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MELDUNG/1171: Olympische Blütenträume Wladimir Klitschkos verwelkt (SB)




Profiweltmeister boxt 2016 nicht in Rio de Janeiro

Wladimir Klitschko hat mit seinem Wunsch, an den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro 2016 teilzunehmen, sich selbst und dem Amateurboxen für eine gewisse Frist Schlagzeilen beschert. Damit ist die Kampagne ausgereizt, denn daß ein olympisches Boxturnier ganz nach seinen Bedürfnissen maßgeschneidert werden könnte, war gelinde gesagt höchst unwahrscheinlich. Das öffentlich kolportierte Gedankenspiel des Goldmedaillengewinners von 1996, seine Karriere mit einem weiteren Edelmetall ausklingen zu lassen, dürfte nun endgültig zu Grabe getragen sein.

Der internationale Amateurboxverband hätte sein Reglement radikal ändern müssen, um den Bedürfnissen des Ukrainers zu entsprechen. Die AIBA hatte erwogen, für das erste Boxturnier mit Profis in der olympischen Geschichte auch einige namhafte Berufsboxer zuzulassen. Für diese hätten jedoch Sonderregeln erlassen werden müssen. Die Altersgrenze liegt bei 40 Jahren, und die Profis dürfen höchsten 20 Kämpfe bestritten haben. Klitschko wird jedoch 2016 noch vor dem Olympiaturnier dieses Alter erreichen und hat zudem schon jetzt 63 Profikämpfe absolviert. Daß der Weltmeister auf seine Titel verzichtet und sich dem bislang geforderten langfristigen Qualifizierungssystem unterwirft, konnte zudem niemand ernsthaft annehmen.

Für das olympische Boxen wäre sein Start vorteilhaft gewesen, hätte aber auch für Unfrieden gesorgt. "Wir können uns keine Regelverstöße leisten", erklärte Jürgen Kyas, Präsident des Deutschen Boxsport-Verbandes, abschließend. Klitschko habe sich nicht zu den Forderungen des Weltverbandes bekannt und die gesetzten Fristen verstreichen lassen. Um für Deutschland anzutreten, hätte der Ukrainer zudem die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen müssen, was er bislang nicht einmal andeutungsweise vorgehabt hat. Der 36jährige habe keinen entsprechenden Antrag gestellt, so DBV-Geschäftsführer Michael Müller. Diesen Schritt hätte Klitschko bis zum 1. August einleiten müssen, um sich dem DBV anschließen zu können.

Daß der Champion für sein Heimatland Ukraine antritt, gilt als gleichermaßen unwahrscheinlich. Dort finde er keine Unterstützung, da die politische Arbeit seines älteren Bruders Vitali dem nationalen Verband offenbar ein Dorn im Auge ist. Der ukrainischer Heimatverband hat es laut Kyas bei der jüngsten Exekutivsitzung der AIBA erneut abgelehnt, den Profiweltmeister bei der nationalen Olympiaqualifikation zu berücksichtigen.

"Das ganze Thema hat für uns überhaupt keine Relevanz", erklärte Klitschkos Manager Bernd Bönte unterdessen. Der Weltverband AIBA sei seinerzeit auf Wladimir zugekommen und habe gefragt, ob er in Rio starten wolle. Mittlerweile ist jedoch ein Machtkampf zwischen der AIBA und den Profiverbänden WBC, WBA, IBF und WBO ausgebrochen, und das Lager Klitschkos hat sich in der Kontroverse klar positioniert. In dieser Frage stehe man eindeutig auf seiten der Profiverbände, unterstrich Bönte. [1]

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Karo Murat muß sich noch eine Woche länger gedulden

Berücksichtigt man, daß Karo Murat bereits seit Jahren auf einen Titelkampf im Halbschwergewicht wartet, kommt es auf eine Woche länger auch nicht mehr an. Der bei Sauerland Event unter Vertrag stehende Pflichtherausforderer hätte bereits am 13. Juli gegen den amtierenden IBF-Weltmeister Bernard Hopkins antreten sollen. Der Kampf mußte jedoch verschoben werden, da Murat im ersten Anlauf kein Visum für die USA bekam. Nachdem dieses Problem glücklich ausgeräumt war, legte man als neuen Termin den 19. Oktober fest. Nun haben die Golden Boy Promotions jedoch den 26. Oktober avisiert, doch bleibt es wie geplant bei der Austragung der Titelverteidigung in Atlantic City.

Da sich die erneute Verschiebung in einem engen Rahmen hält, hat sie so gut wie keinen Einfluß auf die Vorbereitung. Ob sie Karo Murat wie ein böses Vorzeichen erscheint, das die nächste Enttäuschung ankündigt, steht natürlich auf einem andern Blatt. Als Grund für die Terminänderung gilt der Wunsch des US-Promoters, das Vorprogramm mit weiteren hochklassigen Kämpfen anzureichern. So soll dem Vernehmen nach Sakio Bika den WBC-Titel im Supermittelgewicht gegen den ungeschlagenen US-Amerikaner Anthony Dirrell verteidigen und der WBO-Champion im Mittelgewicht, Peter Quillin, ebenfalls in Atlantic City antreten. [2]

Fußnoten:

[1] http://www.mz-web.de/sport/boxen-olympische-spiele-fallen-fuer-klitschko-aus,20641306,23950084.html

[2] http://www.boxen.de/news/hopkins-vs-murat-auf-den-26-oktober-verschoben-28238

10. August 2013