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SPIELZEIT/015: Berlin - Die Spielzeit 2011/2012 im Deutschen Theater (Deutsches Theater)


Deutsches Theater, Pressebrief vom 30. Mai 2011

Die Spielzeit 2011/2012 im Deutschen Theater


Die Spielzeit 2011/2012 beginnt am 9. September im Deutschen Theater: Andreas Kriegenburg inszeniert zum ersten mal ein Stück von Elfriede Jelinek. 'Winterreise' (http://www.deutschestheater.de/winterreise_dt/), das in beeindruckender Dichte und mit überraschender Intimität all die Themen aufruft, die sie in den letzten Jahren und Jahrzehnten ihres Schreibens beschäftigt haben und dabei eines ihrer persönlichsten und anrührendsten Werke ist.

Nach ihrer Auseinandersetzung mit Peter Hacks und 'Die Sorgen und die Macht' zu Beginn der letzten Spielzeit machen sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner jetzt auf zu einer Reise ins Herz des Kapitalismus, das vielleicht auch das Herz der Kunst ist. 'Capitalista, Baby!' (http://www.deutschestheater.de/capitalista_baby/) heißt das Projekt von Tom Kühnel und Jürgen Kuttner frei nach Motiven der amerikanischen Kultautorin Ayn Rand, Uraufführung ist am 11. September 2011 in den Kammerspielen.

In der Box beginnt die Spielzeit am 15. September mit der Uraufführung von Mathilda Onurs 'Blinde Punkte, Sterne' (http://www.deutschestheater.de/blinde_punkte_sterne_dt/) in der Regie von Lilja Rupprecht. Im Zentrum des Stücks steht Leon - ohne Geld, ohne Ausbildung, ohne Plan, dafür aber mit leichtem Hang zum Alkohol und einer unerträglich glücklichen Nachbarin. Dieses Stück ist eine der Entdeckungen der diesjährigen Autorentheatertage, zu denen die Jurorin Elke Schmitter mit "Make me Laugh!" aufgerufen hatte.

Michael Thalheimer setzt sich zum ersten Mal mit einem Text von Dea Loher auseinander. Ihr richtungweisendes Stück 'Unschuld' (http://www.deutschestheater.de/unschuld/) umfasst ein Panoptikum von Figuren und Geschichten vom Rand der Gesellschaft, verzweifelt komisch, makaber und klar, kompromisslos in seiner Zuspitzung und liebevoll in seiner Genauigkeit. Premiere ist am 29. September im Deutschen Theater.

Nurkan Erpulat inszeniert 'Das Schloss' (http://www.deutschestheater.de/das_schloss/) von Franz Kafka. Die Geschichte des Landvermessers K., der sich dem Schloss als seinem zukünftigen Arbeitgeber nähert ohne etwas von seiner eigentlichen Tätigkeit zu wissen, entsteht in Koproduktion mit der Ruhrtriennale. Die Premiere in Berlin findet am 8. Oktober in den Kammerspielen statt.

Stephan Kimmig setzt sich mit O'Neills psychologischem Familiendrama 'Trauer muss Elektra tragen' (http://www.deutschestheater.de/trauer_muss_elektra_tragen/) auseinander. Wie in der griechischen Tragödie 'Orestie', die Grundlage für O'Neills 'Trauer muss Elektra tragen' war, resultiert die Katastrophe aus der Verstrickung der Menschen in ihre traumatische Vergangenheit: Hass und Liebe, Krieg und Frieden liegen nah beieinander, Premiere ist am 18. Oktober im Deutschen Theater.

Eine weitere Uraufführung des Spielplans ist das neue Stück von Roland Schimmelpfennig, das er selbst inszeniert und das in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen dort im Sommer zu sehen ist. Die Berlin-Premiere von 'Die vier Himmelsrichtungen' (http://www.deutschestheater.de/die_vier_himmelsrichtungen/) findet am 28. Oktober im Deutschen Theater statt und erzählt von Menschen, die aus vier Himmelsrichtungen kommen und sich treffen, ein Stück voller Poesie und Musikalität um Liebe, Kampf und Tod.

Im November beschäftigt sich Dimiter Gotscheff wieder einmal mit Heiner Müller: 'Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten' (http://www.deutschestheater.de/verkommenes_ufer/). Müller verabschiedet anhand des Medea-Mythos nicht nur die Idee historischen Fortschritts und summiert deren Kosten, sondern schreibt auch an einer Geschichte der Gewalt und führt vor Augen, was widersprüchliches Denken heißt: Unversöhnlichkeit. Die Premiere in den Kammerspielen ist am 12. November.

Zum ersten Mal inszeniert Studio Braun in Berlin, am Deutschen Theater. Studio Braun, also Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger, sind bekennende Charles Bronson-Fans. Sie erforschen musikalisch und tiefenpsychologisch die potentiellen Konflikte in einer Filmproduktion und begeben sich auf Spurensuche in die Abgründe, wo das Gefühl der Rache entsteht. 'Fahr zur Hölle, Ingo Sachs' (http://www.deutschestheater.de/ingo_sachs/) nennen sie ihr musikalisches Charles-Bronson-Projekt, das am 18. November im Deustchen Theater uraufgeführt wird.

