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MELDUNG/1639: Al Haymon baut seine Fernsehpräsenz Zug um Zug aus (SB)



Nach Showtime, NBC und Spike TV nun auch CBS

Der einflußreiche Berater und Manager Al Haymon weitet seine Präsenz bei der Übertragung professioneller Boxkämpfe im US-amerikanischen Fernsehen Zug um Zug aus. Haymon arbeitete zunächst mit dem Sender Showtime zusammen, der zum Medienkonzern CBS gehört. Im Januar schloß er zusätzlich einen Vertrag mit NBC, der seine Serie "Premier Boxing Champions" zur besten Sendezeit kostenlos und landesweit ausstrahlt, und wenige Tage später auch einen Kontrakt mit Spike TV. Diese beiden Abkommen haben eine Laufzeit bis Ende 2017 und sehen zusammengenommen mindestens 73 live übertragene Kampfabende vor. Hinzu kommt nun ein mehrjähriger Vertrag mit dem Mutterkonzern CBS, der in diesem Jahr bis zu acht Veranstaltungen ermöglicht, die bei CBS Sports Network zu sehen sein werden.

Zum Auftakt verteidigt am 4. April in Quebec City der Kanadier Adonis Stevenson den WBC-Titel im Halbschwergewicht zum fünften Mal. Der Champion, für den 25 gewonnene Auftritte und ein verlorener Kampf zu Buche stehen, trifft auf Sakio Bika, der mit einer Bilanz von 36 Siegen, sechs Niederlagen sowie drei Unentschieden antritt und früher Weltmeister im Supermittelgewicht war. Im Vorprogramm bekommt es der aufstrebende Halbschwergewichtler Artur Beterbijew in seinem achten Profikampf mit dem spanischen Veteranen Gabriel Campillo zu tun. Der Russe hat bislang alle Gegner vorzeitig bezwungen und will diese Serie auch gegen den Spanier fortsetzen, der mit 25 Siegen, sechs Niederlagen und einem Unentschieden aufwarten kann.

Die zweite Veranstaltung der Reihe "Premier Boxing Champions" in Zusammenarbeit mit CBS geht am 9. Mai über die Bühne, wobei der Austragungsort noch offen ist. Den Hauptkampf bestreitet im Halbweltergewicht Omar Figueroa, der 24 Gegner besiegt und sich von einem unentschieden getrennt hat. Er stand zuletzt im August 2014 im Ring und mußte im November seinen Titel im Leichtgewicht zurückgeben, da ihn eine Handverletzung daran hinderte, sich seinem Pflichtherausforderer zu stellen. Figueroa bekommt es mit Ricky Burns zu tun, für den 37 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden notiert sind. Der Schotte war früher Weltmeister im Superbantam- und Leichtgewicht, wobei er nun zum ersten Mal in den USA antritt. Kampfabende bei CBS sind ferner für Juni, Juli und September geplant, worauf bis Jahresende bis zu drei weitere folgen können.

Der Sender CBS hatte bis Ende der 1990er Jahre regelmäßig Boxkämpfe live übertragen und zuletzt 2012 einen Auftritt von Leo Santa Cruz gezeigt, der damals Weltmeister im Bantamgewicht war. Während man davon ausgeht, daß sich Al Haymon wie schon bei seinen Verträgen mit NBC und Spike TV auch bei CBS mit einem hohen Betrag eingekauft hat, um eine entsprechende Sendezeit zu bekommen, entrichtet Showtime weiterhin im Bezahlfernsehen die traditionellen Lizenzgebühren an den Berater. CBS und Showtime werden jedoch ihre jeweiligen Veranstaltungen künftig gemeinsam bewerben.

Nach den Worten Stephen Espinozas, Vizepräsident und Geschäftsführer von Showtime Sports, wird die Serie "Premier Boxing Champions" bei CBS dazu beitragen, eine neue Ära der Berichterstattung über den Boxsport einzuleiten. Dank der Unterstützung des Mutterkonzerns sei man fortan einzigartig aufgestellt, da sich Liveübertragungen auf dem führenden US-amerikanischen Sender, CBS Sports Network im Kabelfernsehen und nicht zuletzt Showtime als Marktführer im Abonnentenbereich gegenseitig ergänzten und verstärkten. Von dieser Initiative, Boxen wieder für ein breites Publikum zu präsentierten, profitierten alle Beteiligten, darunter auch Showtime.

Al Haymon, der stets im Hintergrund bleibt, sprach auch in diesem Fall nicht mit den Medien. Dies ging so weit, daß sein Name in der Stellungnahme nicht einmal erwähnt wurde. Berücksichtigt man jedoch, daß der Berater inzwischen mehr als 170 mehr oder minder namhafte Boxer unter Vertrag hat, läßt sich erahnen, warum er längst als einflußreichste Einzelperson der gesamten Branche gilt.

Angekündigt wurden zudem weitere Veranstaltungen, die bei Showtime zu sehen sein werden. Am 28. März trifft an einem noch zu bestimmenden Austragungsort der Federgewichtsweltmeister Jhonny Gonzalez bei seiner dritten Titelverteidigung auf Gary Russell. Für den Champion stehen 57 gewonnene und acht verlorene Auftritte zu Buche, sein Gegner tritt mit 25 Siegen und einer Niederlage im Gepäck an. Russell mußte sich im Juni 2014 Wasil Lomaschenko in einem Titelkampf geschlagen geben, kehrte jedoch bei seinem nächsten Auftritt wieder auf die Siegerstraße zurück. Mit von der Partie sind an diesem Abend auch der in 25 Kämpfen ungeschlagene Halbmittelgewichtler Jermell Charlo und Vanes Martirosian, der 35 Siege, eine Niederlage und ein Unentschieden mitbringt. Ein spannendes Duell steht zu erwarten, da sich der Sieger Hoffnungen auf einen baldigen Titelkampf machen kann.

Am 18. April gibt Julio Cesar Chavez jun., Sohn der gleichnamigen Legende aus Mexiko, sein Debüt beim Sender Showtime. Mit einer Bilanz von 48 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden ist der frühere WBC-Weltmeister im Mittelgewicht klarer Favorit im Duell mit dem Polen Andrzej Fonfara, das voraussichtlich bei einem vereinbarten Limit knapp über dem Supermittelgewicht ausgetragen wird. Fonfara, der 26 Kämpfe gewonnen und drei verloren hat, scheiterte im Mai 2014 im Halbschwergewicht an Adonis Stevenson, worauf er sich im November einstimmig nach Punkten gegen Doudou Ngumbu durchsetzte. Der Auftritt des Mexikaners bei Showtime ist nach wie vor umstritten, da Promoter Bob Arum, bei dem Chavez bislang unter Vertrag stand, auf einen letzten Kampf unter seiner Regie besteht. Er hat zu diesem Zweck Klage eingereicht und versucht auf diesem Wege, das Duell mit Fonfara zu verhindern. [1]


Fußnote:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12338494/premier-boxing-champions-series-coming-cbs

19. Februar 2015


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