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MELDUNG/041: Exweltmeister Grigorian vom Rückkehrfieber kuriert (SB)



43jähriger konzentriert sich auf seinen Trainerposten bei Universum

Wie viele andere Boxer, die auf eine erfolgreiche Karriere im Ring zurückblicken können, deren Ende bereits etliche Jahre zurückliegt, hat auch Artur Grigorian das Rückkehrfieber erfaßt. Im Unterschied zu seinen Zunftkollegen, die dem Traum so lange nachhingen, bis er ihnen wie im Falle Henry Maskes einen flüchtigen Glücksmoment bescherte oder wie bei Axel Schulz schnurstracks ins Debakel führte, hat er jedoch bereits nach wenigen Wochen die Bremse gezogen und ein Comeback definitiv ausgeschlossen.

Der Armenier war acht Jahre lange von 1996 bis 2004 Weltmeister der WBO im Leichtgewicht und brachte es in seiner aktiven Laufbahn auf 37 Siege bei nur einer Niederlage. Damit gehörte er zu den allerersten und zugleich erfolgreichsten Titelträgern des Universum-Boxstalls, für den der inzwischen 43jährige als hauptamtlicher Trainer tätig ist. Er betreut unter anderem den ambitionierten Schwergewichtler Denis Boitsow und die ungarischen Brüder Bedak.

Ausschlaggebend für die zwischenzeitlichen Comebackpläne Artur Grigorians war ein Angebot des Polen Matt Zegan, am 6. März in Kattowitz einen späten Rückkampf auszutragen. Ihr erstes Duell hatte der Armenier im Januar 2003 knapp nach Punkten gewonnen, wofür sich der erst 33jährige Pole nun revanchieren wollte. Teils herausgefordert von seinem damaligen Gegner, teils in der Hoffnung auf eine Wiederkehr ins Rampenlicht, hatte Grigorian begonnen, sich ernsthaft auf ein Comeback vorzubereiten. Nun hat sich der ehemalige Weltmeister jedoch entschieden, das Angebot Zegans auszuschlagen.

Wie Grigorian auf der Internetseite der Universum Box-Promotion unter Bedauern berichtet, hätte er "wahnsinnig gerne" gegen Matt gekämpft. Vier Wochen intensiver Vorbereitung hätten ihn jedoch eines Besseren belehrt, da ihm sein Körper die Rote Karte gezeigt habe. Was er im Kopf wolle, könne der Körper nicht umsetzen, weil es ihm nicht gelinge, zu seiner früheren Leistungsstärke zurückzukehren. Da eine Steigerung im Training nicht mehr möglich war, sei die Sorge vor einer Verletzung gewachsen.

Als Trainer bei Universum trage er die Verantwortung für seine Boxer, die er in führende Positionen in den Weltranglisten bringen wolle. Darauf müsse er sich voll und ganz konzentrieren und könne sich keine Pause leisten. Er bedauere sehr, alle Leute verrückt gemacht zu haben. Matt sei ein großer Boxer, den er zu gern noch einmal besiegt hätte. Leider komme die Idee, eine Revanche auszutragen, für ihn fünf Jahre zu spät.

Dietmar Poszwa, Schwiegersohn und Juniorpartner Klaus-Peter Kohls, attestiert Artur Grigorian großen Ehrgeiz. Andererseits müsse auch eine entsprechende körperliche Fitness vorhanden sein, die in seinem Alter leider nicht mehr gegeben sei. Er habe von diesem Kampf abgeraten und sei froh, daß Artur zu demselben Schluß gekommen ist. Es wäre einfach ein großer Verlust, wenn er als Trainer ausfallen würde und für seine Boxer keine gute Vorbereitung gewährleistet wäre.

Seiner Entscheidung ungeachtet wird Artur Grigorian am 6. März nach Kattowitz reisen, wo er zwar nicht als Boxer in den Ring steigen, wohl aber seinen Schützling Alex Kuziemski ins Gefecht schicken will. Dieser hatte bei seinem letzten Auftritt im August 2009 eine Niederlage gegen Jürgen Brähmer bezogen und möchte sich nun mit einer überzeugenden Leistung rehabilitieren. Er trifft auf den Berliner Lars Buchholz, den eine Bilanz von elf Siegen und drei Niederlagen als einen handhabbaren Aufbaugegner ausweist.

12. Februar 2010