem Ball erwarten, dass seine Bewegung wieder beginnt. Dieser Effekt bricht zusammen, wenn (a) dem Tier die Gesichtsmerkmale entfernt werden, (b) der Fellkörper durch eine künstliche Spirale ersetzt wird oder (c) beide Objekte extern von einer Hand bewegt werden. Mit anderen Worten: Das Zusammenkommen von bestimmten Merkmalen der äußeren Erscheinung mit Merkmalen des Verhaltens ist besonders geeignet, im Kind sein Vorwissen zu aktivieren und dieses Wissen zu nutzen, um eine gegebene Situation zu interpretieren und auf dieser Basis zu antizipieren, was als nächstes passiert.

Im konkreten Fall hat das Kind aus der Konstellation der wahrgenommenen Reize den Schluss gezogen, dass es das Tier gewesen sein muss, welches in der zweiten Szene die Bewegung verursacht hat (falls dieses als Tier identifizierbar war und die Bewegung selbstinitiiert erfolgte) und die konkrete Erwartung abgeleitet, dass sich das Tier und nicht der Ball vermutlich als nächstes bewegen wird. Dieser letzte Punkt ist entscheidend!

Wir müssen uns immer klar machen, dass alles, was wir menschliches Denken nennen, also auch das kategoriale Denken, letztlich nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern einem bestimmten Zweck dient. Bei der Kategorienbildung besteht der Zweck darin, Erfahrungen zu ordnen, um den ökonomischen Rückgriff auf diese Erfahrungen zu ermöglichen, um neue Situationen so einordnen zu können und gegebene Konstellationen so interpretieren zu können, dass eine angemessene Reaktion möglich ist. Die Vorhersage von Verhalten spielt dabei eine zentrale Rolle. Deshalb ist es auch plausibel anzunehmen, dass schon bei der vorsprachlichen Begriffsbildung die Analyse des Verhaltens von Objekten entscheidend sein dürfte.

Fassen wir also zusammen: Lange bevor Kinder beginnen, sich sprachlich zu verständigen, nehmen sie ihre Umwelt differenziert wahr und machen sich Gedanken über die Objekte, denen sie begegnen. Sie ordnen ihre Erfahrungen mit der dinglichen Welt, indem sie zunächst eine grobe Einteilung in Lebewesen (Menschen, Tiere) und unbelebte Objekte vornehmen.

Diese Einteilung orientiert sich sowohl an Merkmalen der äußeren Erscheinung als auch des Verhaltens. Beides wird früh im Gedächtnis gekoppelt. Auf diese Weise ist es möglich, die Kategorienzugehörigkeit von Objekten anhand statischer oder/und dynamischer Merkmale vorzunehmen und auf der Basis dieses Identifikationsprozesses neue Situationen zu interpretieren, Vorhersagen zu machen und angemessen zu reagieren.

Ausgehend von diesen Einsichten untersuchen wir heute gezielt, wie sich das Weltwissen der Kinder im Verlauf des ersten Lebensjahres ausdifferenziert, wie Babys dieses Wissen nutzen, um ihre Umwelt zu interpretieren und wie sie dann lernen, präverbale Kategorien mit sprachlichen Begriffen zu verknüpfen. Im Unterschied zur bisherigen Forschung werden dabei inzwischen zunehmend auch hirnphysiologische Maße mit einbezogen.


Prof. Dr. Sabina Pauen leitet seit dem Jahr 2002 die Abteilung für Entwicklungspsychologie und Biologische Psychologie des Psychologischen Instituts der Universität Heidelberg. Zuvor war sie an den Universitäten Gießen, Tübingen und Magdeburg tätig und verbrachte ein Jahr als Forschungsstipendiatin an der Cornell University (Ithaca). Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sie sich mit der kognitiven Entwicklung in der frühen Kindheit. Für ihre Forschungsarbeiten erhielt sie 1999 den "Charlotte und Karl Bühler-Preis" der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Kontakt: sabina.pauen@psychologie.uni-heidelberg.de


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Quelle:
Ruperto Carola 3/2008, Seite 21-25
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Februar 2009