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MELDUNG/1577: Der Posten des Hofnarren ist bereits besetzt (SB)




Antonio Tarver gibt Johnathon Banks das Nachsehen

Johnathon Banks, der sich in jüngerer Zeit vor allem als Trainer Wladimir Klitschkos einen Namen gemacht hat, ist selbst auch ein recht erfolgreicher Schwergewichtler. Sein jüngster Versuch, nach einer langen Pause von eineinhalb Jahren als aktiver Boxer in den Ring zurückzukehren, ist allerdings gründlich schiefgegangen. Der 32jährige schien bei seinem Auftritt im kalifornischen Temecula nicht in der besten Verfassung zu sein und kämpfte sehr verhalten, so daß sich sein bereits 46 Jahre alter Gegner Antonio Tarver in der siebten Runde durchsetzen konnte.

Auch der frühere Weltmeister im Halbschwergewicht feuerte nicht allzu viele Schläge ab, doch holte er seinen Gegner im siebten Durchgang mit einer Linken und einer anschließenden Dreierkombination von den Beinen. Banks raffte sich zwar noch einmal auf, mußte aber weitere schwere Treffer hinnehmen, worauf Ringrichter Jack Reiss dazwischenging und den Kampf nach 2:25 Minuten der Runde für beendet erklärte. Während Tarver seine Bilanz auf 31 gewonnene und sechs verlorene Auftritte ausbaute, stehen für Johnathon Banks nun 29 Siege, drei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Obgleich sich Antonio Tarver gegen einen Kontrahenten durchgesetzt hatte, der aufgrund seiner Abwesenheit längst aus allen Ranglisten gefallen war, schwang er nach seinem Sieg vollmundige Reden. Er sei eben ein K.o.-Künstler, denn wo er hinschlage, wachse kein Gras mehr. Jetzt wolle er Schwergewichtschampion und der älteste Weltmeister in der Geschichte des Boxsports werden, verkündete der US-Amerikaner. Legt man seinen aktuellen Auftritt zugrunde, dürfte beides unerreichbar für ihn sein.

Den Altersrekord hält Bernard Hopkins, der wenige Wochen vor seinem 50. Geburtstag als Superchampion der WBA und Weltmeister der IBF im Halbschwergewicht entthront wurde. Wie Antonio Tarver diese Marke übertreffen will, ist überhaupt nicht abzusehen. Er wird in der WBA-Rangliste derzeit an Nummer 10 geführt und könnte allenfalls den regulären Weltmeister dieses Verband, Ruslan Tschagajew, aufs Korn nehmen. Schon Tyson Fury oder Kubrat Pulew dürften jedoch Hürden sein, die zu hoch für den Exweltmeister sind. Von Wladimir Klitschko bräuchte er nicht einmal zu träumen, wäre da nicht Shannon Briggs, der sich so lange als Stalker betätigt hat, bis er angeblich sogar als möglicher Herausforderer Einzug in die Pläne des Ukrainers gehalten hat. Mit Klitschko im Ring stünde Tarver auf verlorenem Posten, was zwar gleichermaßen für Shannon Briggs gilt, der jedoch zumindest in Deutschland mit seinen Albernheiten für einen gewissen Unterhaltungswert in den Boulevardmedien gesorgt hat, deren Kundschaft eine beträchtliche Schnittmenge mit dem durchschnittlichen Boxpublikum aufweisen dürfte. [1]

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Börsen jenseits nachvollziehbarer Proportionen

Dank des stets gut unterrichteten Dan Rafael von ESPN sind die Börsen bei den beiden mit mehreren attraktiven Auftritten versehenen Veranstaltungen am Samstag in Las Vegas vorab bekannt. Amir Khan, der den Hauptkampf im MGM Grand gegen Devon Alexander bestreitet, bekommt 950.000 Dollar. Da der Sender Showtime das Duell in den USA überträgt, während Sky die britischen Fans versorgt, kann der wohl populärste englische Boxer mit zusätzlichen Einkünften rechnen. Alexander, der in dieser Konstellation die zweite Geige spielt und als Außenseiter gehandelt wird, erhält eine Gage von 500.000 Dollar.

Überraschenderweise schießt Timothy Bradley, der am selben Abend unter der Regie des Konkurrenten HBO im Cosmopolitan in Las Vegas in den Ring steigt, mit stolzen 2 Millionen Dollar den Vogel ab, während sein Gegner Diego Chaves mit mageren 35.000 Dollar vorlieb nehmen muß. Bradley war früher WBO-Weltmeister im Weltergewicht und kann mit 31 Siegen bei nur einer Niederlage aufwarten, so daß er natürlich weitaus populärer als Chaves ist. Das allein kann jedoch weder Bradleys enorme Einkünfte noch den gewaltigen Unterschied zu dem bescheidenen Salär seines Kontrahenten erklären, zumal dieser mit 23 gewonnenen und zwei verlorenen Auftritten auch keine schlechte Bilanz mitbringt.

Nachvollziehbarer wäre Bradleys finanzielle Beute, bekäme der ehemalige Champion einen gleichermaßen namhaften Akteur vor die Fäuste. Der riesige Abstand zu dem Scheck seines Gegners mag sich daraus erklären, daß dieser als klarer Außenseiter gilt, aber die Chance nutzen möchte, den Spieß umzudrehen und für eine faustdicke Überraschung zu sorgen. Sollte Timothy Bradley entgegen allen Erwartungen den kürzeren ziehen und auf eine Revanche bestehen, hätte Chavez natürlich gute Karten, eine wesentlich günstigere Aufteilung der Börse herauszuschlagen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/trout-grajeda-early-results/#more-185542

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/purses-khan-950k-alexander-600k-thurman-500k-bradley-2m-chaves-35k/#more-185507

12. Dezember 2014