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MELDUNG/1941: Eine Fangemeinde kann vieles verzeihen (SB)



Gute Zuschauerquote für Broner gegen Theophane

Den Kampf zwischen Adrien Broner und Ashley Theophane am vergangenen Samstag haben sich im Schnitt 1,013 Millionen Zuschauer bei Spike TV angesehen und dem Sender damit einen neuen Rekord im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" beschert. Bei diesem Duell, das in Washington D.C. ausgetragen wurde, stand kein Titel auf dem Spiel, da Broner beim Wiegen am Vortag zu schwer gewesen war und deshalb den Gürtel der WBA im Halbweltergewicht zurückgeben mußte. Das gegnerische Lager hatte sich gegen eine Zahlung von 50.000 Dollar bereit erklärt, den Kampf dennoch auszutragen, doch mußte Theophane in der neunten Runde die Segel streichen.

Dabei ist der Titelverlust keineswegs Broners größtes aktuelles Problem. Angesichts zweier Haftbefehle gegen ihn durfte er den Kampf nur unter der Auflage austragen, sich am Montagmorgen der Polizei in seiner Heimatstadt Cincinnati zu stellen. Er ist gegen Zahlung einer Kaution inzwischen wieder auf freiem Fuß, doch droht ihm im Falle einer Verurteilung unter Umständen eine mehrjährige Haftstrafe, die seine Karriere wohl zu Grabe tragen würde.

Wenngleich der 26 Jahre alte Broner, der bereits Weltmeister in vier verschiedenen Gewichtsklassen gewesen war, seine Bilanz auf 32 Siege und zwei Niederlagen ausbauen konnte, hatte er doch beträchtliche Probleme, den als krassen Außenseiter geltenden Briten in die Schranken zu weisen. Theophane hatte diese Chance nur deswegen bekommen, weil er in Las Vegas im Gym Floyd Mayweathers trainiert, der ihm als sein Promoter den Titelkampf verschaffte. Wie die beachtliche Zuschauerquote belegt, erweist sich Broner trotz seiner aktuellen Probleme und eines weithin unbekannten Gegners gewissermaßen im Alleingang nach wie vor als ein Publikumsmagnet.

Nach seinem Sieg bedankte sich Broner bei Mayweather für das leichtverdiente Geld, was eine Spitze gegen sein großes Vorbild war, mit dem ihn derzeit eine Art Haßliebe zu verbinden scheint. Jedenfalls hatten sich die beiden vor und nach dem Kampf heftige Wortgefechte geliefert, die ebenso rein geschäftlich wie von persönlicher Animosität oder beidem gespeist sein könnten. Zum anderen kam in dieser Äußerung Broners Selbstgefälligkeit zum Ausdruck, dem Theophane das Siegen keineswegs einfach gemacht hatte. Vielmehr war es der Brite, der von Beginn an energisch zur Sache ging, das Tempo bestimmte und den Favoriten wesentlich häufiger als erwartet traf.

Broner hat seit der Niederlage gegen Shawn Porter im vergangenen Jahr mit Chabib Allachwerdijew und Ashley Theophane lediglich zwei wenig bekannte Kontrahenten besiegt. Zieht man ein nüchternes Fazit seines jüngsten Auftritts, fällt es dem US-Amerikaner schwer, einen hochmotivierten Durchschnittsgegner im Halbweltergewicht zu dominieren. Nun will er zum zweiten Mal in seiner Karriere ins Weltergewicht aufsteigen, wo attraktivere, aber auch gefährlichere Gegner auf ihn warten. Um es mit namhaften Kontrahenten wie Shawn Porter, Keith Thurman, Timothy Bradley, Amir Khan, Kell Brook oder Errol Spence aufzunehmen, müßte er sich beträchtlich steigern und wesentlich mehr als gegen Theophane für den Kampf tun.

Dem nach seinem Sieg geäußerten Wunsch, sich mit Floyd Mayweather zu messen, wird kein Erfolg beschieden sein. Wie Mayweather unterstrichen hat, sei die Vorstellung ein schlechter Witz, er werde dafür seine im Herbst 2015 für beendet erklärte Karriere wieder aufnehmen. Statt dessen schwebe ihm ein Kampf Broners gegen Shawn Porter oder Errol Spence vor. Vermutlich hätte er auch den Namen Marcos Maidana genannt, wäre der Argentinier noch aktiv. Maidana hat sich jedoch mit den Millionen, die er bei seinen beiden Niederlagen gegen Mayweather einstreichen konnte, zur Ruhe gesetzt. Broner hatte 2013 gegen den Argentinier verloren, jedoch in der Folge nie Anstalten gemacht, dafür Revanche zu nehmen. [1]

Wenn Mayweather die Namen Porter und Spence als mögliche Gegner Broners ins Spiel bringt, kann man sich des Eindrucks kaum erwehren, er wünsche ihm eine Niederlage an den Hals. Shawn Porter hat bei seinem klaren Punktsieg im letzten Jahr elf von zwölf Runden gewonnen, und der ungeschlagene Errol Spence soll Broner beim Sparring böse zugesetzt haben. Wie sich im Kampf gegen Theophane gezeigt hat, ist Broner leicht zu treffen, wovon Spence auf verheerende Weise Gebrauch machen würde, da er im Unterschied zu dem Briten gewaltig zuschlagen kann.

Daher wird sich Broners Berater Al Haymon kaum für Spence entscheiden, obgleich dieser ebenfalls bei ihm unter Vertrag steht, sondern diese beiden Boxer auf getrennte Wege führen. Während Errol Spence ein echter Weltergewichtler ist, der es in diesem Limit noch weit bringen wird, fehlt es Broner schlichtweg an Schnelligkeit und Wucht, um sich in dieser Gewichtsklasse durchzusetzen. Wahrscheinlich wird er Danny Garcia in der Hoffnung aufs Korn nehmen, ihm den WBC-Titel abzujagen, den er dann unter sorgsamer Führung Haymons mittels nicht allzu gefährlicher Herausforderer für eine gewisse Frist melken könnte. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/04/broner-theophane-averages-1-013m-viewers-spike/#more-207622

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/04/mayweather-wants-match-broner-errol-spence/#more-207620

6. April 2016


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