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MELDUNG/1147: Britischer Weltergewichtler Kell Brook weiter ungeschlagen (SB)




Carson Jones unterliegt in der achten Runde

Der in 30 Profikämpfen ungeschlagene britische Weltergewichtler Kell Brook ist ein Boxer, dessen Auftritte das Publikum selten langweilen. Seine Darbietungen pflegen turbulent zu verlaufen, da er nicht über die allerbeste Deckung verfügt und recht häufig getroffen wird, während er angriffslustig seine Schläge austeilt. Am 20. Oktober 2012 bekam es Brook, der bei Matchroom Sport unter Vertrag steht, in der Motorpoint Arena seiner Heimatstadt Sheffield mit dem argentinischen Veteranen Hector Saldivia zu tun. Der Sieger sollte neuer Pflichtherausforderer des IBF-Weltmeisters werden, der zu diesem Zeitpunkt noch Randall Bailey hieß. Brook fackelte nicht lange und schickte seinen Gegner bereits Mitte der ersten Runde auf die Bretter. Zwar kam der Argentinier wieder auf die Beine, doch hatte er auch im zweiten Durchgang dem Angriffsdruck und der Schlagwirkung des Briten wenig entgegenzusetzen. In der dritten Runde gelang dem Lokalmatador mit einer Geraden ein weiterer Niederschlag. Als Saldivia schwankend aufstand und sich offensichtlich nicht mehr verteidigen konnte, brach der Ringrichter den Kampf ab.

Nur wenige Stunden später wechselte der IBF-Titel in New York den Besitzer, da Devon Alexander den amtierenden Weltmeister Randall Bailey entthronte. Im Barclays Center entwickelte sich ein eher gemächlicher Kampf, bei dem es selten zum Schlagabtausch kam und der Titelverteidiger zu wenig unternahm, um sich zu behaupten. So gab Alexander in der Mehrzahl der Runden den Ton an, feierte am Ende einen einstimmigen Punktsieg und gewann den dritten Gürtel in der zweiten Gewichtsklasse, da er zuvor bereits Weltmeister zweier Verbände im Halbweltergewicht gewesen war.

Kell Brook mußte sich also auf einen neuen Gegner einstellen und da er befürchtete, der Champion könne in seiner Heimatstadt St. Louis mit einem ihm gewogenen Kampfgericht rechnen, weigerte er sich, dort anzutreten. Man einigte sich schließlich auf Los Angeles als vergleichsweise neutralen Ort, wenngleich dort Alexanders Promoter Golden Boy ansässig ist. Der Titelkampf sollte am 19. Januar im Nokia Theatre über die Bühne gehen, doch zog sich der Brite während der Vorbereitung eine Verletzung am Fußgelenk zu, worauf die Austragung auf den 23. Februar verschoben und nach Detroit verlegt wurde. Kell Brook verletzte sich eigenen Angaben zufolge erneut an derselben Stelle und sagte auch den zweiten Termin ab, worauf sein Landsmann Lee Purdy als Herausforderer für ihn einsprang. Das Team Alexanders zog die Begründung der neuerlichen Absage in Zweifel und mutmaßte, daß der Brite schlichtweg noch nicht bereit für einen so anspruchsvollen Kampf sei.

Am 18. Mai verteidigte Devon Alexander seinen Titel in der Boardwalk Hall von Atlantic City gegen Lee Purdy, der sich in der siebten Runde geschlagen geben mußte. Ein Kampf zwischen Brook und dem IBF-Champion ist derzeit kein Thema mehr, zumal das Team Alexanders bereits ein Duell mit Amir Khan angekündigt hat. Der im Norden Englands lebende Khan war früher Weltmeister im Halbweltergewicht und will voraussichtlich am 7. Dezember in Dubai sein Debüt in der höheren Gewichtsklasse gegen Alexander geben. Wie Richard Schaefer, der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, mitgeteilt hat, nehme man mit diesem Termin spät im Jahr Rücksicht auf Amir Khans Hochzeit sowie seine Glaubenspflicht, den Ramadan im Juli und August einzuhalten.

Kell Brook, der selbst gern gegen Khan angetreten wäre, muß vorerst kleinere Brötchen backen und sich an weniger prominenten Gegnern und geringeren Börsen halbwegs schadlos halten. Am vergangenen Wochenende bot sich ihm die Gelegenheit, in einem Rückkampf gegen Carson Jones für klare Verhältnisse zu sorgen. Der US-Amerikaner hatte im Juli 2012 nur denkbar knapp mit 2:1-Punktrichterwertungen gegen ihn verloren und trat nun in Hull an der britischen Ostküste zu einem Duell an, das fünf Pfund über dem Limit des Weltergewichts ausgetragen wurde. Da es sich um keinen Titelkampf handelte, war es den Kontrahenten unbenommen, oberhalb ihrer angestammten Gewichtsklasse anzutreten, sofern sich nur beide Lager einig waren.

Wie schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen ging Brook auch diesmal von Beginn an offensiv zu Werke und trieb den US-Amerikaner zurück. Im Unterschied zu ihrem Duell im Sommer 2012 legte der Brite eine höhere Schlagwirkung an den Tag und schickte seinen Gegner bereits in der zweiten Runde auf die Bretter. Zwar war Jones noch längst nicht geschlagen, doch mußte er auch im nächsten Durchgang viele schwere Treffer einstecken. Als der Brite dann das Tempo zurücknahm, um sich nicht zu verausgaben, kam sein Gegner besser zur Geltung, doch wirkte der Amerikaner längst nicht so gefährlich wie bei ihrem ersten Kampf.

Brook suchte die vorzeitige Entscheidung und holte Jones in der achten Runde mit einer Serie von Schlägen halbwegs von den Beinen. Da der Ringrichter der Auffassung war, der US-Amerikaner habe mit einem Handschuh den Boden berührt, zählte er ihn an. Brook ließ sich nun nicht mehr aufhalten und trieb seinen Gegner wenig später in die Seile, wo er ihm weiter zusetzte. Schließlich warf sich der Referee schützend dazwischen und brach den Kampf ab, obgleich Jones lautstark dagegen protestierte.

Er sei gekommen, um Spaß zu haben, gab sich der Sieger im Interview mit Sky Sports entspannt. Jones habe sich jedoch erneut als zäher Gegner mit einem harten Schädel erwiesen. Nachdem die zurückliegenden Monate sehr schwierig für ihn gewesen seien, wolle er jetzt ein neues Kapitel aufschlagen. Er werde umgehend das Training im Gym fortsetzen, so daß man im September einen neuen Kell Brook erleben könne. Die Geschichte mit Devon Alexander habe seinem Schützling wirklich sehr zu schaffen gemacht, berichtete auch Promoter Eddie Hearn. Man werde in Kürze den nächsten Kampf ankündigen, der in der Sheffield Arena stattfinden soll. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/brook-stoppt-jones-im-rematch-in-acht-runden-27689

16. Juli 2013