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MELDUNG/1496: Gerüchteküche unter Dampf (SB)




Bob Arum führt Kampf zwischen Mayweather und Pacquiao im Munde

Daß es einer der bedeutendsten Kämpfe in der Geschichte des Boxsports wäre, sei dahingestellt, zumal dieses Werturteil letzten Endes Geschmackssache ist. Es könnte aber zumindest der höchstdotierte werden, was sich mit einigermaßen handfesten Fakten belegen ließe. Bislang ist es freilich nur ein Gerücht, das Promoter Bob Arum in die Welt gesetzt hat - wohl wissend, daß seine Geschichte wie ein Lauffeuer durch den Blätterwald rasen wird. Geht es nach dem Chef von Top Rank, treten Floyd Mayweather und Manny Pacquiao im nächsten Jahr sogar zweimal gegeneinander an. Das wäre in der Tat eine faustdicke Überraschung, da ein Duell dieser beiden Weltergewichtler seit Jahren vergeblich eingefordert und inzwischen schon mehr oder minder abgeschrieben worden ist.

Wie Arum dem San Francisco Chronicle versicherte, sei sowohl HBO als auch Showtime an einer Übertragung des Kampfes interessiert. Während Mayweather einen Exklusivvertrag mit Showtime hat, ist Pacquiao vertraglich an HBO gebunden. Die beiden führenden US-amerikanischen Boxsender sind einander derart spinnefeind, daß seit geraumer Zeit keine Kämpfe unter Beteiligung von Akteuren beider Lager stattfinden und das US-amerikanische Boxgeschäft gespalten ist. Arum ist jedoch der Auffassung, daß dieses Duell attraktiv und lukrativ genug wäre, um beide Seiten ins Boot zu holen. Der Promoter ging sogar noch einen Schritt weiter und erklärte, beide Sender wünschten diesen Kampf, der nach Lage der Dinge im Frühjahr stattfinden werde.

Warum ihm gerade jetzt dieses ewig verschobene Duell wieder in den Sinn kommt, begründet Arum eher vage damit, daß es immer einen Zeitpunkt gebe, den man nicht überschreiten sollte. Da dieser Kampf später keinen mehr interessiere, müsse er im ersten Halbjahr 2015 stattfinden. Und sollte es dazu kommen, müsse man vertraglich vereinbaren, daß der Sieger beim Rückkampf natürlich größere Anteile an der Kampfbörse bekommt. Er sei jedenfalls sehr dafür, diese Auseinandersetzung zweimal zu erleben. [1]

Zuvor müssen die beiden Boxer jedoch ihre nächste Titelverteidigung absolvieren und tunlichst gewinnen. Mayweather bestreitet am 13. September wie immer in Las Vegas eine Revanche gegen den Argentinier Marcos Maidana, Pacquiao trifft am 22. November im chinesischen Macao auf den US-Amerikaner Chris Algieri.

Der in 46 Profikämpfen ungeschlagene Floyd Mayweather und sein Erzrivale Manny Pacquiao, für den 56 Siege, fünf Niederlagen sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen, haben einander ein Jahrzehnt lang den Rang des besten Boxers aller Gewichtsklassen streitig gemacht. Mayweather hat insofern die Oberhand behalten, als er unbesiegt und durchweg Weltmeister geblieben ist, während der Philippiner einige Rückschläge verkraften mußte. Derzeit ist er WBO-Weltmeister im Weltergewicht, während Mayweather Champion der Verbände WBA und WBC sowohl im Welter- als auch im Halbmittelgewicht ist.

Beim Rätselraten um die Motive Bob Arums, das Frühjahr 2015 zum letztmöglichen Zeitpunkt eines einträglichen Kampfs zwischen den beiden großen Stars der mittleren Gewichtsklassen zu erklären, ziehen viele Kommentatoren eine triviale Absicht in Betracht. Der Promoter wolle nichts weiter, als den bevorstehenden Kampf Pacquiaos gegen Algieri aufzuwerten, der andernfalls ein finanzielles Desaster werden könnte. Auftritte des Philippiners in Macao ließen sich schon in der Vergangenheit schlecht in den USA vermarkten, wo nach wie vor der Löwenanteil im Bezahlfernsehen erwirtschaftet wird. Zudem war Chris Algieri nur wenigen bekannt, bis er überraschend Ruslan Prowodnikow als WBO-Weltmeister im Halbweltergewicht entthront hat. Ein Quotenrenner ist er deswegen jedoch noch lange nicht, weshalb Arum ohnehin alle Register zieht, um Werbung für diesen Kampf zu machen. Ob er also tatsächlich über Informationen verfügt, daß ein Duell zwischen Mayweather und Pacquiao am Ende doch noch Gestalt annimmt, oder schlichtweg Märchen erzählt, ist ungewiß. [2]

Daß inzwischen auch Manny Pacquiao und sein Trainer Freddie Roach den Namen Mayweather des öfteren fallenlassen, muß nicht bedeuten, daß Substanz in dieser Geschichte steckt. Der Philippiner hat seine größten Umsätze im Bezahlfernsehen zwischen 2009 und 2011 erzielt, als ständig von einem Kampf gegen Mayweather die Rede war. Pacquiao machte damals auch gegen Joshua Clottey, Antonio Margarito und Shane Mosley gute Kasse, die dabei sichtlich überfordert waren. Zuletzt rutschten die Zuschauerzahlen des Philippiners jedoch in den Keller, als er gegen Brandon Rios und Timothy Bradley antrat. Beide sind keine ausgesprochenen Stars, aber andererseits doch recht gut bekannt. Daher ist zumindest nicht auszuschließen, daß der deutliche Rückgang des Interesses an Pacquiao nicht zuletzt damit zusammenhing, daß ein Duell mit Mayweather in jüngerer Zeit kein Thema mehr war. Manny Pacquiao, der zwischen 2009 und 2011 mit seinen Auftritten regelmäßig eine Million Buchungen einfahren konnte, dürfte gegen Chris Algieri bei etwa 400.000 zahlenden Fernsehkunden liegen. Das wäre für seine Verhältnisse enttäuschend wenig, weshalb es jedenfalls nicht schaden kann, mit Floyd Mayweathers Namen zu winken. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6407-top-rank-promoter-bob-arummayweather-vs-pacquiao-im-fruehjahr-2015.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/08/arum-thinks-mayweather-pacquiao-will-happen-twice-next-year/#more-181072

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/08/arum-pacquiao-and-roach-mentioning-mayweathers-name-more-and-more/#more-181083

30. August 2014