Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/908: Henry Maske winkt Aufnahme in die Hall of Fame (SB)




Neben Virgil Hill und Arturo Gatti Kandidat für 2013

Der frühere Weltmeister Henry Maske hat Aufnahme in den Kreis der Kandidaten gefunden, die im Juni 2013 Mitglied der Ruhmeshalle des Boxsports werden können. Der 48jährige wurde von der International Boxing Hall of Fame (IBHOF) zur Aufnahme vorgeschlagen. Der frühere Halbschwergewichtler wäre nach dem 1990 aufgenommenen ehemaligen Schwergewichtsweltmeister Max Schmeling erst der zweite deutsche Boxer, der den Weg in die Ruhmeshalle fände. Neben Maske wurden auch sein Erzrivale Virgil Hill sowie der mittlerweile verstorbene ehemalige Halbweltergewichtschampion Arturo Gatti für den Jahrgang 2013 nominiert.

"Ich würde mich sehr freuen, wenn Max Schmeling einen Nachfolger in der Hall of Fame finden würde. Henry Maske hatte nicht nur eine großartige Profikarriere, sondern war auch als Amateur überaus erfolgreich. Er ist ein wahrer Champion", begründete IBHOF-Präsident Ed Brophy die Aufnahme des Deutschen in den Kandidatenkreis. Bis zum 31. Oktober stimmen weltweit 50 Boxhistoriker und die Mitglieder der Boxing Writers Association of America (BWAA) über die Aufnahme ab. Das Ergebnis wird im Dezember bekanntgegeben.

Henry Maske, der in Rechtsauslage boxte, wurde 1988 in Seoul Olympiasieger im Mittelgewicht und ein Jahr später in Moskau Weltmeister im Halbschwergewicht. Er wechselte 1990 ins Profilager und sicherte sich 1993 im Kampf gegen Charles Williams den IBF-Titel, den er insgesamt zehnmal verteidigen konnte. Nach seiner knappen Niederlage beim vorab angekündigten Abschiedskampf gegen Virgil Hill beendete Maske 1996 seine Karriere. Im März 2007 hatte der "Gentleman" einen spektakulären Auftritt, als er nach über zehnjähriger Pause für einen Kampf in den Ring zurückkehrte und Virgil Hill nach Punkten besiegte, der ihm die einzige Niederlage als Profi beigebracht hatte. Maske hat in seiner erfolgreichen Karriere, die ihn in Deutschland zu einem der populärsten Sportler machte, 31 Profikämpfe gewonnen und nur einen verloren.

*

Trainer Eddie Mustafa hält Hasim Rahman die Tür offen

Nach Hasim Rahmans enttäuschendem Auftritt gegen Alexander Powetkin, der den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Schwergewicht am 29. September in der Sporthalle Hamburg durch technischen K.o. in der zweiten Runde erfolgreich verteidigt hat, rechnete man mit einem Rückzug des US-Amerikaners aus dem aktiven Boxsport. Wenngleich die Entscheidung noch nicht gefallen ist, erhält Rahman doch immerhin Schützenhilfe von seinem Trainer Eddie Mustafa Muhammad, der wegen Problemen mit seinem Paß nicht nach Deutschland reisen konnte.

Muhammad hält dem inzwischen 39 Jahre alten Exweltmeister die Tür offen und führt dessen schwache Leistung auf eine schwere Dehydrierung zurück, mit der Rahman im Vorfeld seines Auftritts in der Hansestadt zu kämpfen hatte. Wie der Trainer erklärt, habe sein Schützling am Vortag des Kampfs sogar Infusionen erhalten. Hasim Rahman habe zunächst eine Menge Gewicht zugelegt und dann wieder mehr als 30 Pfund abgenommen. Diese Tortur in sehr kurzer Frist habe seinen Organismus durcheinandergebracht. Sehe man sich die Aufzeichnung der ersten Runde an, habe er sie eigentlich mit dem Jab gewonnen. Dann sei er jedoch von einem linken Haken getroffen worden, womit das frühe Ende des Kampfs bereits absehbar gewesen sei, weil Rahman durch den Gewichtsverlust geschwächt war. Der Volltreffer Powetkins habe ihn seiner verbliebenen Substanz beraubt.

Wie Muhammad versichert, werde er Rahmans Entscheidung, egal wie sie ausfällt, auf jeden Fall unterstützen: "Wenn er sich dazu entschließt aufzuhören, dann stehe ich hinter ihm. Wenn er weitermacht, bleibe ich bei ihm." Man müsse zunächst einmal gemeinsam die Videoaufzeichnung auswerten und über die Situation reden. Hasim Rahman zu raten, er solle die Boxhandschuhe an den Nagel hängen, falle ihm schwer, da dieser Boxer eine Kämpfernatur sei. Daher werde man sich zusammensetzen und in aller Ruhe beraten, wie es weitergehen soll.

Muhammads Einschätzung der ersten Runde des Kampfs gegen Powetkin kann man indessen schwerlich teilen. Eine Kombination des Russen hatte den Herausforderer bereits nach wenigen Sekunden in Bedrängnis gebracht, worauf der US-Amerikaner in der Folge zu behäbig boxte, um seinerseits nennenswerte Treffer zu landen. Der Weltmeister wirkte wesentlich agiler und brachte etliche Schläge ins Ziel, so daß der erste Durchgang eindeutig an ihn gegangen sein dürfte. Der allzu einseitige Kampf endete gleich zu Beginn der zweiten Runde, als Powetkin seinen Kontrahenten mit einem linken Haken in die Seile schickte. Mit deren Hilfe konnte sich Rahman mühsam auf den Beinen halten, doch mußte er dabei so viele Treffer des nachsetzenden Champions einstecken, daß der Ringrichter das ungleiche Gefecht abbrach.

Dieser Differenz in der Bewertung des anfänglichen Kampfverlaufs ungeachtet ist Eddie Mustafa Muhammads Erklärungsversuch, Dehydrierung habe Hasim Rahman geschwächt, nicht von der Hand zu weisen. Gewichtsreduzierung im Schnellverfahren hat bekanntermaßen zahllosen Boxern die physische Substanz geraubt und zu einer vermeintlich unerklärlichen Schwäche im Ring geführt. Dem Trainer ist auf jeden Fall zugute zu halten, daß er seinem Boxer in der Niederlage nicht in den Rücken fällt, sondern ihm mit seiner Erklärung zur Seite steht und nichts gegen eine weitere Zusammenarbeit einzuwenden hätte.

6. Oktober 2012