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MELDUNG/1085: Zündstoff pur - Drittes Duell zwischen Huck und Afolabi (SB)




Brisantes Gipfeltreffen wirft seinen Schatten voraus

Am 8. Juni ist die Berliner Max-Schmeling-Halle Schauplatz des dritten Duells zwischen Marco Huck und Ola Afolabi. Beide Boxer hoffen, ein für allemal klare Verhältnisse schaffen zu können, wer von beiden der Bessere sei. Der 28jährige Huck steigt als amtierender Weltmeister der WBO im Cruisergewicht in den Ring, sein britischer Gegner tritt mit dem Status des Interimschampions an. Für den Berliner stehen 35 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche, der 33 Jahre alte Herausforderer hat 19 Auftritte gewonnen, zwei verloren und vier unentschieden über die Bühne gebracht.

Promoter Kalle Sauerland erinnert in diesem Zusammenhang an legendäre Trilogien außergewöhnlicher Boxer: Muhammad Ali habe mit Ken Norton und Joe Frazier sogar zwei derartige Rivalitäten ausgetragen und sich mit letzterem 1971 den "Kampf des Jahrhunderts" geliefert. "Sugar" Ray Leonard gegen Roberto Duran in den achtziger Jahren oder Arturo Gatti gegen Micky Ward im letzten Jahrzehnt seinen ebenfalls herausragende Begegnungen gewesen, die sich über drei Kämpfe erstreckten. Wenngleich die Parallele zu solchen historischen Höhepunkten des Boxsports etwas bemüht anmutet, geht Sauerland doch nicht fehl in seiner Einschätzung, daß der dritte Kampf zwischen Huck und Afolabi emotionsgeladen sei.

Schon die ersten beiden Duelle seien sehr spannend gewesen, wobei insbesondere das zweite im Mai 2012 als wahre Schlacht bezeichnet werden könne. Huck habe die vorangegangene Herausforderung Alexander Powetkins im Schwergewicht, dem er nach bravourösem Kampf nur knapp nach Punkten unterlag, physisch und mental Substanz gekostet. Dennoch habe er sich durchgebissen und ein Unentschieden erkämpft. Als Promoter freue er sich, den Zuschauern eine großartige Begegnung präsentieren zu können, für die er ein packendes Duell und einen Titelverteidiger in Bestform in Aussicht stellen könne. [1]

Nachdem Ola Afolabi zunächst im kalifornischen Big Bear trainiert hatte, bereitet sich der Interimschampion mittlerweile in Zinnowitz an der Ostsee vor. Wie sein Trainer Fritz Sdunek erläuterte, werde man nach einer Woche Seeluft die Sparringsphase in Hamburg absolvieren und zum Abschluß einige Tage vor dem Kampf die Zelte in Berlin aufschlagen. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz gaben die beiden Lager einander ordentlich Zunder: Man könne sich auf einen spektakulären Kampf gefaßt machen, so Sdunek. Beide Boxer seien hoch motiviert, und Huck müsse seine großen Worte im Ring bestätigen. Der Trainer des Briten ist zuversichtlich, daß es seinem Schützling im dritten Anlauf gelingen wird, dem Berliner den Gürtel abzujagen: Die boxerischen Fähigkeiten Marcos seien bekanntermaßen beschränkt. Huck sei ein großartiger Kämpfer, doch wage er zu bezweifeln, daß das gegen einen optimal vorbereiteten Ola Afolabi reichen wird. [2]

Zweifel an seinem Können und den Wertungen der beiden vorangegangenen Kämpfe gegen Afolabi gehen Marco Huck eigenen Angaben zufolge langsam auf die Nerven. Er habe den Briten im Dezember 2009 geschlagen. Nachdem er dann gegen Powetkin gekämpft habe, sei es ihm schwergefallen, sich für die Revanche im Mai 2012 zu motivieren. Dennoch glaube er, damals knapp gewonnen zu haben, obgleich die Wertung unentschieden ausgefallen sei. Das werde ihm - zumal vor der eigene Haustür in Berlin - nicht noch einmal passieren. Ein Katz-und-Maus-Spiel dürfe man nicht erwarten, wohl aber eine Schlacht ohne Rücksicht auf Verluste.

Dann goß Afolabi Öl ins Feuer der Emotionen und verkündete, Huck dürfe im Grunde gar kein Weltmeister mehr sein. Aus seiner Sicht habe der Berliner dreimal verloren: gegen Denis Lebedew, gegen ihn selbst und gegen Firat Arslan. Er solle sich lieber Deutscher Meister, Champion von Berlin oder Erfurter Meister nennen, aber nicht Weltmeister, provozierte der Brite unter Verweis auf mehrere umstrittene Wertungen bei Hucks früheren Auftritten seinen kommenden Gegner. Jeder wisse, daß er selbst in technischer Hinsicht schon immer gut gewesen sei, legte Afolabi nach. Jetzt stimme überdies seine Fitneß, so daß Huck nach ihrem Duell einen Rollstuhl benötigen werde.

Das Manko des Briten dürfte die lange Pause sein, da er seit dem Unentschieden gegen Huck im Mai 2012 nicht mehr im Ring gestanden hat. Indessen scheint er in der Vorbereitung einiges umgestellt zu haben, denn während er früher häufig Probleme mit der Gewichtsreduzierung hatte, liegt er jetzt schon in der Nähe des im Cruisergewicht geforderten Limits. Zudem hat er mit Fritz Sdunek einen renommierten Trainer in seiner Ecke, was freilich gleichermaßen für Marco Huck gilt, der sich auf Ulli Wegners Rat und Ansporn voll und ganz verlassen kann.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/sauerland-erwartet-wm-kracher/23.html

[2] http://www.boxen.de/news/fritz-sdunek-die-boxerischen-faehigkeiten-von-marco-sind-beschraenkt-26402

9. Mai 2013