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MELDUNG/1427: Vor großer Kulisse im Madison Square Garden (SB)




Gennadi Golowkin gegen Daniel Geale, Bryant Jennings gegen Mike Perez

Nach sieben Jahren im Profigeschäft, in deren Verlauf er es zum Superchampion der WBA im Mittelgewicht gebracht hat, trifft Gennadi Golowkin erstmals auf einen weithin bekannten Gegner. Dabei war der in Stuttgart lebende Kasache im Unterschied zu zahllosen anderen Zunftgenossen nie wählerisch, was seine Widersacher betraf. In diversen Fälle waren es namhafte Konkurrenten, die ihm tunlichst aus dem Weg gingen. Wenn Golowkin daher in 29 Kämpfen ungeschlagen ist, von denen er nicht weniger als 26 vorzeitig gewonnen hat, so gewiß nicht deshalb, weil er den leichten Weg gegangen wäre. Nachdem der bereits 39 Jahre alte Argentinier Sergio Martinez jüngst von Miguel Cotto vernichtend geschlagen wurde, weil ihm seine lädierten Kniegelenke den Dienst versagten, ist der Kasache der führende Boxer seiner Gewichtsklasse, auch wenn das die US-amerikanischen Experten, Promoter und potentiellen Kontrahenten nicht wahrhaben wollen.

Am 26. Juli trifft Gennadi Golowkin im Madison Square Garden auf Daniel Geale, der früher Weltmeister der Verbände IBF und WBA im Mittelgewicht war. Der Australier, für den 30 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen, ist nicht so populär wie Cotto oder Martinez, wird aber immerhin als der bislang bekannteste und technisch anspruchsvollste Herausforderer des Superchampions gesehen. Der Kasache ist hocherfreut, dieses bereits im Frühjahr geplante, jedoch an der Terminplanung des beteiligten australischen Senders zunächst gescheiterte Duell doch noch austragen zu können. Sollte er sich in dem von HBO ausgestrahlten Kampf durchsetzen, winken ihm Auftritte vom Kaliber Miguel Cottos, Peter Quillins, Sam Solimans oder Carl Frochs im Mittel- oder Supermittelgewicht.

Daniel Geale sprach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von einer außergewöhnlichen Chance und dankte dem Sender HBO, Gary Shaw und dem Madison Square Garden dafür, ihm diesen perfekten Kampf gegen Gennadi Golowkin ermöglicht zu haben. Er schätze sich glücklich, mit Daniel Geale in den Ring zu steigen, den er seit vielen Jahren kenne, erwiderte der Kasache. Gemeinsam werde man den New Yorker Fans eine großartige Vorstellung bieten.

In der Tat ist mit einem spektakulären Kräftemessen zu rechnen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit vorzeitig enden wird. Geale könnte den Titelverteidiger dank seiner Beweglichkeit und technischen Qualitäten vor einige Probleme stellen, doch muß er seinerseits fürchten, dem rundum versierten Kasachen noch vor Ende der zwölf Runden zum Opfer zu fallen wie 29 andere Gegner Golowkins vor ihm. Jedenfalls wird sich in dieser Nacht herausstellen, wie gut der Superchampion der WBA tatsächlich ist.

Aufgewertet wird die Veranstaltung durch ein Duell der beiden ungeschlagenen Schwergewichtler Bryant Jennings und Mike Perez, dessen Sieger ein Kampf um den WBC-Titel Anfang nächsten Jahres winkt. Erster Pflichtherausforderer des Weltmeisters Bermane Stiverne aus Kanada ist der US-Amerikaner Deontay Wilder, worauf der Sieger des Kampfs zwischen Jennings und Perez sofort an die Reihe kommen soll. Joker in dieser Rechnung des WBC ist allerdings Wladimir Klitschko, der den IBF-Pflichtherausforderer Kubrat Pulew am liebsten links liegenlassen und sofort um den WBC-Gürtel kämpfen möchte, mit dem er seine Titelsammlung komplettieren könnte.

Was aber das Schwergewichtsduell in New York betrifft, ist ein hochklassiger Auftritt beider Boxer zu erwarten. Jennings und Perez sind technisch recht versiert und verfügen über eine ansehnliche Schlagwirkung, so daß keine Langeweile aufkommen dürfte. Wie der US-Amerikaner erklärte, sei sein Gegner kein Mann großer Worte. Er selbst kündige jedoch an dieser Stelle an, daß er den 26. Juli kaum erwarten könne und der nächste amerikanische Schwergewichtsweltmeister sein werde.

Der 29jährige Bryant Jennings hat keine Amateurlaufbahn absolviert, die sich mit der seines ein Jahr jüngeren Gegners vergleichen ließe. Er ist erst seit 2010 Profiboxer, doch verfügt er über stattliche Körpermaße, beste athletische Qualitäten und die Gabe, sich fehlende Kenntnisse rasch anzueignen. Ob er bereits genug gelernt hat, um es mit einem erfahrenen Abkömmling der traditionsreichen kubanischen Boxschule aufnehmen zu kennen, wird sich zeigen.

Bei seinem letzten Auftritt hat Jennings im Januar den aufstrebenden Polen Artur Szpilka in der zehnten Runde besiegt. Gegen diesen bis dahin namhaftesten Kontrahenten seiner Karriere machte er eine gute Figur. Hingegen hatte Perez ebenfalls im Januar große Probleme mit Carlos Takam, der ihm nach Einschätzung vieler Experten überlegen war, sich aber mit einem umstrittenen Unentschieden begnügen mußte. Bei diesem Duell im Madison Square Garden spielte Takam seine hohe Schlagfrequenz aus, mit der Perez nicht mithalten konnte. [1]

Allerdings gilt es zu berücksichtigen, daß der Kubaner im November einen fürchterlichen Kampf gegen Magomed Abdusalamow ausgetragen hatte, der nach Punkten verlor und hinterher ins Koma fiel. Die Kontrahenten hatten einander zehn Runden lang immer wieder einen offenen Schlagabtausch geliefert und beiderseits zahllose Treffer abbekommen. Daher war es kein Wunder, daß Perez nach diesem schweren Gang bei seinem nächsten Auftritt nur zwei Monate später nicht in allerbester Verfassung antrat. Daraus abzuleiten, daß er im Kampf gegen Bryant Jennings der Außenseiter sei, wäre mithin eine unzulässige Schlußfolgerung. Auf jeden Fall sollte man sich den 26. Juli im Kalender rot anstreichen, an dem mit Sicherheit auf die eine oder andere Weise Hochklassiges geboten wird.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/06/golovkin-glad-to-be-fighting-geale-on-726-at-msg-in-new-york/#more-177542

12. Juni 2014