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MELDUNG/1274: Weichenstellung auf dem Karriereweg Amir Mansours (SB)




41jähriger Schwergewichtler trifft auf Kelvin Price

Der US-amerikanische Schwergewichtler Amir Mansour hat sein Debüt im Profilager bereits 1997 gegeben, seither jedoch erst 19 Kämpfe bestritten. Das ist darauf zurückzuführen, daß er einen beträchtlichen Teil seines Lebens im Gefängnis verbringen mußte. Zwischen 2001 und 2010 verbüßte er eine Haftstrafe wegen Drogendelikten. Nach seiner Entlassung kehrte er in den Ring zurück und kämpfte sich mit sieben Siegen in Folge bis auf Platz sieben der WBO-Rangliste voran. Im Dezember 2011 wurde er jedoch unter dem Vorwurf, er habe gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen, zu vierzehn Monaten Gefängnis verurteilt, von denen er sieben absitzen mußte. Angesichts dieser Unterbrechungen seiner sportlichen Laufbahn konnte er erst in einem Alter seine professionelle Karriere fortsetzen, in dem andere die Boxhandschuhe längst an den Nagel gehängt haben.

Da Mansour bereits 41 Jahre alt und damit für einen Profiboxer nicht mehr der Jüngste ist, bleibt ihm wenig Zeit, sich an die Spitze der Ranglisten hochzuarbeiten. Bei seiner Suche nach namhaften Gegnern, die zu besiegen seine Karriere beflügeln könnte, erntete er bislang jedoch zumeist Desinteresse und Absagen. Weil er in 19 Kämpfen ungeschlagen ist und vierzehn von ihnen vorzeitig gewonnen hat, sehen prominente Konkurrenten in ihm kein Kanonenfutter, sondern vielmehr ein Risiko, das man nicht unnötig eingeht. Bei Tomasz Adamek, Chris Arreola, Seth Mitchell und Tony Thompson - um nur die bekanntesten Namen zu nennen - stieß er auf keine Gegenliebe.

Ende August trat Amir Mansour statt dessen gegen seinem Landsmann Maurice Harris an, einen Aufbaugegner mit durchwachsener Bilanz. Da der Sieger hoffen durfte, in die Top 15 der IBF-Rangliste aufzusteigen, war dies zumindest ein kleiner Schritt voran. Der als krasser Außenseiter gehandelte Harris hielt zur allgemeinen Überraschung die volle Distanz durch, ehe er sich nach Punkten geschlagen geben mußte. Mansour führte die unerwartete Mühe auf gesundheitliche Probleme zurück, derentwegen er seinen Auftritt um ein Haar abgesagt hätte. Obgleich er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen sei, habe er sich Harris gestellt und ihn besiegt.

Wie sich immer deutlicher abzeichnete, fehlte es Amir Mansour vor allen Dingen an einem Promoter, um seine Interessen mit Nachdruck zu vertreten. Inzwischen arbeitet er jedoch mit Joe Hand zusammen, in dessen Gym im Norden Philadelphias er seit Beginn seiner Profikarriere trainiert. Hand, der sein Geld vor allem mit dem Vertrieb von Pay-per-View-Events verdient, will bei der weiteren Gestaltung von Mansours Karriere eng mit dem bekannten Promoter Russell Peltz kooperieren, den er schon über 40 Jahre kennt.

Diese Zusammenarbeit trägt bereits erste Früchte, da Amir Mansour am Samstag in Atlantic City gegen Kelvin Price antritt und dabei erstmals auf dem relativ großen Sender NBC Sports zu sehen ist. Für den 41jährigen Rechtsausleger, der bislang vor heimischem Publikum im Dover Downs Hotel & Casino (Delaware) aufzutreten pflegte, ist das der langersehnte Sprung ins Rampenlicht. Wenngleich der 38 Jahre alte Price bislang erst vierzehn Kämpfe gewonnen und einen verloren hat, ist er doch der bedeutendste Gegner, mit dem Mansour bisher im Ring gestanden hat. Im vergangenen Jahr machte Price im Kampf gegen Deontay Wilder anfangs eine gute Figur, bis er sich in der dritten Runde geschlagen geben mußte. Im Mai 2013 meldete er sich dann mit einem einstimmigen Punktsieg gegen den britischen Veteranen Danny Williams erfolgreich zurück.

Daß ihn der 2,01 m große Gegner um 15 cm überragt, beeindruckt Mansour eigenen Angaben zufolge überhaupt nicht. Schließlich sei er nicht mit Basketball oder Football aufgewachsen, sondern mit Kämpfen. Er habe es überlebt, sich in winzigen Zellen gegen messerbewaffnete Angreifer zu behaupten. Niemand mit Handschuhen könne ihn besiegen: "Wenn er keine 9 mm dabei hat, wird er mich nicht stoppen", setzte er den Kontrahenten auf der offiziellen Pressekonferenz schon vorab verbal unter Druck. Vielen Leuten sei seine Geschichte in groben Zügen bekannt. Sein harter Weg, soweit zu kommen, sei daher weithin bekannt. "Achteinhalb Jahre im Gefängnis, insgesamt waren es sogar 16 Jahre und sieben Monate, fast mein halbes Leben. Niemand, der mit mir in den Ring steigt, wird mir also die Chance wegnehmen, für die ich mein halbes Leben gearbeitet habe." [1]

Promoterin Kathy Duva erinnerte an die reichhaltige Geschichte herausragender Schwergewichtskämpfe, die ihr Unternehmen Main Event mit dem traditionsreichen Austragungsort Atlantic City verbindet. Man habe Lennox Lewis und Evander Holyfield hierher gebracht, und Andrew Golota habe sich in der Boardwalk Hall mit Mike Tyson gemessen. Damit habe sie nur die Weltmeister aufgezählt, denn die Liste ließe sich noch um ein Vielfaches verlängern. Schwergewichtler seien in Atlantic City stets gefragt und zögen nun einmal ein spezielles Publikum an. Tauschten Boxer von einer solchen Statur Schläge aus, könne wirklich alles passieren, was die Sache wahnsinnig spannend mache, warb Kathy Duva für das attraktive Duell, das für Amir Mansour weit über eine Standortbestimmung hinaus eine Weichenstellung auf seinem Karriereweg sein dürfte.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/mansour-fuer-price-bereit-wenn-er-keine-9-mm-dabei-hat-wird-er-mich-nicht-stoppen-30539

13. Dezember 2013