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MELDUNG/738: Marco Huck kehrt vorerst ins Cruisergewicht zurück (SB)



Mit Ola Afolabi erwartet ihn ein gefährlicher Herausforderer

Marco Huck kehrt ins angestammte Cruisergewicht zurück, wo er amtierender Weltmeister des Verbands WBO ist. Damit folgt der Berliner nach seinem beeindruckenden Auftritt im Kampf gegen Alexander Powetkin dem Rat seines Promoters Wilfried Sauerland. Dieser ist Auffassung, daß es gegenwärtig das beste sei, zunächst den Titel in der niedrigeren Gewichtsklasse zu verteidigen. Mit seinen 27 Jahren sei Huck doch recht jung und könne zu einem späteren Zeitpunkt immer noch ins Schwergewicht aufsteigen. Schweren Herzens verabschiedet sich sein Schützling vorerst von der Aussicht auf eine lukrative Revanche gegen den Russen wie auch der von seiten der Klitschkos nicht mehr ausgeschlossenen Perspektive, mit einem der beiden Ukrainer in den Ring zu steigen. Wie Huck unumwunden einräumt, hätte er liebend gern sofort im Schwergewicht nachgesetzt. Er habe sich aber überreden lassen, seine Karriere vorerst im Cruisergewicht fortzusetzen. Diese Entscheidung gehe für ihn schon in Ordnung, da er eben in seinem alten Limit "alles kurz klein" hauen werde. Beginnen wolle er mit Ola Afolabi, der trotz seiner anerkannten Stärke keine Chance gegen ihn habe.

Bei ihrer ersten Begegnung im Ring hatte ihm der 31 Jahre alte Brite im Dezember 2009 schwer zugesetzt. Seither hat sich Afolabi weiter verbessert und zuletzt den stark eingeschätzten Russen Valeri Brudow durch Aufgabe nach der fünften Runde überraschned souverän bezwungen. Während Marco Huck 23 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, kann der Pflichtherausforderer mit 19 Siegen, zwei Niederlagen und drei Unentschieden aufwarten. Ola Afolabi steht bei der Promotion der Klitschkos unter Vertrag, die bereits Verhandlungen mit Sauerland Event führt. Nähere Einzelheiten über den Kampf werden in den nächsten Tagen erwartet.


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WBC-Präsident Sulaiman lehnt Haye als Gegner Klitschkos ab

Sollten kursierende Gerüchte zutreffen, Vitali Klitschko habe bereits das Gelsenkirchener Fußballstadion für den 2. Juni reservieren lassen, um an diesem Tag mit David Haye in den Ring zu steigen, muß der Ukrainer umdisponieren. WBC-Präsident José Sulaiman hat sich definitiv gegen die Zulassung des Briten für diesen Auftritt ausgesprochen und zur Begründung angeführt, Haye sei nicht in der Rangliste des Verbands vertreten. Besäße der Brite eine Lizenz, nähme sie ihm die Boxkommission seines Landes in Reaktion auf die Prügelei mit Dereck Chisora mit Sicherheit ab. Ließe man diesen Boxer für die Herausforderung Klitschkos zu, gäbe man ein denkbar schlechtes Beispiel ab, so Sulaiman.

Wie es scheint, hat David Haye also mit seinem provozierenden und in ein Handgemenge ausartenden Auftritt auf der Münchner Pressekonferenz nach Vitali Klitschkos Sieg über Dereck Chisora den Bogen überspannt. Ob kalkulierend inszeniert oder seinem hitzigen Temperament entsprungen brachte das Spektakel den Briten zwar wieder in aller Munde, doch waren die Reaktionen in den Medien derart negativ, daß Haye den Bonus des Bösewichts, der dem Boxsport erst die nötige Würze verleiht, offenbar nicht zu seinen Gunsten plazieren kann.

Der Präsident des WBC sieht durchaus das Vermarktungspotential der alten Fehde zwischen den Klitschkos und David Haye, doch rät er dem Weltmeister dringend dazu, "an die ganze Welt" zu denken und sich nicht nur auf jenes Gebiet zu beschränken, wo er zuletzt gekämpft hat. Vitali sollte sich seines Erachtens "jetzt nach etwas Wichtigerem und Globaleren" umsehen. Sollte Sulaiman nicht eine Wende in die entgegensetzte Richtung vollziehen, womit angesichts seiner deutlichen Botschaft kaum zu rechnen ist, muß sich der WBC-Champion einen anderen Gegner suchen.

Im Nebenlauf stellt sich natürlich die Frage, was der Verbandspräsident mit seiner sibyllinischen Wortwahl bezweckt. Man darf wohl annehmen, daß Sulaiman, dessen langjährige Freundschaft mit Don King Legende ist, Klitschko für einen Herausforderer aus den USA interessieren möchte. Der Ukrainer hat seinen Gürtel zuletzt gegen den Briten Dereck Chisora, Tomasz Adamek aus Polen und den Kubaner Odlanier Solis verteidigt. Sein Kampf gegen Shannon Briggs datiert vom 16. Oktober 2010 und war gewissermaßen nur ein Intermezzo nach Klitschkos Duell mit einem weiteren Europäer in Gestalt des Polen Albert Sosnowski. Geht es nach dem ukrainischen Brüderpaar, das sich in Eigenregie und damit unter Ausschluß US-amerikanischer Promoter hierzulande höchst erfolgreich vermarktet, müssen sich Boxer aus den USA hinten anstellen, sofern sie nicht wie Briggs nostalgische Emotionen beim Boxpublikum wachrufen.

11. März 2012