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MELDUNG/556: Ringrichter verhilft Mares zum Sieg über Agbeko (SB)



Finale des Turniers im Bantamgewicht - Don King legt Protest ein

Das Finale des vom Sender Showtime durchgeführten Turniers im Bantamgewicht stand im Zeichen einer katastrophalen Leistung des Ringrichters. Wenngleich das Duell im Hard Rock Hotel and Casino von Las Vegas zwischen dem Mexikaner Abner Mares und IBF-Weltmeister Joseph Agbeko auf hohem Niveau ausgetragen wurde, verdankte der Herausforderer Punktsieg und Titelgewinn nicht zuletzt der ausgesprochen schwachen Leistung von Referee Russell Mora.

Der Mexikaner fand rascher in den Kampf als sein Kontrahent und dominierte die erste Runde. Als der in die Seile gedrängte Agbeko nach einer Kombination ausrutschte, wertete dies der Ringrichter irrtümlich als Niederschlag und zählte Agbeko an. Bereits im zweiten Durchgang schlug Mares gefährlich tief, doch beließ es der Referee bei Ermahnungen, wie er auch im weiteren Verlauf zahlreiche Tiefschläge entweder übersah oder nicht ahndete. Im vierten Durchgang wirkte der Mexikaner nach einem schweren Treffer angeschlagen, wofür er sich in der folgenden Runde ungestraft mit weiteren Tiefschlägen revanchierte.

In der zweiten Hälfte des Kampfs zollte Mares zunehmend seinem hohem Anfangstempo Tribut, so daß der Titelverteidiger immer besser zur Geltung kam. Spätestens ab der neunten Runde gewann Agbeko mit seinen klaren Treffern eindeutig die Oberhand und schien nun endgültig das Blatt zu wenden. Der Mexikaner verpaßte seinem Gegner jedoch weitere Tiefschläge und schickte ihn im elften Durchgang auf diese Weise zu Boden. Statt ihm endlich einen Punkt abzuziehen zählte der Ringrichter Agbeko an, der dadurch eine starke Runde abgeben mußte. Auch im zwölften und letzten Durchgang machte der Champion die bessere Figur, doch konnte er den Punktsieg des Herausforderers nicht mehr abwenden (113:113, 115:111, 115:111).

So verbesserte Abner Mares seine Bilanz auf 22 Siege und ein Unentschieden und sicherte sich den Turniersieg wie auch den Gürtel der IBF. Er reklamierte im anschließenden Interview für sich, den Kampf kontrolliert, gute Treffer gelandet und kein einziges Mal zu tief geschlagen zu haben. Er bearbeite eben gern den Körper seines Gegners und werde überdies häufig heruntergedrückt. Abschließend bedankte sich der Mexikaner bei seinem Promoter und Showtime für diese Gelegenheit.

Es war nicht das erste Mal, daß Joseph Agbeko auf so unerfreuliche Weise den kürzeren gezogen hatte. Er erinnerte im Interview daran, daß er schon in seinem Kampf gegen Vic Darchinyan den Ringrichter gegen sich gehabt habe. Das sei im aktuellen Fall nicht anders gewesen, da ihm sein Gegner wohl 20 Tiefschläge verpaßt habe, ohne daß der Referee Konsequenzen daraus gezogen hätte. Daher fordere er einen umgehenden Rückkampf, denn man könne doch kein echter Champion sein, wenn einem der Ringrichter zum Sieg verholfen habe.

Aller Kritik zum Trotz zeigte Russell Mora keinerlei Einsicht. Er stellte in Abrede, einem der Boxer geholfen zu haben, und berief sich auf das Reglement. Der Herausforderer habe auf die Gürtellinie und somit regulär geschlagen. Alle Treffer, die er gesehen habe, seien regelkonform gewesen. Er werde sich die entsprechenden Szenen auf jeden Fall noch einmal in Zeitlupe anschauen.

Die Kommentatoren des Senders Showtime hielten mit ihrer Entrüstung nicht hinter dem Berg und sprachen von der schlechtesten Ringrichterleistung, die sie in 15 Jahren Boxen gesehen hätten. Nicht anders bewertete Don King die umstrittene Niederlage seines Boxers. Der Promoter legte Protest bei der IBF wie auch der Boxkommission von Nevada ein. Sein Einwand galt in erster Linie den Entscheidungen Russell Moras, der wie geschildert zahlreiche Tiefschläge nicht bestraft und in zwei Fällen nicht regelkonforme Niederschläge gegen Agbeko gewertet hatte. Sollte dem Protest beim Verband Erfolg beschieden sein, dürfte es wohl zu einem umgehenden Rückkampf kommen. Darüber hinaus setzt sich Don King bei der Boxkommission von Nevada dafür ein, den Ringrichter zu sanktionieren.

16. August 2011