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VERBAND/069: Luxus Psychotherapeuten-Ausbildung (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 4. Mai 2007

Luxus Psychotherapeuten-Ausbildung

BDP fordert: Angehende Psychotherapeuten müssen entsprechend ihrer akademischen Qualifikation als Diplom-Psychologen bezahlt werden


Am Wochenende tagen die Delegierten des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) in Bad Honnef. Ein wichtiges Thema wird die tarifliche Vergütung von Diplom-Psychologen, Psychologischen Psychotherapeuten sowie Psychologischen Psychotherapeuten in Ausbildung (PiA) sein. Der Verbandsvorstand widerspricht in einem Antrag der ver.di-Bundesfachkommission, die für eine Vergütung der PiA deutlich unter Entgeltgruppe 11 votiert hat. Dies Votum passe schlecht zu den politischen Parolen gegen Hungerlöhne.

Die PiA sind über mehrere Jahre finanziell bis an die Grenze gefordert. Nach einem kompletten Psychologiestudium absolvieren sie eine mehrjährige Ausbildung, die sie selbst bezahlen müssen. Paradoxerweise zählt die akademische Qualifikation während der Ausbildung kaum noch: Die in dieser Zeit in erheblichem Umfang erforderliche Praktische Tätigkeit (z.B. 1200 Stunden in einer Psychiatrischen sowie 600 in einer psychosomatischen Klinik) wird meist nicht vergütet, obwohl sie von diplomierten Psychologen geleistet wird. Aktuellen Studien zufolge lebt die Mehrheit der PiA unterhalb des Existenzminimums. Im Anschluss an die Ausbildung streben die Psychotherapeuten in der Regel die Kassenzulassung an. Das bedeutet in vielen Städten Deutschlands derzeit eine Investition in fünfstelliger Höhe.

Konkret werden die Delegierten über die Forderung an die Tarifvertragsparteien abstimmen, für die Vergütung der sog. Praktischen Tätigkeit eine tarifvertragliche Regelung zu entwickeln, bei der die PiA entsprechend ihrem Hochschulabschluss durch ein der EG 13 entsprechendes Gehalt vergütet werden. Langfristig soll eine Veränderung des Psychotherapeutengesetzes angestrebt werden, durch die die vertiefte Ausbildung in Psychotherapie im Anschluss an den Masterabschluss in Psychologie als Weiterbildung und nicht länger als Ausbildung konzipiert wird.

Die Antragsteller zielen mit ihrem Antrag zum einen auf eine Verbesserung der rechtlichen und finanziellen Situation der PiA. Zum anderen fürchtet der BDP einen erheblichen Nachwuchsmangel an Psychologischen Psychotherapeuten in naher Zukunft, wenn die Ausbeutung dieser Gruppe nicht beendet wird. Die psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung wäre somit mittel- und langfristig gefährdet.


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Quelle:
Pressemitteilung vom 4. Mai 2007
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Christa Schaffmann, Pressesprecherin
Glinkastr. 5, 10117 Berlin
Tel. 030/20 91 49 59
Fax: 030/20 91 49 66
E-Mail: c.schaffmann@bdp-verband.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2007