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MELDUNG/1352: Trommelfeuer - Saul Alvarez überfordert Alfredo Angulo (SB)




Angekündigte Ringschlacht blieb weitgehend aus

Die Beantwortung der Frage, ob Saul "Canelo" Alvarez in überragender Form oder sein Gegner Alfredo Angulo heillos überfordert war, dürfte noch einige Zeit die Gemüter der Boxkommentatoren erhitzen. Was als spektakuläre Ringschlacht angekündigt war, erwies sich vor 14.610 Zuschauern in der MGM Grand Garden Arena von Las Vegas als recht einseitige Dominanz des ehemaligen Weltmeisters der Verbände WBA und WBC im Halbmittelgewicht. Alvarez beherrschte Angulo von der ersten Runde an, traktierte ihn mit präzisen Treffern und ließ dank seiner ausgezeichneten Deckung nur selten erfolgreiche Angriffe des Gegners zu.

Wenngleich Angulo nur die achte Runde nach einem spektakulären Schlagabtausch für sich entscheiden konnte, kam das Ende doch etwas überraschend. Nachdem Alvarez zu Beginn der zehnten Runde mehrere schwere Treffer plaziert hatte, schritt Ringrichter Tony Weeks sofort ein und beendete den Kampf. Man könnte den Abbruch als verfrüht bezeichnen, doch zeigte das schwer gezeichnete Gesicht Angulos, daß der Referee mit seiner Entscheidung größeren Schaden abgewendet hatte. Während Alvarez seine Bilanz auf 43 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden verbesserte, stehen für seinen mexikanischen Landsmann Angulo nun 22 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche.

Saul Alvarez hatte unermüdlich angegriffen und mit beiden Händen immer wieder gefährliche Schläge ins Ziel gebracht. Hingegen wirkte Alfredo Angulo, der in seinen letzten Kämpfen zumeist eine ausgezeichnete Vorstellung gegeben hatte, außergewöhnlich geschwächt. Dieser Eindruck gab zu der Mutmaßung Anlaß, er habe im Vorfeld des Kampfs zuviel Gewicht in zu kurzer Zeit abgekocht. Die Zuschauer quittierten den Abbruch mit einem Pfeifkonzert, das wohl vor allem Ausdruck ihrer Enttäuschung war, um das angekündigte Duell zweier gleichwertiger Kontrahenten gebracht worden zu sein.

Der Unmut richtete sich auch gegen die Golden Boy Promotions, da ein offenbar überforderter Gegner anstelle eines gefährlichen Rivalen wie beispielsweise Erislandy Lara ausgewählt worden war. Da jedoch ungewiß schien, wie gut Alvarez die erste Niederlage seiner Karriere im Kampf gegen Floyd Mayweather verkraftet hatte, ist wiederum nachvollziehbar, daß sein Promoter bei der Gegnerwahl Vorsicht walten ließ. Wie "Canelo" versicherte, hätte er noch zehn Runden weiterkämpfen können. Er habe den Rückschlag voll und ganz verkraftet und sei sehr froh, seinen Job so gut erledigt zu haben. Nun werde man sich zusammensetzen und in aller Ruhe die nächsten Schritte planen.

Alvarez ist nicht nur hochgewachsen, sondern wirkt auch so massiv, daß man sich weitere Auftritte im Halbmittelgewicht schwerlich vorstellen kann. Die Frage, ob er ins Mittelgewicht aufsteigen werde, um dort gegen den Sieger des Kampfs zwischen Sergio Martinez und Miguel Cotto anzutreten, beantwortete der junge Mexikaner allerdings nicht. [1] Da er in diesem Jahr noch zwei weitere Kämpfe bestreiten soll, kann man wohl davon ausgehen, daß er gegen den Kubaner Erislandy Lara kämpfen wird.

Auf jeden Fall kann man Alvarez attestieren, eine essentielle Lehre aus der Niederlage gegen Floyd Mayweather im September gezogen zu haben, der einfach zu schnell für ihn gewesen war. Alfredo Angulo fand schlichtweg kein Mittel, das Tempo seines Gegners mitzugehen, der in hoher Frequenz seine wuchtigen Treffer landen konnte. Da mochte Virgil Hunter seinem Schützling so viele Anweisungen zurufen wie er wollte, sie wurden samt und sonders vom Angriffsdruck "Canelos" zur Makulatur degradiert. [2]

Alfredo Angulo hatte heftig gegen den Abbruch protestiert und erklärte hinterher, er sei tief enttäuscht. Man hätte den Kampf weiterlaufen lassen sollen, doch der Ringrichter habe in diesem Fall eine falsche Entscheidung getroffen. Dem stimmte sein Trainer Virgil Hunter mit den Worten zu, er habe mit dem Ringarzt vereinbart, seinen Boxer aus dem Kampf zu nehmen, sofern "Canelo" zwei oder drei schwere Treffer in Folge durchbringen würde. Dennoch sei der Referee bereits nach einem Schlag eingeschritten.

Francisco Aguilar, der Vorsitzende der Boxkommission von Nevada, verteidigte jedoch die Entscheidung des Ringrichters. Er habe mit Tony Weeks wie auch dem Arzt gesprochen, deren Erklärung er für nachvollziehbar und stichhaltig erachte. Der Referee habe in Absprache mit dem Ringarzt gehandelt. Es obliege der Kommission insbesondere, der Sicherheit und Gesundheit der Boxer Rechnung zu tragen. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/03/canelo-angulo-early-action-from-mgm-grand/

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/03/canelo-gets-redemption-dominates-angulo/

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/03/canelo-stops-angulo-in-disappointing-fight/

10. März 2014