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MELDUNG/640: Selbst ein Niederschlag konnte Tyson Fury nicht bremsen (SB)



Kanadier Neven Pajkic unterliegt in der dritten Runde

Im Kampf gegen den Kanadier Neven Pajkic machte der führende britische Schwergewichtler Tyson Fury eine Erfahrung, die ihm bis dahin erspart geblieben war. Der 23 Jahre alte Commonwealthmeister ging in der zweiten Runde erstmals in seiner Karriere zu Boden, doch nahm er im folgenden Durchgang postwendend Revanche, schickte seinen Gegner auf die Bretter und machte wenig später dem Gefecht ein Ende. Während der Brite damit auch seinen 17. Profikampf gewann, bezog Pajkic in ebenso vielen Auftritten erstmals eine Niederlage.

Das Publikum in Manchester bekam zwar keinen hochklassigen, aber dennoch einen turbulenten Kampf zu sehen, der bereits in der ersten Runde für Spannung sorgte. Während der Kanadier versuchte, in der Halbdistanz mit wilden Schwingern zum Zuge zu kommen, setzte Fury auf Konter. Da beiden mit dieser Vorgehensweise der Erfolg versagt blieb, verlegten sich die Kontrahenten im folgenden Durchgang auf den offenen Schlagabtausch. Als der Brite seine linke Führhand hängen ließ, überraschte ihn Pajkic mit einem seiner Schwinger, worauf Fury Bekanntschaft mit den Brettern machte. Zwar kam er umgehend wieder auf die Beine und wirkte wenig beeindruckt, doch mußte er kurz vor dem Pausengong einen weiteren Volltreffer verkraften, worauf er sich an dem Kanadier festklammerte, um die letzten Sekunden zu überstehen.

Wer erwartet hatte, daß Neven Pajkic in der dritten Runde erneut auftrumpfen würde, sah sich getäuscht. Fury kam zügig aus seiner Ecke und verpaßte seinem Gegner Treffer mit der Führhand wie auch gefährliche Uppercuts, die den Kanadischen Meister in Bedrängnis brachten. Nachdem er im Infight mehrere Schläge eingesteckt hatte, sank er schwer angeschlagen zu Boden. Nun ließ der Brite nicht locker und streckte den Kontrahenten ein zweites Mal nieder. Als Pajkic noch einmal aufstand, traf ihn ein weiterer Aufwärtshaken, worauf der Ringrichter eingriff und dem Kampf ein Ende machte.

Die Zuschauer spendeten begeistert Beifall, da Tyson Fury einmal mehr einen dramatischen Auftritt hingelegt hatte. Mochte er auch bei seiner leichtfertig offenen Deckung in der zweiten Runde eine Schwäche an den Tag gelegt haben, die sofort bestraft wurde, so machte er in der Folge in den Augen seiner Fans alles wieder gut. Es sei ein guter Treffer des Kanadiers gewesen, räumte Fury im anschließenden Interview ein. "Ich bin aber wieder aufgestanden und habe ihn gestoppt", unterstrich er seine Nehmerqualitäten. Der Niederschlag habe ihn wachgerüttelt und nicht entscheidend geschwächt. Die Zuschauer seien bei den drei Niederschlägen voll auf ihre Kosten gekommen. Möglicherweise müsse der Ringrichter nun Kritik einstecken, weil er den Kampf rasch abgebrochen habe. Indessen wäre ein Schlag später ohnehin alles vorbei gewesen.

Promoter Mick Hennessy war voll des Lobes und erklärte, er habe angenommen, daß ein spannenderer Kampf als der Tyson Furys gegen Nicolai Firtha nicht möglich sei. Die beiden hatten einander am 17. September in Belfast einen lebhaften Schlagabtausch geliefert, bei dem der Brite in der dritten Runde in Bedrängnis geriet, als sein US-amerikanischer Gegner mit zwei Haken durchkam. Sichtlich angeschlagen drohte Fury zu Boden zu gehen und rettete sich gerade noch mit Klammern über diese kritische Situation. In der Folge dominierte jedoch wieder der Brite, der seinen Widersacher mit wuchtigen Schlägen traktierte, die schließlich zum Abbruch in der fünften Runde führten.

Wie Hennessy nun im Überschwang des ähnlich herausgekämpften Sieges gegen den Kanadier verkündete, habe ihn das Duell mit Pajkic an den legendären Kampf zwischen Hagler und Hearns erinnert. Mochte dieser Vergleich auch zu hoch gegriffen sein, so lag der Promoter doch nicht ganz falsch mit seiner Behauptung, daß Fury derzeit der aufregendste Schwergewichtler sei und irgendwann auch der beste sein werde. Er verfüge über ausgezeichnete boxerische Fähigkeiten und könnte es sich viel einfacher machen, doch liebe er es einfach zu kämpfen. Wenngleich sich bei dieser Interpretation der Verdacht aufdrängt, Hennessy versuche aus der Not eine Tugend zu machen, kann man andererseits unterstreichen, daß bei Furys Auftritten selten Langeweile aufkommt. In den oberen Rängen der leichteren Gewichtsklassen mag das Standard sein, doch unter Schwergewichtlern gilt so etwas heutzutage beinahe schon als Adelsprädikat.

15. November 2011