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VERBAND/067: Berufsverband spricht sich gegen Vorratsdatenspeicherung aus (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 7. Februar 2007

Zu großes Risiko - zu geringer Nutzen

BDP spricht sich gegen Vorratsdatenspeicherung aus


Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) spricht sich gegen die vom Bundesjustizministerium geplante Änderung des Telekommunikationsgesetzes aus. In der beabsichtigten Vorratsdatenspeicherung sieht der Verband einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Grundrechte, das Kommunikations- und Bewegungsverhalten der Bevölkerung. Diplompsychologen und Psychologische Psychotherapeuten würden ebenso wie andere Berufsgruppen durch die sechsmonatige Speicherung aller Handy-, Telefon- und E-Mail-Kontakte zur Nutzung durch Polizei und Nachrichtendienste beeinträchtigt. "Wer darum weiß, dass das eigene Verhalten protokolliert wird, verhält sich anders", erklärte die Präsidentin des BDP, Carola Brücher-Albers. So könnten Menschen sich künftig in kritischen Lebenssituationen scheuen, Beratungsstellen, Psychologen und Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen. Bei Abwägung des Für und Wider sind aus Sicht des Verbandes die Vorzüge deutlich geringer zu bewerten als die Risiken. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes konnten 0,006 % der Straftaten 2005 wegen fehlender Telekommunikationsdaten nicht aufgeklärt werden. Diese geringe Zahl rechtfertigt es nach Ansicht der Präsidentin des BDP nicht, mit der Datenspeicherung ein erhebliches Missbrauchs- und Irrtumsrisiko einzugehen und die Unbefangenheit der Bürger aufs Spiel zu setzen, die die Grundlage für die funktionierende Demokratie und offene Gesellschaft der Bundesrepublik darstellt. Statt diese Gesellschaft gegen entsprechende Bestrebungen der EU zu verteidigen, sei das Bundesjustizministerium dabei, in vorauseilendem Gehorsam eine EU-Richtlinie umzusetzen, von der mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass sie einer juristischen Prüfung nicht standhält.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 7. Februar 2007
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Christa Schaffmann, Pressesprecherin
Glinkastr. 5, 10117 Berlin
Tel. 030/20 91 49 59
Fax: 030/20 91 49 66
E-Mail: c.schaffmann@bdp-verband.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Februar 2007