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MELDUNG/1297: Wer tritt die Nachfolge Vitali Klitschkos an? (SB)




Stiverne und Arreola verhandeln über ihre Revanche

Lange hat der Kanadier Bermane Stiverne auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft gewartet. Nun bekommt er endlich die Chance, gegen den US-Amerikaner Chris Arreola um den vakanten WBC-Titel zu kämpfen. Wann ihr Duell über die Bühne geht, steht noch nicht fest. Der Verband hat den beiden Teams eine Frist bis zum 17. Januar eingeräumt, sich über die Konditionen einig zu werden. Sollte das nicht gelingen, kommt es zur Versteigerung der Austragungsrechte.

Der in Haiti geborene Stiverne stand seit Beginn seiner Profikarriere bei Don King unter Vertrag und schaltete seine ersten elf Gegner vorzeitig mit dem linken Haken aus, der bald zu seinem Markenzeichen wurde. Seine Siegesserie endete vorübergehend, als er 2007 gegen Demetrice King die erste und bislang einzige Niederlage hinnehmen mußte. Im Januar 2011 besiegte er Kertson Manswell in der zweiten Runde und sicherte sich damit den vakanten internationalen Titel des WBC. In einem Kampf um den vakanten Silbergürtel dieses Verbands bezwang er am 25. Juni 2011 Ray Austin. Im April 2013 setzte er sich in einem Ausscheidungskampf gegen Chris Arreola klar nach Punkten durch, verbesserte seine Bilanz auf 23 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden und avancierte zum Pflichtherausforderer Vitali Klitschkos. Der Titelkampf wurde jedoch solange verschoben, bis der Ukrainer schließlich eine vom WBC gesetzte Frist für die Festlegung auf einen Kampftermin verstreichen ließ. Seither ist Klitschko Champion im Wartestand und der WBC-Titel vakant.

Er glaube, daß jedem Gutes widerfährt, der geduldig warten kann, lautet die wohl eher aus der Not geborene Philosophie des Kanadiers. Er sei nicht enttäuscht, daß es nicht mehr zum Kampf gegen Vitali Klitschko kommt, denn ihm gehe es einzig und allein darum, den grünen WBC-Gürtel in Händen zu halten und der erste auf Haiti geborene Schwergewichtsweltmeister zu werden. Man habe geduldig gewartet, aber nicht untätig herumgesessen, fügte sein Manager Camille Estephan hinzu. Bermane habe hart gearbeitet und seine Technik perfektioniert, so daß die Zeit des Wartens eine gute Investition gewesen sei. Man werde den Beweis antreten, daß daraus der beste Schwergewichtler der Welt hervorgegangen ist. Das Ergebnis des ersten Kampfs gegen Arreola spielt für Stiverne angeblich keine Rolle mehr. Für ihn sei es so, als habe man einander noch nie im Ring gegenübergestanden. Sein Auftritt werde makellos sein und mit einem vorzeitigen Sieg enden. [1]

Chris Arreola greift nicht zum ersten Mal nach dem Gürtel des Weltmeisters. Am 26. September 2009 forderte er in Los Angeles Vitali Klitschko heraus, wobei er diese Chance gewissermaßen David Haye zu verdanken hatte, der einen bereits vereinbarten Kampf mit dem Ukrainer kurzfristig platzen ließ. Arreola boxte jedoch viel zu unbeweglich und vorhersagbar, um Klitschko gefährlich zu werden, der durch Abbruch nach der zehnten Runde die Oberhand behielt.

Nur zwei Monate später bestritt Arreola in Atlantic City seinen nächsten Kampf, in dem Brian Minto der Gegner war. Den hatte sich bekanntlich Axel Schulz für sein erhofftes Comeback ausgesucht, das mit einem Debakel endete. Daß Minto kein Schwergewichtler der Spitzenklasse war, unterstrich Arreola, indem er ihn in der vierten Runde zweimal auf die Bretter schickte und damit den Kampf frühzeitig beendete. Durch diesen Erfolg ermutigt, nahm er es am 24. April 2010 in der südkalifornischen Stadt Ontario mit Tomasz Adamek auf. Der etwa 15 kg leichtere und wesentlich agilere Pole boxte seinen Gegner aus und trug nach zwölf Runden einen Punktsieg davon. Mit dieser Niederlage hatte sich Arreola endgültig aus dem Kreis der Anwärter auf einen Titelkampf verabschiedet und mußte einen neuen Anlauf nehmen. Im Jahr 2011 absolvierte er mehrere Aufbaukämpfe gegen Gegner, die in der Rangliste weit hinter ihm standen, und konnte auf diese Weise sechs Siege für sich verbuchen.

So arbeitete er sich Schritt für Schritt wieder an die Spitze heran, bis sich ihm am 27. April 2013 die Gelegenheit bot, einen Ausscheidungskampf des WBC gegen Bermane Stiverne zu bestreiten. Mit der Chance vor Augen, sich ein zweites Mal mit Vitali Klitschko zu messen, mußte sich Chris Arreola über zwölf Runden einstimmig nach Punkten geschlagen geben. Nach diesem neuerlichen Rückschlag bedurfte es eines Sieges über einen namhaften Gegner, um in der Rangliste nicht zurückgestuft zu werden. Am 7. September kam es in Indio (Kalifornien) zu einem vielbeachteten Kampf gegen Seth Mitchell, mit dem Arreola kurzen Prozeß machte. Die Vorstellung war noch vor Ablauf der ersten zu Ende, da Mitchell regelrecht überrollt wurde. Chris Arreola baute damit seine Bilanz auf 36 Siege und drei Niederlagen aus. Vor allem aber hielt er sich als zweiter der WBC-Rangliste die Tür zu einer Revanche mit Bermane Stiverne offen, deren Sieger die Nachfolge Vitali Klitschkos antreten wird.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/bermane-stiverne-ich-werde-arreola-ausknocken-30889

5. Januar 2014