Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/1251: Moskauer Märchenstunde um Tyson und Holyfield (SB)




Milliardär Riabinskij fabuliert von drittem Kampf der Legenden

Wenngleich es nur eine Märchenstunde sein dürfte, die der russische Milliardär Andrej Riabinskij zum besten gibt, entbehrt sie doch nicht eines gewissen nostalgischen Unterhaltungswerts. Wie uns der unter die Promoter gegangene schwerreiche Immobilienmagnat wissen läßt, trägt er sich mit der Absicht, einen dritten Kampf zwischen Evander Holyfield und Mike Tyson über die Bühne zu bringen. Zur Erinnerung: Die Duelle der beiden Erzrivalen gehören zu den Höhepunkten in der Geschichte des Schwergewichtsboxens. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im November 1996 behielt der als Außenseiter gehandelte Holyfield durch technischen K.o. in der elften Runde die Oberhand. Bei der Revanche im Juni 1997 kam es zu jenem unrühmlichen Zwischenfall, bei dem Tyson seinem fortgesetzt klammernden Widersacher ein Stück des Ohres abbiß, worauf er in der dritten Runde disqualifiziert wurde.

Wie es heißt, wolle Riabinskij nach der Ausrichtung des spektakulären Duells zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin mit einem weiteren Paukenschlag aufwarten. Das Duell zwischen Tyson und Holyfield solle auf Wunsch diverser russischer Investoren wieder in Moskau stattfinden, wobei noch nicht klar sei, ob es sich dabei um einen Profi- oder einen Schaukampf handeln wird. Die Sprecherin von Riabinskijs Firma MIC Inc. bestätigte immerhin, daß ein solches Angebot vorliege und man darüber verhandle. Man werde über mehr Informationen verfügen, wenn Evander Holyfield am 13. November in Moskau eintrifft.[1]

Da Mike Tyson bekanntlich hoch verschuldet ist und Evander Holyfield über ähnliche Probleme klagt, würde ein dritter Kampf zumindest in finanzieller Hinsicht einen gewissen Sinn für die beiden machen. Andererseits hat der 47jährige Tyson seit 2005 nicht mehr geboxt und bislang alle Angebote, in den Ring zurückzukehren, abgelehnt. Der vier Jahre ältere Holyfield hat seinen letzten Kampf vor zweieinhalb Jahren bestritten und ist zwar offiziell noch nicht zurückgetreten, doch rechnet man kaum noch mit seiner Wiederkehr. Daher dürfte die Bilanz von 50 gewonnenen und sechs verlorenen Auftritten für Tyson sowie 44 Siegen, zehn Niederlagen und zwei Unentschieden für Holyfield wohl als numerischer Niederschlag ihrer sportlichen Lebensleistung feststehen.

*

Müder Auftritt von Oleg Maskajew und Danny Williams

Nicht sehr viel jünger als Tyson und Holyfield, aber immer noch aktiv sind Oleg Maskajew und Danny Williams, die soeben im russischen Krasnodar eine ernüchternde Vorstellung gaben. Der 44jährige ehemalige WBC-Weltmeister aus Rußland und sein 40 Jahre alter britischer Gegner ließen es von Beginn an so geruhsam angehen, als ginge es ihnen vor allem darum, sich gegenseitig samt dem Publikum einzuschläfern. Stimmung kam im Saal erstmals in der vierten und fünften Runde auf, als Maskajew mit einigen Treffern leichte Wirkung zu erzielen schien. Wer bis dahin gehofft hatte, die Kontrahenten hätten in weiser Voraussicht ihre Kräfte geschont, um bei passender Gelegenheit das Tempo anzuziehen und energisch zur Sache zu gehen, sah sich getäuscht.

Der Russe setzte nicht etwa nach, um seinen Vorteil auf der Stelle zu nutzen, sondern schien sich bei seiner zwischenzeitlichen leichten Offensive bereits derart verausgabt zu haben, daß er zunehmend mit konditionellen Problemen zu kämpfen hatte. Vom siebten Durchgang an nahm er Zuflucht zu häufigem Klammern, was den Briten schließlich dazu animierte, in der achten Runde eine Art Energieschub zu produzieren und seinen Gegner mehrfach mit dem linken Haken zu traktieren. Maskajew, der gegen Ende der Runde sichtlich in die Enge geraten war, begnügte sich in den letzten beiden Durchgängen damit, klammernd seinen Vorsprung aus der Anfangsphase über die Zeit zu retten.

Das gelang ihm denn auch, denn er wurde schließlich zum einstimmigen Sieger nach Punkten erklärt. Das war ein kleiner Trost für das russische Publikum, das bei diesem Kampf ansonsten nicht eben auf seine Kosten gekommen war. Während Maskajew nun 39 Siege und sieben Niederlagen auf dem Konto hat, stehen für Williams 44 gewonnene und bereits 19 verlorene Auftritte zu Buche. Beide Boxer wären gut beraten, um ihrer Gesundheit willen eine Karriereende ins Auge zu fassen. Es steht jedoch zu befürchten, daß sie solange weitermachen, bis sie mit einem schweren Knockout einen allzu hohen Preis bezahlen müssen.[2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/russischer-milliardaer-ryabinsky-soll-dritten-kampf-zwischen-holyfield-und-tyson-nach-moskau-holen-29882

[2] http://www.boxen.de/news/maskaev-quaelt-sich-zu-knappem-punktsieg-gegen-williams-vlasov-stoppt-redko-29871

7. November 2013