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MELDUNG/130: Felix Sturm investiert in eigenständige Zukunft (SB)



Weltmeister eröffnet sein neues Gym in der Kölner Südstadt

Felix Sturm, den die World Boxing Association (WBA) als Superchampion im Mittelgewicht führt, will am 4. oder 11. September in der Kölner Lanxess-Arena den ersten Kampf in Eigenregie veranstalten. Dies bestätigte der 31 Jahre alte Leverkusener bei der Eröffnung seines neuen 1.200 m² großen Trainingsgyms in der Kölner Südstadt, dessen Baukosten 350.000 Euro betrugen. Der Gegner muß noch gefunden werden, doch steht fest, daß der Kampf im deutschen Free-TV zu sehen sein wird, wobei RTL und Sat.1 als Kandidaten in Frage kommen.

Am 27. Mai findet vor dem Landgericht Hamburg die mündliche Anhörung im Vertragsstreit mit der Universum Box-Promotion statt, mit einem erstinstanzlichen Urteil wird im Juli gerechnet. Sturm zweifelt die Rechtmäßigkeit einer Optionsvereinbarung mit seinem früheren Promoter an, derzufolge sich sein im November 2009 ausgelaufener Dreijahresvertrag um weitere drei Jahre verlängert hatte. Sein Hamburger Anwalt Sebastian Cording rechnet fest mit einem juristischen Erfolg, bestätigt aber zugleich, daß der Kampf im September durch eine Einstweilige Verfügung gestoppt werden könnte. Bei einer juristischen Niederlage drohen dem Leverkusener im schlimmsten Fall Schadenersatzforderungen von seiten des Universum-Boxstalls.

Wie Sturm mitteilte, warte er zunächst das Urteil ab, um danach mit vollem Einsatz in die Vorbereitung zu starten. Sein prominenter neuer Trainer, der US-Amerikaner Freddie Roach, wird sieben Wochen vor dem Kampftermin nach Köln kommen, um die spezifische Vorbereitung zu leiten. Für das Rahmenprogramm planen Sturms Manager Auftritte von internationalen Popstars wie Black Eyed Peas und Christina Aguilera. "Wir wollen aus den Auftritten von Felix internationale Topevents machen", kündigte PR-Manager Manfred Meier an.

Als Felix Sturm und sein Team das neue Gym in der Kölner Südstadt präsentierten, waren knapp 400 geladene Gäste zugegen, darunter Nationalstürmer Lukas Podolski. Unter dem Markenzeichen "Team Felix Sturm Boxing" will der Weltmeister sich selber wie auch andere aussichtsreiche Boxer promoten. Um dieses Vorhaben erfolgreich auf den Weg zu bringen, hat er ein schlagkräftiges Team versammelt. Neben Manager Roland Bebak, Fitneßtrainer Clive Salz, PR-Berater Manni Meier und TV-Vermarkter Philip Cordes wird in den kommenden Wochen vor allem Rechtsanwalt Sebastian Cording eine wichtige Rolle spielen.

Nach dem Vorbild der Brüder Klitschko, die sich ebenfalls im Streit vom Universum-Boxstall getrennt und erfolgreich selbst vermarktet haben, setzt auch Felix Sturm auf seine Popularität beim nicht gerade verwöhnten deutschen Boxpublikum. Wie die beiden Ukrainer möchte auch der gebürtige Bosnier seine Auftritte bei einem Privatsender zu Quotenrennern machen, weitere Sponsoren gewinnen und sein eigenes Unternehmen finanzieren. Ob er dabei von den Problemen seines früheren Arbeitgebers Universum profitieren kann, der angesichts des im Sommer auslaufenden Vertrags mit dem ZDF einer ungewissen Zukunft entgegensieht, wird sich erweisen.

Felix Sturm hat viel riskiert, zumal seine letzte Titelverteidigung angesichts des Rechtsstreits mit Universum fast ein Jahr zurückliegt. Ein erster Durchbruch waren die vielversprechenden Verhandlungen mit potentiellen Fernsehpartnern, die jedoch noch längst nicht unter Dach und Fach sind. Ein weiteres positives Signal war die Entscheidung der WBA, ihm nicht wegen Passivität den Titel abzuerkennen, sondern auf die privilegierte Position des Superchampions zu befördern. Sturm, der seit 2007 zum dritten Mal Weltmeister ist und seinen WBA-Titel bereits siebenmal erfolgreich verteidigt hat, gilt nach Arthur Abrahams Aufstieg ins Supermittelgewicht und Kelly Pavliks überraschendem Titelverlust derzeit als weltbester Boxer im Mittelgewicht. Da er auch außerhalb des Rings eine gute Figur macht und sowohl bei der gewerblichen Vermarktung als auch bei Medienauftritten überzeugt, liegt es nun am Hamburger Landgericht, entweder den letzten Brocken aus dem Weg zu räumen oder diesen als Stolperstein in Stellung zu bringen.

14. Mai 2010