Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1180: Überraschung gelungen - Daniel Geale unterliegt Darren Barker (SB)




Der Brite ist neuer IBF-Weltmeister im Mittelgewicht

Diesen Kampf dürfte auch Felix Sturm mit größter Aufmerksamkeit verfolgt haben, wurden damit doch die Karten neu gemischt, was eine erneute Titelchance des früheren Superchampions der WBA im Mittelgewicht betrifft. Im Ring stand mit dem Australier Daniel Geale jener Boxer, der ihn im September 2012 knapp nach Punkten geschlagen und als Weltmeister entthront hatte. Wie vor ihm Sturm ging auch Geale dem Kasachen Gennadi Golowkin aus dem Weg und gab deshalb den Titel der WBA zurück, zumal er auch noch Champion der IBF war. Felix Sturm bestritt einen Ausscheidungskampf bei diesem Verband, unterlag jedoch am 1. Februar in Düsseldorf mit Sam Soliman wiederum einem Australier.

Als Solimans Dopingprobe positiv getestet wurde, hoffte der Kölner auf eine Annullierung des Kampfs und eine sofortige Titelchance. Der Australier legte jedoch Einspruch ein und blieb vorerst die Nummer eins der IBF-Rangliste. Unterdessen bestritt Sturm am 6. Juli in der Dortmunder Westfalenhalle einen Ausscheidungskampf gegen Predrag Radosevic aus Montenegro, den er in der vierten Runde besiegte. Angesichts der verworrenen Situation konnte man nicht mit letzter Sicherheit sagen, wer welchen Ranglistenplatz innehatte und damit möglicherweise Pflichtherausforderer des amtierenden IBF-Weltmeisters war. Dank dieses Erfolgs durfte der 34jährige Sturm jedoch hoffen, gegen den Sieger des Duells zwischen Daniel Geale und dem Briten Darren Barker antreten zu können, das nun über die Bühne gegangen ist.

Da der amtierende Weltmeister Heimvorteil hatte, galt er als Favorit im Kampf gegen den britischen Herausforderer. Geale legte denn auch von Beginn an die größere Aktivität an den Tag, doch brachte Barker einige Treffer ins Ziel, mit denen er seine Gefährlichkeit andeutete. Im zweiten Durchgang glänzte der Titelverteidiger mit einigen gelungenen Kontern, worauf in der nächsten Runde wieder der Brite die bessere Figur machte, als er mit etlichen Schlägen durchkam. Geale ließ die Felle nicht davonschwimmen und machte in der vierten Runde gehörig Druck am Gegner. So wogte das Kampfgeschehen hin und her, bis der Australier in der sechsten Runde mit einem Körpertreffer einen Niederschlag herbeiführen konnte. Barker kam gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine und lief Gefahr, aus dem Kampf genommen zu werden, als Geale heftig nachsetzte.

Damit schien sich das Blatt zugunsten des Titelverteidigers zu wenden, dem es jedoch nicht gelang, aus der Schwäche Barkers Kapital zu schlagen. Vielmehr war es der Brite, der in der siebten Runde gut erholt wirkte und die Initiative ergriff. Geale machte zu Beginn des folgenden Durchgangs die bessere Figur, doch setzte sich gegen Ende der Herausforderer überzeugend in Szene. Der Australier ging weiterhin aktiver zu Werke, was den Briten aber nicht daran hinderte, mit gelungenen Treffern auf der Höhe des Geschehens zu bleiben. Auch ließ Barker keine konditionelle Schwäche erkennen und nutzte jede Leichtfertigkeit seines Gegners aus.

Da sich keiner von beiden sicher sein konnte, klar in Führung zu liegen, suchten die Kontrahenten im elften Durchgang den Schlagabtausch, um eine Vorentscheidung herbeizuführen. Dabei zog sich der Brite eine kleine Rißwunde über dem linken Auge zu. In der zwölften und letzten Runde bot der Australier noch einmal alles auf und brachte Barker derart in Schwierigkeiten, daß ein Abbruch in der Luft lag. Unter dem Eindruck dieses furiosen Finales wähnte sich Geale als Sieger, so daß seine Enttäuschung um so größer war, als die Wertung der Punktrichter verkündet wurde.

Einer hatte den Briten deutlich mit 116:111 in Front gesehen, und ein zweiter wertete 114:113 für den Herausforderer, während sich die Zettel des dritten zu 114:113 für Geale summierten. Damit hatte der Brite knapp mit 2:1-Stimmen gewonnen und seine Profibilanz auf 26 Siege und eine Niederlage verbessert. Für den als IBF-Weltmeister entthronten Australier werden nun 29 gewonnene und zwei verlorene Auftritte im Ring notiert. Wenngleich Geale seinen Gegner einige Male in große Schwierigkeiten gebracht und in der sechsten Runde sogar niedergeschlagen hatte, versäumte er es doch, den Briten entscheidend einzuschränken und an dessen Treffern zu hindern.

Natürlich war Daniel Geale tief enttäuscht, den Titel auf diese Weise verloren zu haben. Wie er im Interview mit dem Sender HBO versicherte, habe er alles gegeben und dem Gegner wehgetan. Auch habe er viele Schläge mit den Handschuhen abgefangen und sei der Überzeugung gewesen, den Kampf zu kontrollieren. Nun müsse er sich erst einmal die Videoaufnahmen ansehen, erklärte der Australier, um dann abschließend doch einzuräumen, daß dies nicht seine beste Leistung gewesen sei.

Darren Barker zollte dem Gegner mit den Worten Respekt, Geale sei ein großer Champion gewesen und habe ihn bei dem Niederschlag voll am Solarplexus getroffen. Er selbst habe in der zurückliegenden Zeit sehr viel durchgemacht und wolle diesen Kampf seinem verstorbenen Bruder widmen. Die harte Arbeit in der Vorbereitung habe sich am Ende ausgezahlt. [1]

Felix Sturm, der bislang eine Revanche mit Daniel Geale angestrebt hatte, um dem Australier den Gürtel abzunehmen, muß sich also auf einen anderen Gegner einstellen. Ob es tatsächlich zum Kampf gegen den neuen IBF-Weltmeister Darren Barker kommt, ist vorerst ungewiß. Normalerweise müßte der Brite seinen Titel nicht sofort gegen einen Pflichtherausforderer verteidigen, wobei ohnehin in der Schwebe ist, wem dieses Vorrecht gegenwärtig zusteht. Bis Sturm zum Zug kommt, wird aller Voraussicht nach also geraume Zeit vergehen, in der sich die Ausgangslage erneut verändern kann.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/barker-gewinnt-ibf-titel-von-geale-durch-split-decision-28411

19. August 2013