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MELDUNG/824: Umstrittene Niederlage Pacquiaos hat offenbar Bestand (SB)




Weltverband WBO will Wertung nicht revidieren

Nicht zu bestreitende Fehlurteile nachträglich aufzuheben sind die führenden Weltverbände selten geneigt. Das gilt auch für die umstrittene Wertung im Kampf zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley, die höchstwahrscheinlich Bestand haben wird. Selbst wenn er Pacquiao als Sieger ansehen würde, wäre das Urteil der Punktrichter doch rechtens und könne von der Verbandsführung nicht aufgehoben werden, unterstrich WBO-Präsident Francisco Valcarcel. Er will jedenfalls keine Erklärung abgeben, die Wertung zu revidieren. Dabei hatte die World Boxing Organization selbst ein Gremium von fünf renommierten internationalen Punktrichtern eingesetzt, die im Zuge einer Überprüfung den Kampf ausnahmslos mehr oder weniger deutlich zugunsten des Philippiners werteten (118:110, 117:111, 117:111, 116:112, 115:113).

Gewonnen hatte am 9. Juni in Las Vegas jedoch nach offizieller Lesart der US-Amerikaner Timothy Bradley, den zur allgemeinen Überraschung von Experten und Zuschauern zwei der drei Punktrichter in Führung sahen. Den 33jährigen Manny Pacquiao, der seit 2005 nicht mehr besiegt worden war, kostete dieses Fehlurteil den Titel der WBO im Weltergewicht. Zwar will sich der Vorsitzende der Boxkommission von Nevada, Keith Kizer, zusammen mit den Punktrichtern Duane Ford, C.J. Ross und Jerry Roth die Aufzeichnung des Kampfs noch einmal ansehen, doch gilt auch in diesem Fall als unwahrscheinlich, daß die knappe Entscheidung zugunsten Bradleys aufgehoben wird.

In derart strittigen Fällen kommt es nicht selten zu einer Revanche, die entweder vom beteiligten Weltverband anberaumt oder von Promotern und Boxern favorisiert wird. Auf diese Weise umschifft man das Problem, mit einer nachträglichen Aufhebung der Wertung die Tür zu künftigen Einsprüchen zu öffnen, und erschließt zugleich die naheliegende Geldquelle eines durch die Kontroverse hoch aufgeladenen Rückkampfs. Pacquiao selbst hat sich inzwischen für einen weiteren Kampf gegen Bradley ausgesprochen, doch wird das philippinische Boxidol noch seinen Promoter Bob Arum überzeugen müssen, der die Revanche zunächst gefordert, dann aber in einer Kehrtwende sein Desinteresse an einer Neuauflage signalisiert hat. Da beide Boxer bei ihm unter Vertrag stehen, rechnet er sich offenbar bei ihrem getrennten Einsatz noch bessere Vermarktungsmöglichkeiten aus.

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Geplanter Kampf zwischen Balzsay und Magee abgesagt

WBA-Weltmeister Karoly Balzsay verteidigt seinen Titel im Supermittelgewicht nicht wie vorgesehen am 7. Juli gegen den Interimschampion Brian Magee. Das Team des Nordiren hatte die Rechte an dem Kampf ersteigert und wollte ihn in Kopenhagen veranstalten, um sich im Falle des erhofften Sieges für ein Duell mit dem prominenten Dänen Mikkel Kessler zu empfehlen. Medienberichten zufolge hat der 32 Jahre alte Ungar aus dem Universum-Boxstall den Vertrag noch nicht zurückgeschickt, was nur bedeuten kann, daß er kein Interesse an diesem Duell zumindest zu dem zunächst ins Auge gefaßten Zeitpunkt hat.

Warum Balzsay dieses von der WBA geforderte Duell vorerst platzen läßt, ist bislang nicht klar. Ein Grund könnte sein, daß der Kampf gegen den stark eingeschätzten Magee nach der schweren Titelverteidigung gegen Dimitri Sartison zu früh für den Ungarn kommt. Ob gewisse interne Kontroversen bei Universum, die von einigen Medien kolportiert wurden, eine Rolle spielen, bedarf noch der Klärung. Daher bleibt vorerst ungewiß, ob Balzsay lediglich eine Verschiebung des Kampfs im Sinn hat oder ihn überhaupt nicht austragen möchte. Sollte dieses Duell nicht nachgeholt werden, müßte der Ungar mit der Aberkennung des Gürtels rechnen. Der 36 Jahre alte Interimsweltmeister Brian Magee könnte dann um den vakanten Titel kämpfen und dabei möglicherweise Mikkel Kessler zum Gegner haben, der früher selbst WBA-Champion im Supermittelgewicht gewesen war.

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Alexejew und Arslan einigen sich auf Revanche

Die Cruisergewichtler Alexander Alexejew und Firat Arslan hatten einander am 11. Mai in Göppingen einen verbissenen Kampf geliefert, in dem Alexejew dank einer starken Schlußphase ein Unentschieden und damit den Titel des Europameisters rettete. Indessen stand Arslan mit seiner Auffassung nicht allein, er habe insgesamt gesehen zumindest leichte Vorteile auf seiner Seite gehabt.

Unter diesen Umständen bot sich natürlich eine Revanche an, auf die sich die beiden Seiten nach Angaben der Europäischen Boxunion (EBU) nun geeinigt haben. Noch ist es zu früh, um Ort und genauen Termin zu nennen. Da der erste Kampf nahe Arslans Heimatort Süßen stattfand, ist damit zu rechnen, daß man sich für den zweiten Streich auf Hamburg einigen wird, wo auch die beteiligen Promoter Universum und Erol Ceylan ansässig sind.

23. Juni 2012