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MELDUNG/298: Öner und King durchkreuzen Klitschkos Pläne (SB)



Titelverteidigung gegen Odlanier Solis rückt in greifbare Nähe

Vitali Klitschko wird seinen WBC-Titel früher als geplant gegen den nächsten Pflichtherausforderer verteidigen. Der Weltmeister muß innerhalb von 100 Tagen nach dem Ausscheidungskampf zwischen dem Kubaner Odlanier Solis aus dem Arena-Boxstall und dem US-Amerikaner Ray Austin, die am 17. Dezember in Miami in den Ring steigen, gegen den Sieger antreten. Der Antrag des Ukrainers, vor seiner Pflichtverteidigung im Juni noch einen Kampf im März bestreiten zu dürfen, wurde auf dem Kongreß des World Boxing Council im mexikanischen Cancun abgelehnt. Klitschko wollte zum 40jährigen Jubiläum der legendären Ringschlacht zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier einen Auftritt im New Yorker Madison Square Garden über die Bühne bringen.

Bei der 48. WBC-Convention kam es zu einer heftigen Kontroverse, als Promoter Ahmet Öner und dessen US-Partner Don King lautstark gegen den Wunsch Klitschkos protestierten. Während sich der Vorstand des Verbands im Laufe der Debatte der Argumentation Öners und Kings anschloß, schlug sich Präsident José Sulaiman auf die Seite des Ukrainers. Als sich keine Einigung abzeichnete, stand Sulaiman erbost auf, verkündete seinen Rücktritt und verließ den Sitzungssaal.

Sulaiman, der für seine emotionalen Ausbrüche bekannt ist, kehrte nach einer 90minütigen Mittagspause wie erwartet auf seinen Platz zurück und entschuldigte sich für die Entgleisung. Unterdessen war zwischen Ahmet Öner, Don King und Klitschkos Vertreter Tom Löffler ein Kompromiß ausgehandelt worden, dem zufolge der Weltmeister seine Anfrage offiziell zurückzieht und im Gegenzug sein Kampf gegen den Pflichtherausforderer in der genannten Frist von 100 Tagen nach dem 17. Dezember also bis spätestens 26. März 2011 ausgetragen werden muß. Sollten sich die beteiligten Parteien nicht auf Austragungsort und Börsen einigen, würde der Titelkampf am 28. Dezember in Mexiko versteigert.

In einer offiziellen Pressemitteilung des Arena-Boxstalls zeigte sich Öner sehr zufrieden mit der Regelung. Man habe bekommen, was man wollte, während Klitschkos Antrag abgelehnt worden sei. "Daß er nicht gegen Solis boxen wollte, zeigt doch nur, daß er Angst hat. Er weiß, daß Solis einer der ganz Wenigen auf der Welt ist, die ihm wirklich gefährlich werden können." Nun könne man zeigen, daß man im Unterschied zu David Haye oder Alexander Powetkin vor Klitschko nicht weglaufe und abwarte, bis er zurückgetreten ist. Solis würde lieber heute als morgen gegen den Champion kämpfen, da er nicht nur Weltmeister werden, sondern Vitali in Rente schicken wolle. Diese Chance werde er im März bekommen, wenn er vorher am 17. Dezember Ray Austin schnell aus dem Weg räumt und dann auch Vitali ausknockt, trumpfte Öner auf.

Odlanier Solis wurde zwischenzeitlich an Nummer eins der WBC-Rangliste geführt, während man Ray Austin, der zuvor diesen Platz eingenommen hatte, aus den Top Ten herausnahm, weil er nicht gegen den Kubaner antreten wollte. Nach einer Klagedrohung von Austins Promoter Don King setzte das WBC den US-Amerikaner jedoch wieder an die Spitze ihrer Rangliste und stufte Solis auf den zweiten Platz herab. Solis Manager und Co-Promoter Ahmet Öner hob den bestehenden 50prozentigen Co-Promotervertrag mit Bob Arum (Top Rank) in beiderseitigem Einverständnis auf und ging mit Don King einen neuen Co-Promoter-Vertrag ein. Dieses Manöver schuf die Grundlage dafür, daß Solis und Austin nun doch zum offiziellen Ausscheidungskampf gegeneinander antreten. Da der Kubaner sich aller Voraussicht nach dabei durchsetzen wird, steht sein Duell mit Vitali Klitschko zu erwarten, das aus Sicht der deutschen Boxfans zweifellos reizvoll wäre.

6. November 2010