Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BOXEN


MELDUNG/1706: Keine Angst vor Riesenkerlen (SB)



Ruslan Tschagajew verteidigt WBA-Titel gegen Francesco Pianeta

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären Titel des Verbands WBA im Schwergewicht am 11. Juli in Magdeburg gegen Francesco Pianeta. Während für den Weltmeister 33 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat der Herausforderer bislang 31 Auftritte gewonnen und einen verloren. Dem Gelsenkirchener eröffnet sich damit die zweite Titelchance seiner Karriere, nachdem er 2013 im Kampf gegen Wladimir Klitschko in der sechsten Runde den kürzeren gezogen hatte. Seither hat Pianeta nicht gerade Bäume ausgerissen, sondern mit Robert Teuber, Mickael Vieira und Ivica Bacurin wenig bekannte Gegner besiegt.

Tschagajew gilt bei seiner ersten Titelverteidigung als Favorit, da er technisch versierter ist und über die nachhaltigere Schlagwirkung verfügt. Allerdings muß er mit der Größe seines Gegners zurechtkommen, der ihn um 18 cm überragt. Der Usbeke hatte sich im Juli 2014 in Grosny knapp nach Punkten gegen den US-Amerikaner Fres Oquendo durchgesetzt und damit den Gürtel gesichert. Anstelle einer möglichen Revanche entschied er sich für Pianeta, der hierzulande einen recht guten Namen hat, aber international gesehen zu den deutlich leichteren Aufgaben gehören sollte.

Für den in der Rechtsauslage boxenden Weltmeister, der bei der WBA eine Etage unter dem Superchampion Wladimir Klitschko rangiert, wäre eine Niederlage gegen Francesco Pianeta zweifellos eine herbe Enttäuschung. Daher wird der 36jährige diesen Gegner sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich ausgiebig vorbereiten. Mit dem Gelsenkirchener teilt er bereits die Erfahrung, an Klitschko gescheitert zu sein, der ihn 2009 in der neunten Runde besiegte. Der Usbeke stand damals zwar im Training, sprang aber nach der Absage David Hayes relativ kurzfristig ein, so daß er sich nicht optimal auf diese Chance vorbereiten konnte, die er verständlicherweise dennoch nicht ungenutzt vorüberziehen lassen wollte.

Im Jahr 2007 besiegte Ruslan Tschagajew, der damals noch bei der Hamburger Universum Box-Promotion Klaus-Peter Kohls unter Vertrag stand, den 2,13 m großen Russen Nikolai Walujew aus dem Boxstall Winfried Sauerlands. In einem relativ ausgeglichenen Kampf brachte auch Walujew zahlreiche Treffer ins Ziel, doch entfaltete der erheblich kleinere Herausforderer die größere Schlagwirkung, so daß er als knapper Punktsieger und damit neuer WBA-Weltmeister aus diesem Kampf hervorging. Leider konnte er in der Folge seinen Titel nur zweimal verteidigen, da er eine längere Pause einlegen mußte.

Die erste Gelegenheit, sich seinen früheren Gürtel zurückzuholen, eröffnete sich Tschagajew 2011, als er gegen Alexander Powetkin um den vakanten WBA-Titel kämpfte. Wenngleich der Usbeke die klareren Treffer landen konnte, zahlte sich die höhere Schlagfrequenz des Russen aus, der zum einstimmigen Punktsieger erklärt wurde. [1]

*

Ricky Burns klammert sich gegen Omar Figueroa über die Runden

Nach einem turbulenten Kampf, in dem die Zuschauer auf ihre Kosten kamen, hat Omar Figueroa durch einen einstimmigen Punktsieg (116:110, 116:110, 117:109) über Ricky Burns seine Bilanz auf 25 Siege und ein Unentschieden ausgebaut. In Hidalgo, Texas, behielt der frühere WBC-Weltmeister im Leichtgewicht wie erwartet gegen den ehemaligen Champion in zwei Gewichtsklassen die Oberhand, wobei für den Briten nunmehr 37 gewonnene und fünf verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden notiert sind.

Für einen Boxer, den viele bereits abgeschrieben hatten, hielt sich Burns überraschend gut, wenngleich man ihm anlasten muß, exzessiv geklammert zu haben. Schon in den zurückliegenden Kämpfen gegen Raymundo Beltran, Paulus Moses, Jose Gonzalez und Michael Katsidis hatte der Brite ständig zu diesem Mittel gegriffen, um den Gegner am Schlagen zu hindern. Doch was er sich diesbezüglich gegen Figueroa leistete, schoß schlichtweg den Vogel ab.

Der 32jährige Außenseiter umklammerte seinen Gegner bei jeder sich bietenden Gelegenheit, versetzte ihm regelwidrig Schläge in den Nacken und schlug nach Trennkommandos weiter, so daß er von Glück reden konnte, nicht frühzeitig disqualifiziert worden zu sein. Ringrichter Laurence Cole zog ihm in der achten und elften Runde jeweils einen Punkt ab, wobei der Brite gegen Ende schwere Körpertreffer verdauen mußte, als sein Gegner schließlich ein Mittel fand, sich trotz der Umklammerung zu revanchieren.

Es hätte ein spannender Kampf werden können, nach dem beide Boxer in guter Erinnerung geblieben wären. Ohne den doppelten Punktabzug hätte das Ergebnis sogar unentschieden lauten können, wenngleich Burns wohl wesentlich schlechter über die Runden gekommen wäre, hätte er Figueroa nicht ständig in Ringermanier am Boxen gehindert. Daß er nur nach Punkten verloren hat, kann man Burns zugute halten, doch macht die Art und Weise seines Auftritts diesen positiven Eindruck weitgehend zunichte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/ruslan-chagaev-vs-francesco-pianeta-on-july-11th-in-germany/#more-192935

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/05/figueroa-defeats-burns/#more-192851

13. Mai 2015


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang