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MELDUNG/1018: Eklat in Down Under schlägt hohe Wellen (SB)




Neuseeländer Sonny Bill Williams plötzlich in aller Munde

Der Wellenschlag des jüngst ausgetragenen Kampfs um den internationalen Titel der WBA im Schwergewicht zwischen dem Neuseeländer Sonny Bill Williams und dem Südafrikaner Francois Botha ist noch längst nicht verebbt. Der wesentlich jüngere ehemalige Rugbyspieler Williams hatte nach gutem Beginn zusehends nachgelassen und am Rande einer vorzeitigen Niederlage gestanden, als das Duell nach der zehnten Runde zur allgemeinen Überraschung für beendet erklärt wurde und der Neuseeländer nach Punkten gewann.

Wie sich inzwischen herausgestellt hat, war Bothas Promoter Tinus Strydom schon im Vorfeld bekannt, daß der Titelkampf nur über zehn Runden gehen würde. Diese Information gab er aus bislang ungeklärten Gründen jedoch nicht an seinen Boxer weiter. Dieser war allerdings nicht der einzige, den die Verkürzung konsternierte. Auch die Punktrichter, Fernsehkommentatoren und Zuschauer waren ahnungslos und erfuhren erst durch eine Ansage während der zehnten Runde, daß es sich um die letzte handelte.

Leidtragende waren in diesem Fall auch die meisten australischen Buchmacher, die sich veranlaßt sahen, alle auf Francois Botha abgeschlossenen Wetten zurückzuzahlen, und dadurch beträchtliche Verluste machten. Aufgebracht verliehen verschiedentlich Trainer und Funktionsträger ihrer Empörung Ausdruck, sehen sie doch das ohnehin angeschlagene Ansehen des Boxsports durch diesen beispiellosen Vorfall vorsätzlich beschädigt. Ob Williams den gewonnenen Titel behalten darf, ist vorerst ungeklärt, zumal es weder einen Offiziellen der WBA vor Ort noch einen von diesem Verband bestimmten Ringrichter gab.

Francois Botha will auf jeden Fall Protest bei dem Weltverband einlegen, hat aber seinerseits dem Eklat eine weitere Dimension hinzugefügt. Australischen Medienberichten zufolge wurde der Südafrikaner bei der ersten Dopingprobe positiv getestet. Demnach wies man bei ihm Spuren des Appetitzüglers Phentermine sowie Benzodiazepine zur Muskelentspannung nach. Beide Stoffe stehen auf der Dopingliste der World Anti Doping Agency (WADA). Diese Meldung erinnert zwangsläufig an seinen Sieg gegen Axel Schulz im Kampf um den vakanten IBF-Titel im Jahr 1995, nach dem er positiv auf das Steroid Nandrolon getestet worden war und deswegen den Gürtel zurückgeben mußte.

Angezogen von der Aufregung um Sonny Bill Williams ist David Tuas Promoter Dave Higgins mit einem Vorschlag an den Neuseeländer herangetreten. Ein Kampf zwischen Williams und Tua sei geeignet, Sonny Bills Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und den angeschlagenen Ruf des australischen und neeseeländischen Boxsports aufzupolieren. Da man ohnehin einen Gegner für David suche, wolle man Williams und dessen Team eine Chance geben. Vergleicht man die Bilanzen der beiden Schwergewichtler, spricht allerdings wenig für diesen Kampf. Während Williams erst sechs Profikämpfe bestritten hat, stehen für den Veteranen David Tua bereits 52 Siege, vier Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche.

Selbst Higgins bezweifelt, daß Williams angesichts der nur knapp abgewendeten Niederlage gegen Francois Botha das Risiko eingeht, mit dem ehemaligen Weltklasseboxer Tua in den Ring zu steigen. Wahrscheinlich werde Williams eher den frisch gewonnenen Titel niederlegen, als sich mit David zu messen. Sonny Bill Williams als Neuseeländischen Schwergewichtsmeister zu bezeichnen, obgleich er nicht einmal in den Ranglisten auftauche, habe sich dessen Manager lediglich zum Zweck besserer Vermarktung einfallen lassen.

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Tyson Fury schließt Kampf gegen Alexander Powetkin aus

Der ungeschlagene britische Schwergewichtler Tyson Fury bestreitet seinen nächsten Kampf in den USA, wo er auf Steve Cunningham trifft. Dieser war in der Vergangenheit IBF-Weltmeister im Cruisergewicht und mußte sich bei seinem ersten Auftritt in der Königsklasse dem in New Jersey lebenden Polen Tomasz Adamek knapp nach Punkten geschlagen geben. Er kämpfe gegen Cunningham, weil dieser ein gefährlicher Gegner und einer der besten amerikanischen Schwergewichtler sei, so Fury. Natürlich gehe er dabei ein beträchtliches Risiko ein, doch sei er bereit, den Beweis anzutreten, daß er auch so namhafte Gegner besiegen könne.

Ursprünglich wollte Tyson Fury sogar gegen einen der Klitschkos antreten, doch zerschlug sich diese Option auf absehbare Zeit. Einen Kampf gegen den regulären WBA-Weltmeister Alexander Powetkin schließt der Brite hingegen aus. Der Russe trete nur gegen schwache Gegner an, weshalb er trotz des Titels kein Interesse an ihm habe. Er selbst wolle sich nur noch mit echten Kämpfern wie Steve Cunningham messen und an der Spitze etablieren, hält der Brite mit seinen Ambitionen nicht hinter dem Berg.

12. Februar 2013