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MELDUNG/1423: Freie Bahn für WBA-Superchampion Gennadi Golowkin (SB)




Dem Kampf gegen Daniel Geale steht nichts mehr im Wege

Promoter Tom Löffler, der die Interessen von K2 in den USA vertritt, hat bei der World Boxing Association (WBA) beantragt, den Mittelgewichtsweltmeister Gennadi Golowkin zum Superchampion zu ernennen. Da der Verband diesem Antrag stattgegeben hat, steht dem geplanten Kampf des Kasachen gegen den Australier Daniel Geale am 26. Juli im New Yorker Madison Square Garden nichts mehr im Wege. Golowkin, der in 29 Kämpfen ungeschlagen ist, von denen er 26 vorzeitig gewonnen hat, war bislang als regulärer Weltmeister der WBA gehalten, seinen Titel gegen den Pflichtherausforderer Jarrod Fletcher zu verteidigen. Da dieser jedoch in den USA ein unbeschriebenes Blatt ist, war man im Lager des Kasachen wenig geneigt, diesen Kampf auszutragen. [1]

Als Superchampion kann Golowkin eine längere Frist bis zur ersten Pflichtverteidigung in Anspruch nehmen und daher den schon seit längerem geplanten Kampf gegen Daniel Geale bestreiten. Der Australier war früher Weltmeister der Verbände WBA und IBF und tritt mit einer Bilanz von 30 Siegen sowie zwei Niederlagen an. Geale hatte als amtierender IBF-Weltmeister den Titel der WBA durch einen Sieg gegen Felix Sturm hinzugewonnen, ihn dann aber kampflos niedergelegt, da er damals nicht gegen Golowkin antreten wollte. Den Gürtel der IBF verlor er im August letzten Jahres in Atlantik City an den Briten Darren Barker. Dieser mußte zwar in der sechsten Runde nach einem Körpertreffer zu Boden gehen, dominierte aber ansonsten den Kampf dank seiner überlegenen Schlagwirkung.

Der durch Golowkins Beförderung zur Disposition stehende reguläre Titel der WBA im Mittelgewicht wird nun zwischen Dimitri Tschudinow und Jarrod Fletcher vergeben, die die Rangliste anführen. Der ungeschlagene Russe, für den 13 Siege sowie zwei Unentschieden notiert werden, hat seinen Interimstitel am 1. Juni erfolgreich gegen den robusten Dänen Patrick Nielson verteidigt. Der Australier setzte sich am 1. Februar in Monte Carlo gegen Max Busak durch. Dem Sieger des Kampfs zwischen Tschudinow und Fletcher steht auf längere Sicht eine Herausforderung Golowkins in Aussicht.

Der kommende Auftritt Gennadi Golowkins wird wieder vom Sender HBO übertragen, wobei man die Veranstaltung möglicherweise durch den Kampf der beiden ungeschlagenen Schwergewichtler Bryant Jennings und Mike Perez aufwertet. Dem Sieger dieses Duells winkt die Chance, sich als nächster Pflichtherausforderer hinter Deontay Wilder einzureihen, um den WBC-Weltmeister herauszufordern. Ob sich damit die Ränge des 20.000 Zuschauer fassenden Madison Square Garden restlos füllen lassen, ist ungewiß. Golowkin hat mit seinen spektakulären Auftritten in den USA zwar viel Werbung in eigener Sache gemacht, doch zögert das dortige Boxpublikum bekanntlich sehr lange, bis es einen europäischen Akteur überhaupt wahrnimmt, geschweige den wertschätzt. Daß der in Stuttgart lebende Kasache als weltbester Mittelgewichtler neben dem Argentinier Sergio Martinez gilt und seine letzten 16 Gegner auf die Bretter geschickt hat, interessiert die US-amerikanischen Zuschauer nur bedingt.

Golowkin konnte zwar bei seinen früheren Auftritten für HBO recht gute Quoten erzielen, doch hat sein Gegner Daniel Geale wenig Fans in den USA und seit der Niederlage gegen Barker, die ebenfalls von HBO übertragen wurde, keinen Ruf, an den man anknüpfen könnte. Sollte sich der Kasache durchsetzen, womit auch bei einem Gegner wie dem Australier zu rechnen ist, könnte er sich die verbliebenen ganz großen Namen vornehmen. In der Vergangenheit gaben sich die weltbesten Mittelgewichtler desinteressiert, da sie keine Lust hatten, Rang und Titel gegen den aufstrebenden Golowkin aufs Spiel zu setzen. Damit geht es ihm ähnlich wie Andre Ward, der als bester Boxer im Supermittelgewicht gilt, aber gerade deswegen weithin gemieden wird.

Inzwischen hat WBC-Weltmeister Sergio Martinez aber eingeräumt, daß an Golowkin kein Weg vorbeiführt, will man die Frage der Führerschaft im Mittelgewicht zweifelsfrei klären. Der Argentinier trifft nach einer langen verletzungsbedingten Pause am 7. Juni im Madison Square Garden auf den Puertoricaner Miguel Cotto. Gewinnt Martinez diesen Kampf, könnte es im Herbst zu einem Duell mit Gennadi Golowkin und damit dem hochwertigsten Kampf kommen, der gegenwärtig in diesem Limit möglich ist.

Davon abgesehen könnte Golowkin theoretisch auch gegen WBO-Champion Peter Quillin antreten, der allerdings nicht für HBO boxt und damit als realistische Option ausscheidet. Felix Sturm, der dem Kasachen früher stets aus dem Weg gegangen ist, hat seinen IBF-Titel gerade an den Australier Sam Soliman verloren und ist damit ohnehin aus dem Rennen. Soliman hat bereits erklärt, er würde liebend gern mit Golowkin in den Ring steigen, doch da ihn in den USA so gut wie niemand kennt, ist auch das eine wenig wahrscheinliche Möglichkeit. Gennadi Golowkin war sogar bereit, sich im Supermittelgewicht mit Julio Cesar Chavez zu messen, doch machte der populäre Mexikaner unter Angabe wenig plausibler Gründe einen Rückzieher.


Fußnote:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6044-gennady-golovkin-ist-wba-super-championkampf-zwischen-golovkin-und-geale-jetzt-moeglich.html

5. Juni 2014