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MELDUNG/1432: Rasante Darbietung Demetrius Andrades (SB)




Britischer Pflichtherausforderer Brian Rose völlig überfordert

In einem erschreckend einseitigen Kampf hat der WBO-Weltmeister im Halbmittelgewicht, Demetrius Andrade, den völlig überforderten britischen Pflichtherausforderer Brian Rose klar dominiert und in der siebten Runde vorzeitig besiegt. Wie Kritiker befürchtet hatten, kam dieser Titelkampf viel zu früh für den Briten, den der Verband WBO aus wenig plausiblen Gründen gegen den Weltmeister in den Ring geschickt hat. Während sich Andrade in glänzender Verfassung präsentierte und nun in 21 Kämpfen ungeschlagen ist, stehen für Rose 25 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Im Barclays Center in Brooklyn traf Andrade seinen Gegner fast nach Belieben mit der Linken und schickte ihn bereits in der ersten Runde mit einem Jab, dem er sofort einen linken Haken folgen ließ, rücklings auf die Bretter. Auch im zweiten Durchgang setzte der Weltmeister seinem Kontrahenten böse zu, worauf er ihn im dritten mit einem rechten Haken zum Kopf ein zweites Mal niederstreckte. Obgleich der Brite diesmal schwer angeschlagen war, als er wieder auf die Beine kam, klammerte er seinen Gegner nicht, um sich eine kurze Erholungspause zu verschaffen. Statt dessen bot er ein offenes Ziel und mußte in der letzten Minute weitere heftige Treffer einstecken.

Auch in der Folge wirkte Rose verloren im Ring, da er nicht schnell genug schlug, keinerlei Wirkung erzielte und nicht einmal eine hohe Schlagfrequenz zustande brachte. Er machte den Eindruck, als fürchte er sich zu schlagen, weil Andrade ihm dann einen Konter verpassen könnte. Obgleich ihm die Felle frühzeitig davonschwammen, setzte der Brite in keiner Phase alles auf eine Karte, um vielleicht doch einen Glückstreffer anzubringen oder wenigstens mit fliegenden Fahnen unterzugehen. Daher konnte Andrade machen, was immer ihm beliebte, und den Herausforderer nach Strich und Faden vorführen. Das vorzeitige Ende kam schließlich in der siebten Runde, als der schwer gezeichnete Rose unter einem weiteren Hagel von Schlägen taumelte und der Ringrichter einschritt, um den ungleichen Kampf abzubrechen.

Wenngleich man festhalten muß, daß der Herausforderer schlichtweg kein angemessener Gegner für Demetrius Andrade war, bot dieser doch eine derart rasante Vorstellung, daß man ihn wohl als aufsteigenden Stern am Himmel der weltbesten Akteure seiner Gewichtsregion bezeichnen kann. Zumindest sah er an diesem Abend so gut im Ring aus, daß er sich als Kandidat für einen Kampf gegen Floyd Mayweather jun., Erislandy Lara oder Saul "Canelo" Alvarez ins Gespräch gebracht hat. [1]

Sollte er tatsächlich einen so prominenten Gegner bekommen, würde er jedenfalls sehr viel mehr als die vergleichsweise dürftigen 200.000 Dollar verdienen, die er für seine Titelverteidigung erhielt. Für den bedauernswerten Brian Rose sprangen immerhin 100.000 Dollar heraus, womit er genauso viel wie Chris Algieri einstreichen konnte, obwohl dieser den Hauptkampf des Abends als Herausforderer bestritt und sich dabei überraschend gegen den WBO-Champion im Halbweltergewicht, Ruslan Prowodnikow, durchsetzte, der mit 750.000 Dollar den Löwenanteil der Veranstaltung für sich verbuchen konnte. [2] Wenngleich die Popularität und Vermarktbarkeit des jeweiligen Boxers maßgeblichen Einfluß auf die Höhe seiner Einkünfte hat, ist doch die Verteilung der Gelder bei diesen beiden Titelkämpfen im Barclays Center schlichtweg nicht nachzuvollziehen.

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Weithin unbekannter Herausforderer für Sergej Kowaljow

Sergej Kowaljow verteidigt den WBO-Titel im Halbschwergewicht am 2. August gegen den wenig bekannten Herausforderer Blake Caparello. Sollte dieser volle zwölf Runden mit dem Weltmeister überstehen, käme das einer faustdicken Überraschung gleich. Wenngleich die Bilanzen der beiden ungeschlagenen Kontrahenten mit 24 Siegen für den Russen und 19 Erfolgen seines Gegners sowie je einem Unentschieden recht ähnlich aussehen, gilt Caparello in diesem Duell doch als krasser Außenseiter. Der Kampf im Revel Resort in Atlantic City wird vom Sender HBO im Format Boxing After Dark übertragen. [3]

Der 27jährige Herausforderer hat bislang mit keinem Gegner der ersten Kategorie im Ring gestanden und verfügt allenfalls über eine durchschnittliche Schlagwirkung. Daher kann er nur hoffen, die berüchtigten Treffer Kowaljows zu überstehen und durch eine höhere Schlagfrequenz nach Punkten zu gewinnen. Sehr wahrscheinlich ist das aber nicht und gesund auf keinen Fall, wobei die Konstellation ohnehin für einen vorzeitigen Sieg des Russen spricht.

Ein attraktiver Kampf steht nicht zu erwarten, was nach der inzwischen in weite Ferne gerückten Option eines Vereinigungskampfs gegen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson die Enttäuschung um so tiefer macht. Wenn schon nicht Stevenson oder IBF-Champion Bernard Hopkins, dann wenigstens ein anderer hochkarätiger Herausforderer wie Jean Pascal oder Lucian Bute, mögen viele Boxinteressierte gehofft haben. Adonis Stevenson hat bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unterschrieben und ist von HBO zu Showtime übergewechselt, womit er definitiv außer Reichweite Sergej Kowaljows gerät.

Dank dieses Manövers kann der Kanadier seine Regentschaft als Weltmeister sicher verlängern, doch wird auch er künftig vorzugsweise schwache Gegner vor die Fäuste bekommen. Dem in der Breite ohnehin nicht sonderlich gut bestückten Halbschwergewicht drohen daher weitere einseitige Kämpfe wie jener zwischen Kowaljow und Caparello, in denen der Herausforderer den lebenden Sandsack für den Weltmeister abgeben muß.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/06/andrade-destroys-rose/#more-177812

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/06/purses-provodnikov-750k-algieri-100k-andrade-200k-rose-100k/#more-177805

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/06/sergey-kovalev-vs-blake-cap

17. Juni 2014