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VERBAND/181: Schweigepflicht unabdingbar im Heilungsprozess (BDP)


Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Pressemitteilung vom 10. August 2016

Schweigepflicht unabdingbar im Heilungsprozess

BDP: Keine Einschnitte beim Geheimnisschutz


Im Vorfeld der angekündigten Aufweichung der Schweigepflicht auch für Psychologen mahnt der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) einen rationalen Umgang der Politik mit der Terrorgefahr an. "Einschränkung der Schweigepflicht bei Gefährdungen des Klienten oder Dritter bestehen schon lange", erklärt BDP-Präsident Prof. Dr. Michael Krämer. "Für psychologische, psychotherapeutische und ärztliche Tätigkeiten ist der grundsätzliche Schutz persönlicher Geheimnisse ein unabdingbarer Wert. Nur dann öffnen sich die Menschen und ihre Probleme können aufgegriffen und bearbeitet werden."

Bereits jetzt gibt es einen ausreichenden Schutz für die Bevölkerung. In ethischer Hinsicht sind Berufsgeheimnisträger, wie Psychologen, bereits heute bei Gefährdungen gehalten aktiv zu werden. Rechtlich besteht keine Verpflichtung zum Geheimnisschutz bei Gefahrenabwehr, bei schweren Straftaten und der Vorbereitung eines Angriffskrieges.

Die aktuelle Diskussion stört das Vertrauensverhältnis und birgt das Risiko, dass gesundheitliche Dienstleistungen gar nicht erst in Anspruch genommen werden. Wichtiger als ein Eingriff in das Vertrauensverhältnis ist die Bereitstellung von professionellen Dienstleistungen in ausreichender Zahl.

Aktionistisch geprägte Vorschläge im Anschluss an Terroranschläge führen zu erhöhter medialer Aufmerksamkeit, schränken die Freiheit in der Gesellschaft weiter ein und dienen somit den Zielen der Täter.

Psychisch angeschlagene Menschen benötigen unsere Hilfe und Solidarität. Vorschläge, die sie grundsätzlich als Gefährder erscheinen lassen, stigmatisieren und sind kontraproduktiv.

Prävention von Gewalt muss einen höheren Stellenwert als bisher bekommen. Psychologische Unterstützung in Schulen, für Eltern, die einen Rückzug und eine Radikalisierung ihrer Kinder erleben sowie in Flüchtlingsunterkünften kann wirksam Verzweiflungstaten verhindern. Es ist wichtig, dass wir frühzeitig die Ursachen erkennen, die Einzelne zu einer Gefahr für sich selbst oder andere werden lassen könnten. Nur dann kann man gegensteuern. Daneben kann jeder in seinem Umfeld dazu beitragen, dass Konflikte ohne Gewalt gelöst werden, und damit zeigen, dass wir trotz der Bedrohung handlungsfähig bleiben.

Über den Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP):
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) vertritt die beruflichen und politischen Interessen der niedergelassenen, angestellten und beamteten Psychologen und Psychologinnen aus allen Tätigkeitsbereichen. Diese sind unter anderem: Gesundheitspsychologie, Klinische Psychologie, Psychotherapie, Schulpsychologie, Rechtspsychologie, Verkehrspsychologie, Wirtschaftspsychologie, Umweltpsychologie und Politische Psychologie. Der BDP wurde 1946 gegründet und ist Ansprechpartner und Informant für Politik, Medien und Öffentlichkeit. Rund 11.500 Mitglieder sind im BDP organisiert.

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Quelle:
Pressemitteilung 8/2016 vom 10. August 2016
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP)
Alenka Tschischka, Pressesprecherin
a.tschischka@bdp-verband.de
Am Köllnischen Park 2, 10179 Berlin
Tel. 030 - 209 166 620
Fax: 030 - 209 166 680
a.tschischka@bdp-verband.de
Internet: www.bdp-verband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2016

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