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MELDUNG/1353: Gelungene Abschiedsvorstellung Zsolt Erdeis (SB)




Der Ungar beendet seine Karriere mit einem klaren Punktsieg

Der ehemalige Halbschwer- und Cruisergewichtsweltmeister Zsolt Erdei hat im ungarischen Kecskemet seinen Abschiedskampf gegen den Georgier Schalva Jomardaschwili klar nach Punkten gewonnen. Der 39jährige Ungar sicherte sich damit vor heimischem Publikum als letzte Trophäe seiner Karriere den vakanten Titel des WBO-Europameisters. Erdei dominierte den langsameren Gegner, traf mit seinem Jab und dem Uppercut fast nach Belieben und wich den Angriffen Jomardaschwilis dank seiner fleißigen Beinarbeit behende aus. Wenngleich der Ungar den Gegner einige Male in Schwierigkeiten bringen konnte, wollte ihm doch kein vorzeitiger Sieg gelingen. Am Ende werteten alle drei Punktrichter den Kampf 100:90 für Erdei, der seine Bilanz damit auf 34 Siege und eine Niederlage verbesserte. [1]

Zsolt Erdei bestritt als Amateur 232 Kämpfe, von denen er 212 gewann. Sein erster internationaler Erfolg war der Gewinn der Junioreneuropameisterschaft 1992 in Edinburgh im Halbmittelgewicht. Vier Jahre später wurde er Vizeeuropameister im Mittelgewicht und 1997 Weltmeister in derselben Gewichtsklasse. 1998 und 2000 gewann er die Europameisterschaft und bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney erkämpfte er eine Bronzemedaille im Mittelgewicht.

Nach seinem Wechsel ins Profilager stieg Erdei für die Hamburger Universum Box-Promotion in den Ring und bestritt im Dezember 2000 seinen ersten Kampf. Am 5. Oktober 2002 wurde er Interkontinentaler Meister der WBO im Halbschwergewicht und verteidigte diesen Titel in der Folge viermal. Am 17. Januar 2004 stieg er durch einen Sieg über den Michalczewski-Bezwinger Julio Cesar Gonzalez zum WBO-Weltmeister auf und gab im weiteren Verlauf seiner Karriere elf Herausforderern das Nachsehen. Auf Drängen seines Promoters wechselte er ins Cruisergewicht, wo er am 21. November 2009 gegen Giacobbe Fragomeni den WBC-Titel gewinnen konnte. Seither absolvierte Erdei jedoch nur mehr vier weitere Kämpfe. Am 30. März 2013 verlor der bis dahin ungeschlagene Ungar höchst umstritten mit 2:1 Punktrichterwertungen gegen Denis Gratschew, wobei viele Beobachter von einem Fehlurteil sprachen.

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Mühsamer Arbeitssieg des Kubaners Juan Carlos Gomez

Im Vorprogramm der Abschiedsvorstellung Zsolt Erdeis stieg der ebenfalls von Fritz Sdunek trainierte Ex-Weltmeister Juan Carlos Gomez in den Ring. Entgegen seiner Ankündigung, er wolle im Sturmlauf noch einmal Weltmeister im Cruisergewicht werden, hatte der Kubaner unerwartete Mühe mit dem Kroaten Ivica Bacurin, den er nur knapp nach Punkten besiegen konnte (78:74, 76:77, 77:75). Während Gomez seine Bilanz auf 54 gewonnene und drei verlorene Kämpfe verbesserte, stehen für seinen Gegner nun 17 Siege, fünf Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Der 40jährige Gomez galt Ende der 1990er Jahre als einer der weltbesten Cruisergewichtler und brachte es als WBC-Weltmeister auf zehn erfolgreiche Titelverteidigungen. Nach seinem Aufstieg ins Schwergewicht und der vorzeitigen Niederlage gegen Vitali Klitschko stagnierte seine Karriere jedoch derart, daß man kaum noch mit einer Rückkehr in den Ring rechnete. Wie der Kubaner jedoch berichtet, spüre er nach wie vor dieses Feuer, das einfach nicht aufhöre zu brennen. Davon abgesehen sei er der Ansicht, daß das Cruisergewicht etwas "frisches, altes Blut" gut vertragen könne.

Für Gomez war der Auftritt in Ungarn der dritte Kampf in seiner alten Gewichtsklasse und der erste mit seinem früheren Trainer Fritz Sdunek. Er habe sich großartig gefühlt, als er wieder sein altes Gewicht erreicht hatte. Aber etwas habe ihm immer noch gefehlt, bis er wieder angefangen habe, mit Sdunek zu arbeiten. Dieser sei das fehlende Puzzle-Stück gewesen, und da die Chemie zwischen Boxer und Trainer immer noch großartig sei, könne er nun ganz oben angreifen und im Team mit Sdunek noch einmal Weltmeister werden.

Da der beim WBC auf Platz vier der Rangliste notierte Gomez bei seinem Sieg in Kecskemet den internationalen Titel der WBO gewonnen hat, taucht er künftig auch im Ranking dieses Verbands auf. Weltmeister der WBO im Cruisergewicht ist seit 2009 Marco Huck, den der Kubaner für den derzeit besten Boxer dieser Gewichtsklasse hält. Huck sei jung, boxe oft und gehe keiner Herausforderung aus dem Weg. Er werde hoffentlich den Ruf des "Schwarzen Panthers" hören, der ihn jage und nicht eher ruhe, bis er ihm den Gürtel abgenommen habe. [2] Um in die Nähe des Champions vorzurücken und diesen zu stellen, bedarf es freilich überzeugenderer Leistungen des Kubaners, der um ein Haar über den Aufbaugegner aus Kroatien gestolpert wäre.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/5591-erdei-gewinnt-abschiedskampf-klar-nach-punktenknapper-sieg-von-gomez-im-vorprogramm.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/5585-juan-carlos-gomezich-hoere-nicht-auf-bevor-ich-hucks-guertel-habe.html

11. März 2014