In der Box wird der Roman 'Tschick' (http://www.deutschestheater.de/tschick/) von Wolfgang Herrndorf für die Bühne adaptiert. Zwei Freunde gehen mit einem geklauten Lada auf die Suche nach der Walachei - eine abenteuerliche Irrfahrt durch den Osten Deutschlands beginnt. Regie führt Alexander Riemenschneider, die Premiere ist am 3. Dezember.

Am 8. Dezember findet nun die vom Juni verschobene Premiere von Kleists 'Das Käthchen von Heilbronn' (http://www.deutschestheater.de/das_kaethchen_von_heilbronn/) in der Regie von Andreas Kriegenburg im Deutschen Theater statt.

Frank Abt, der in den beiden letzten Spielzeiten durch seine Stadterkundungen 'Geschichten von hier' aufgefallen ist, inszeniert jetzt in den Kammerspielen. Am 18. Dezember feiert er Premiere mit Georg Seidels 'Jochen Schanotta' (http://www.deutschestheater.de/jochen_schanotta/), die Geschichte eines Verweigerer, eines sehnsuchtsvollen und hartnäckigen Ausbrechers in den späten Jahren der DDR.

Das neue Jahr beginnt mit einer neuen Regiearbeit von Jette Steckel. Sie setzt sich mit Jean-Paul Sartres 'Die schmutzigen Hände' (http://www.deutschestheater.de/schmutzige_haende/) auseinander und sucht nach einer Antwort auf Sartres Frage, wie man sich in gesellschaftliche Prozesse einmischen muss, für welche Gesellschaftsform man eintritt und ob es "richtiges" Handeln in Zeiten globaler, sozialer und demokratischer Krisen überhaupt geben kann. Premiere ist am 20. Januar.

'Alltag und Ekstase' (http://www.deutschestheater.de/alltag_und_ekstase/) heißt das neue Stück von Rebekka Kricheldorf, einem Auftragswerk für das Deutsche Theater, das Raphael Sanchez inszeniert. Die Expertin für bösartig-komische Gesellschaftssatiren, widmet sich der Revolte, die nicht stattfindet, dem Aufstand, der bereits Mainstream ist, noch bevor er zu Ende gedacht wurde.

Ein Ensemble und Chor aus jugendlichen Spielern nimmt Homers Epos 'Odyssee' (http://www.deutschestheater.de/odysse/) zum Ausgangspunkt um von Geschichten über das Unterwegssein in einer Inszenierung des Jungen DT zu erzählen. Uli Jäckle führt Regie, Premiere ist am 5. Februar in den Kammerspielen.

Es folgt am 10. Februar in der Box ein Projekt von Tobias Rausch, das in Kooperation mit der Neuen Bühne Senftenberg entsteht: 'Oder Bruch' (http://www.deutschestheater.de/oder_bruch/) beschäftigt sich mit den Hochwassern und untersucht das Verhältnis des Menschen zur Natur.

Die zweite Inszenierung von Stephan Kimmig in der kommenden Spielzeit ist Anton Tschechows 'Der Kirschgarten' (http://www.deutschestheater.de/kirschgarten/), in einer Bearbeitung von Thomas Brasch, der das Stück ganz heutig, bar jeder Sentimentalität übersetzt und bearbeitet hat. Premiere ist am 24. Februar.

Alize Zandwijk, Leiterin des Ro-Theaters in Rotterdam inszeniert zum ersten Mal in Berlin und hat sich einen großen Stoff vorgenommen: 'Josef und seine Brüder' (http://www.deutschestheater.de/joseph/). Thomas Mann hat mit seinem vierbändigen Joseph-Roman einen biblischen Mythos erzählerisch erschlossen, den John von Düffel in seiner Bearbeitung für die Bühne verdichtet hat. Premiere

In seinem großartigen Berlin-Roman 'Teil der Lösung' (http://www.deutschestheater.de/teil_der_loesung/) aus dem Jahr 2007 verschränkt Ulrich Peltzer Politisches und Privates auf erhellendste Weise. Simon Solberg adaptiert diesen Roman für die Bühne und hat im Mai in den Kammerspielen Premiere.

Der Filmregisseur Matthias Glasner, der unter anderem durch seine Filme 'Der freie Wille' (2006) und 'This is love' (2009) bekannt geworden ist, inszeniert 'Die Treulosen' (http://www.deutschestheater.de/die_treulosen/) nach dem Drehbuch von Ingmar Bergman und arbeitet in Koproduktion mit dem Schauspiel Stuttgart zum ersten Mal als Theaterregisseur. Corinna Harfouch spielt darin eine erfolgreiche Theaterschauspielerin. Premiere ist im Mai in den Kammerspielen.

Geplant sind weitere Inszenierungen von Felicitas Brucker, Dimiter Gotscheff, Tilmann Köhler und Bastian Kraft.

Zum Ende der Spielzeit finden die dritten Autorentheatertage (http://www.deutschestheater.de/autorentheatertage_2012/) Berlin vom 6. bis 16. Juni statt.


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Quelle:
Deutsches Theater, Pressebrief vom 30. Mai 2011
Herausgeber: Deutsches Theater
Schumannstraße 13 a, 10117 Berlin
Kommunikation, Tel. 030 28441-234
www.deutschestheater.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2011