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MELDUNG/1424: Die Geschichte vom verlorenen Sohn (SB)




Bob Arum kündigt die Rückkehr von Julio Cesar Chavez an

Julio Cesar Chavez jun. war früher WBC-Weltmeister im Mittelgewicht und tritt inzwischen im Supermittelgewicht an. Er ist zweifellos talentiert und erfolgreich, neigt aber im Unterschied zu seinem legendären Vater, der einst in 77 Kämpfen unbesiegt war und es im Laufe seiner außergewöhnlichen Karriere auf 115 Auftritte brachte, zu einer Lebensführung, die seinen sportlichen Ambitionen nicht immer zuträglich ist. Zuletzt machte der Mexikaner mit der Absage eines geplanten Kampfs gegen Gennadi Golowkin von sich reden, die sein Promoter Bob Arum entrüstet als die größte Dummheit bezeichnete, die sich einer seiner Boxer je geleistet habe.

Vor zwei Jahren hatte Julio Cesar Chavez jun. gegen Sergio Martinez verloren. Der Argentinier dominierte den Kampf und gewann am Ende verdient nach Punkten, stand allerdings in der letzten Runde am Rande eines Niederschlags. Wie Freddie Roach, der damalige Trainer des Mexikaners, dieser Tage berichtete, habe er vor diesem Kampf Tag für Tag vergeblich im Gym auf seinen Schützling gewartet. Der einzige Grund, warum er ihm nicht den Laufpaß gegeben habe, sei Chavez' Vater gewesen, den er respektiere. Dieser habe ihn gebeten zu bleiben und in Aussicht gestellt, daß sein Sohn bald auftauchen werde, was freilich nie der Fall gewesen sei. Letzten Endes habe dieser lediglich fünf Tage Sparring absolviert und den Großteil der Vorbereitung auf der Couch gesessen, so Roach. Er könne Julio gut leiden, der ein netter Kerl sei, doch habe ihn dieser als Boxer sehr enttäuscht.

Nun kündigt Bob Arum die Rückkehr seines Sorgenkinds für September oder Oktober an, wobei er betont, er wolle nur mit Chavez' Vater, nicht jedoch mit Billy Keane, dem Manager des Sohnes, zusammenarbeiten. Offenbar hofft der Promoter, daß der ältere Chavez seinen Sprößling zur Räson bringen kann, damit es endlich wieder möglich ist, Nägel mit Köpfen zu machen. Obgleich der Mexikaner einen Rückzieher vor Golowkin gemacht hat, der sogar bereit war, für diesen Kampf vorübergehend im Supermittelgewicht anzutreten, bringt Arum erneut den Kasachen als Option ins Gespräch. Eine weitere lukrative Möglichkeit sei der Brite Carl Froch, der sich vor 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion gegen seinen Erzrivalen George Groves durchgesetzt hat. [1]

Gennadi Golowkin sei weiterhin erste Wahl, sofern es dem WBA-Superchampion gelingt, am 26. Juli im Madison Square Garden den Australier Daniel Geale in die Schranken zu weisen. Sollte Chavez diesen Kampf nicht annehmen, werde er sich um Froch bemühen, legt Arum die Reihenfolge fest. Daß er alle Hebel in Bewegung setzt, um den "verlorenen Sohn" nach Hause zurückzuholen, ist nicht zuletzt auf die Spaltung des US-amerikanischen Boxgeschäfts zurückzuführen, die zahlreiche attraktive Duelle verhindert. Bob Arum ist damit mehr oder minder auf auf seine eigenen Boxer beschränkt, um attraktive Kämpfe auf die Beine zu stellen. Und da Chavez zu seinen populärsten Schützlingen geht, läßt der Promoter zwangsläufig nichts unversucht, auf die lukrativsten Perspektiven mit namhaften Gegnern außerhalb des eigenen Kreises wie Golowkin oder Froch zu drängen, die bei HBO auftreten können.

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Titelkampf zwischen Tschagajew und Oquendo verschoben

Wladimir Klitschko wird von der WBA als deren Superchampion im Schwergewicht geführt. Dahinter rangierte als regulärer Weltmeister dieses Verbands bis zu seiner Niederlage gegen den Ukrainer der Russe Alexander Powetkin. Der seither vakante Titel wird in einem Kampf zwischen Ruslan Tschagajew und Fres Oquendo neu vergeben, der am 6. Juli im tschetschenischen Grozny über die Bühne geht. Der ursprünglich für den 7. Juni geplante Termin wurde um vier Wochen verschoben, um allen Beteiligten mehr Zeit zur Vorbereitung zu geben. Das Duell wird mit Rücksicht auf die Fußballweltmeisterschaft an einem Sonntag ausgetragen, da zu diesem Zeitpunkt zwischen Viertel- und Halbfinale spielfrei ist.

Der Titelkampf findet in der Ahmat-Arena statt, dem auf 30.000 Zuschauer ausgelegten Fußballstadion in Grozny. Nach Angaben des Promoters Timur Dugatsajew hat man in Abstimmung mit dem Team Oquendos und den Verantwortlichen des Verbands den Kampf um einen Monat vertagt. Man plane eine Großveranstaltung und lege Wert auf eine perfekte Vorbereitung. Nun bleibe auch mehr Zeit, sich um die Einladungen und Visa der vielen Ehrengäste zu kümmern. In Grozny werden diverse ehemalige Weltmeister wie Mike Tyson, Evander Holyfield, Lamon Brewster und David Haye erwartet. Zudem haben sich die Schauspieler Steven Seagal und Jean-Claude van Damme angekündigt.

Dugatsajew, der sein Licht nicht unter den Scheffel stellt, kündigt einen würdigen Rahmen für diesen außergewöhnlichen Kampf an. Vom technischen Aufwand und der Produktion her erwarte die Boxfans die größte Inszenierung, die sie je gesehen haben. Das dürfte zwar gewaltig übertrieben sein, doch spricht das sportliche Rahmenprogramm für eine recht solide Planung. So soll unter anderem der frühere Cruisergewichtsweltmeister Juan Carlos Gomez mit Goran Delic und der deutsche Schwergewichtler Edmund Gerber mit dem Mexikaner Vicente Sandez in den Ring steigen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6048-julio-cesar-chavez-jrgolovkin-ist-die-erste-wahl.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6049-termin-verschobenruslan-chagaev-vs-fres-oquendo-jetzt-am-6-juli.html

6. Juni 2014