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MELDUNG/1074: Wer wollte noch an Saul Alvarez zweifeln? (SB)




Mexikaner gewinnt Vereinigungskampf gegen Austin Trout

Im Alamodome der in Texas gelegenen Stadt San Antonio kam es am vergangenen Wochenende zu einem Duell zweier amtierender Weltmeister im Halbmittelgewicht, das im Vorfeld zu einem der bedeutendsten Kämpfe des Jahres hochstilisiert worden war. In der einen Ecke stand der ungeschlagene WBC-Champion Saul Alvarez aus Mexiko, der trotz seines jugendlichen Alters von 22 Jahren mit der beeindruckenden Bilanz von 41 Siegen und einem Unentschieden in den Ring gestiegen war. Einige Experten sehen in ihm bereits einen würdigen Nachfolger Floyd Mayweathers, sollte dieser den Platz auf dem höchsten Gipfel der Branche eines Tages räumen. Kritiker halten dem jungen Mexikaner hingegen vor, er sei bislang wirklich gefährlichen Gegnern aus dem Weg gegangen.

In der anderen Ecke WBA-Weltmeister Austin Trout aus den USA, der in 26 Kämpfen ungeschlagen war. Der 27jährige hatte am 1. Dezember im New Yorker Madison Square Garden den bislang größten Erfolg seiner Karriere gefeiert, als er sich gegen Miguel Cotto, der früher Champion in drei Gewichtsklassen gewesen war, klar nach Punkten durchsetzte. Trout wuchs in diesem Kampf förmlich über sich hinaus und überzeugte mit einer taktischen Meisterleistung, die es ihm möglich machte, seinen Titel zum vierten Mal erfolgreich zu verteidigen. Aufmerksamer Beobachter am Ring war damals Saul Alvarez, der ein Kräftemessen mit Cotto ins Auge gefaßt hatte und dessen Auftritt studieren wollte. Der überraschende Sieg Austin Trouts führte letztendlich dazu, daß dieser anstelle des Puertoricaners als Gegner des aufstrebenden Mexikaners verpflichtet wurde.

Vom überwiegend hispanischen Publikum euphorisch angefeuert, brachte Saul Alvarez in der ersten Runde einzelne Treffer ins Ziel, doch machte der in der Rechtsauslage boxende Austin Trout dank seines Jabs die bessere Figur. Im zweiten Durchgang gelang es dem Mexikaner, mit seiner gefährlichen Rechten klare Akzente zu setzen, der dritte sah wieder den US-Amerikaner mit seinem Jab in Front. Im Grunde zeichneten sich damit die beiderseitigen Kampfesweisen bereits deutlich ab, wobei das Geschehen im Ring ausgewogen verlief und das Publikum in Atem hielt. In den folgenden beiden Runden verstand es Alvarez zunehmend besser, durch beweglicheres Ausweichen die Führhand seines Gegner zu meiden, der inzwischen seltener ein Ziel fand.

Als sich Trout jedoch im sechsten Durchgang vermehrt auf Schläge zum Körper verlegte, schien Alvarez allmählich die Luft auszugehen. Er schlug längst nicht mehr so häufig wie in den vorangegangenen Runden und schien seinem Gegner das Feld überlassen zu müssen. Dieser Eindruck änderte sich jedoch schlagartig, als er den US-Amerikaner gleich zu Beginn der siebten Runde mit einer rechten Geraden überraschte, die Trout mit einiger Verzögerung zu Boden sinken ließ. Mühsam kam der WBA-Champion wieder auf die Beine, doch wirkte er derart angeschlagen, daß ihm Alvarez den Rest geben wollte. Bei dem Versuch, in dieser Phase die Entscheidung zu erzwingen, verausgabte sich der Mexikaner jedoch so sehr, daß er Trout von der Angel lassen mußte. In der achten Runde ließ es Alvarez ruhiger angehen, um sich zu erholen, so daß sein Gegner die Initiative ergreifen konnte.

Wenngleich der Kampf bis dahin relativ ausgeglichen verlaufen war, zeigte die offene Wertung des WBC, daß Alvarez bereits weit in Führung lag. Der US-Amerikaner wußte nun, daß er nur noch durch einen Niederschlag gewinnen konnte, doch war es zunächst sein Gegner, der in der neunten Runde die besseren Szenen hatte. Im folgenden Durchgang kam Trout klarer zur Geltung, die elfte Runde war wieder von gefährlichen Treffern des Mexikaners geprägt. Mit dem Rücken an der Wand setzte der US-Amerikaner in der letzten Runde noch einmal alles auf eine Karte, doch gelang es ihm nicht, Alvarez entscheidend zu treffen.

Auf den Zetteln der Punktrichter lag Saul Alvarez klar in Front, wobei Stanley Christodoulou mit einer Wertung von 118:109 den Bogen überspannt hatte. Angemessener waren da schon die Wertungen seiner beiden Kollegen, die den Kampf mit 116:111 und 115:112 etwas ausgeglichener gesehen hatten.

Wie Saul Alvarez im anschließenden Interview mit dem übertragenden Sender Showtime sagte, sei Austin Trout ein sehr schwieriger Gegner gewesen. Er selbst steigere sich jedoch mit der Qualität seiner Kontrahenten, von denen er lerne, und übertreffe sie dadurch. Seine Schnelligkeit sei an diesem Abend der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

Austin Trout räumte in seiner Stellungnahme unumwunden ein, daß Alvarez der Bessere gewesen sei und deshalb verdient gewonnen habe. Der Mexikaner habe sich behender bewegt und wirkungsvoller geschlagen, als man das von ihm erwarten konnte. Das habe ihn selbst und sein Team regelrecht schockiert. Saul Alvarez sei in der Tat ein kompletter Boxer. [1]

Mit diesem Erfolg, der ihn zum Weltmeister zweier Verbände im Halbmittelgewicht gemacht hat, empfiehlt sich der junge Mexikaner für einen Kampf gegen Floyd Mayweather, dessen Pflichtherausforderer er bei der WBA ist. Ob es ihm bereits im Herbst gelingt, die Wege des Superstars zu kreuzen, ist allerdings ungewiß.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/alvarez-gewinnt-vereinigungskampf-gegen-trout-einstimmig-nach-punkten-26060

23. April 2013