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MELDUNG/1367: Britische Erzrivalen boxen vor 80.000 Zuschauern (SB)




Revanche zwischen Froch und Groves füllt das Wembley-Stadion

Die beiden britischen Supermittelgewichtler Carl Froch und George Groves sind einander nicht grün. Während der 36jährige Weltmeister der WBA und IBF aus Nottingham seinen aufstrebenden Rivalen für einen respektlosen Maulhelden hält, verkündet der zehn Jahre jüngere Groves, die Zeit des alternden Champions sei längst abgelaufen. Als die beiden ihren Zwist im November 2013 schließlich mit Fäusten austrugen, machte der Herausforderer aus London über weite Strecken die bessere Figur und lag nach Punkten in Führung, bis ihn der Titelverteidiger in der neunten Runde vorzeitig besiegte. Groves protestierte heftig und erklärte den raschen Abbruch zu einem Geschenk an den Weltmeister. Froch hielt dagegen, sein Gegner sei sichtlich am Ende gewesen und hätte andernfalls nur noch mehr Prügel bezogen.

Wieviel Zündstoff aus Sicht des britischen Sportpublikums in diesem Duell steckt, unterstrich der Kartenverkauf für die Revanche, die am 31. Mai in London über die Bühne geht. Promoter Eddie Hearn hatte mit der Wahl des Wembley-Stadions als Austragungsort eine glückliche Hand bewiesen. Innerhalb der ersten Stunde nach Beginn des Vorverkaufs waren bereits 60.000 Eintrittskarten abgesetzt. Um die enorme Nachfrage zu befriedigen, gab der Veranstalter daraufhin weitere 20.000 Plätze in der Großarena frei. Carl Froch hatte die Entscheidung für Wembley mit den Worten kommentiert, ein großer Kampf müsse in einem großen Stadion stattfinden. Für das britische Boxen gebe es kein bedeutenderes Ereignis als diese Revanche, mit der er die Saga seiner Auseinandersetzung mit Groves endgültig abschließen werde.

Bislang lag der Zuschauerrekord für einen Boxkampf in Großbritannien bei 55.000, aufgestellt im Mai 2008 in Manchester. Protagonisten waren damals Ricky Hatton und Juan Lazcano. Die größte Menschenmenge, die jemals einem Kampf beiwohnte, wird aus den USA berichtet. Im Jahr 1941 waren in Wisconsin angeblich 135.132 Menschen zugegen, als sich Tony Zale mit Billy Pryor maß. Da ein Bierkonzern als Sponsor der Veranstaltung auftrat, war der Eintritt frei, das Bier aber nicht. Die meisten Eintrittskarten wurden verkauft, als im Februar 1993 sagenhafte 132.247 Zuschauer ins Azteca-Stadion von Mexiko-Stadt strömten, das beim Sieg ihres Nationalhelden Julio Cesar Chavez über Greg Haugen einem Hexenkessel glich. Den Rekord in Europa stellten Max Schmeling und Walter Neusel auf, als sie im Juni 1934 vor über 100.000 Zuschauern im Hamburg aufeinandertrafen. [1]

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Adonis Stevenson wechselt von HBO zu Showtime

Als der Kanadier Adonis Stevenson bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unterschrieben hatte, dessen Boxer unter der Regie des Senders Showtime auftreten, war der Abschied des WBC-Weltmeisters im Halbschwergewicht von HBO nur noch eine Frage der Zeit. Mit der Titelverteidigung gegen den Polen Andrzej Fonfara am 24. Mai in Montreal gibt der Champion sein Debüt für Showtime, da HBO diesem Duell nur zugestimmt hätte, sofern Stevenson in der Folge zu einem Kampf gegen WBO-Weltmeister Sergej Kovalew bereit gewesen wäre.

Um es sich nicht mit HBO für alle Zeiten zu verderben, hält Stevensons Promoter Yvon Michel den Ball tunlichst flach. Dem Wechsel zu Showtime lägen ausschließlich geschäftliche Erwägungen zugrunde, doch sei es ganz gewiß nichts Persönliches, da er über die Verantwortlichen bei seinem ehemaligen Sender nur Gutes sagen könne. Die beiden führenden US-amerikanischen Boxsender tragen einen erbitterten Konkurrenzkampf miteinander aus, der die Branche bereits zweigeteilt hat.

Yvon Michel goß via Facebook mit den Worten Öl auf die Wogen, er danke HBO für die Unterstützung Stevensons im vergangenen Jahr. Der Sender habe ihm die Chance eingeräumt, zu einem Star des Boxgeschäfts zu avancieren. Man habe die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Senders geschätzt und Stevenson deren Angebot über mehrere Kämpfe vorgelegt. Nach einer ausgiebigen Diskussion sei dann die Entscheidung gefällt worden, einem günstigeren Angebot von Showtime den Zuschlag zu geben. HBO habe nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, einen veränderten Vorschlag einzubringen.

Im zweiten Teil seiner Stellungnahme hob der kanadische Promoter das Interesse Steven Espinozas vom Sender Showtime hervor, mit Adonis Stevenson ins Geschäft zu kommen. Man sehe einer gedeihlichen Zusammenarbeit entgegen. Stevenson sei nach Einschätzung diverser Experten und Publikationen der herausragende Boxer des Jahres 2013 gewesen. Er wolle auch weiterhin spektakuläre Vorstellungen geben und Kämpfe vorzeitig für sich entscheiden. Es bleibe sein erklärtes Ziel, die Titel im Halbschwergewicht zusammenzuführen und noch vor Ende des Jahres in den Kreis der fünf besten Akteure aller Gewichtsklassen vorzustoßen. Im nächsten Schritt trete er im Bell Center gegen den jungen Herausforderer Andrzej Fonfara an, der die Ranglisten der Verbände IBF und WBO anführe sowie die Nummer drei beim WBC sei. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/froch-vs-groves-vor-80-000-fans-waere-das-in-deutschland-auch-moeglich-31871

[2] http://www.badlefthook.com/2014/3/26/5548734/yvon-michel-stevensons-jump-to-showtime-is-purely-business-nothing

27. März 2014