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BERICHT/022: William Forsythes 'I don't believe in outer space' (SB)


William Forsythes 'I don't believe in outer space'

Eine UK Premiere im Londoner Sadler's Wells
oder auch eine Rückkehr zu Bills alltäglichem Labor

von Britta Barthel


The new neighbour - Nach dem Betreten des Theaters trifft man auf eine Bühne, die übersät ist mit Objekten, gefertigt aus schwarzem Isolierband, die etwa die Größe einer Bowlingkugel haben. Here we meet the new neighbour. Dana Caspersen, eine der Alteingesessenen der Company, erregt durch all die Jahre hinweg die besondere Aufmerksamkeit des Publikums. Und das aus gutem Grund. Ihre Rolle der 'Neuen Nachbarin' begleitet uns durch den Abend, bringt uns zum Lachen, Zuhören, raubt uns den Atem. Sie symbolisiert, was diesen Abend, diese Performance ausmacht:

Es entsteht ganz stark der Eindruck, als würde man nichts anderes tun, als durch ein zugegebenermaßen großes Loch in Forsythes Labor hineinzulinsen. Ein Labor, welches aus gutem Grund eine Konstante in der 'Welt des Tanzes' ist. William Forsythe erforscht das Feld des Tanzes und der Bewegung seit nunmehr über vierzig Jahren. Hier beschäftigt er sich kontinuierlich mit von ihm entwickelten Fragen und Entdeckungen, die tief in die Materie und die Prinzipien der Physiologie und der Architektur eintauchen.

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David Kern, Esther Balfe und Ander Zabala
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Seine Reaktion darauf, ob seiner Arbeit als Dekonstruktionist bezeichnet zu werden, ist allerdings einfach und klar: "Das ist eine billige Art etwas einzukategorisieren." (William Forsythe, pre-show talk at Sadler's Wells Theatre 23/02/2011).

Diese Aussage ist nur ein weiterer Grund, sich der Ernsthaftigkeit seiner Arbeit sicher zu sein, unterstreicht sie doch, dass seine Unabhängigkeit und die Hingabe an den Weg seine Fragen kreiert und nicht die Abhängigkeit von der 'Kunstwelt'.

Einer der wichtigsten Begriffe in Forsythes Arbeit ist 'absence' ('Abwesenheit'). So auch in dieser - einer seiner neusten Arbeiten 'I don't believe in outer space' (Weltpremiere 20. November 2008, Bockenheimer Depot, Frankfurt am Main). "Dieses Stück ist wie mein Leben, nur ohne mich", sagt er im pre-show talk im Sadler's Wells Theatre. Sein Interesse an der Unausweichlichkeit dessen, dass 'wir nur für eine sehr begrenzte Zeit da sind, wenn man es mit der Unendlichkeit der Zeit vergleicht' hat diese Choreographie inspiriert. Und obwohl der Ausdruck Tod nicht das ist, was er hier benutzen öchte, da es diesen Eindruck von Drama an sich hat, welcher nicht das ist, womit Forsythe sich beschäftigt, führen die Charaktere mit dem Forsythe typischen Bewegungsmaterial von gleichermaßen gebrochener und kontinuierlicher Schönheit in unglaublich beeindruckenden Tänzerkörpern, auf eine Reise, die dunkle Einblicke zeigt, die einen den Atem anhalten lässt. Und man findet seinen Eindruck mit einem Ende bestätigt, das Gänsehaut erzeugt.

Nun wäre es nicht Forsythes Arbeit, wäre sie nur für Tänzer und Intellektuelle gemacht. Sieh es dir an, du wirst lachen - viel über Witze, die keine sind, es ist viel mehr die Komik des Lebens, die sich hier wiederfindet. Sieh es dir an und du wirst mitgerissen von einer Menge Spaß und dann werden sie dir erzählen: Sie wollen tiefer eindringen, tiefer ins Dunkel.

Sadler's Wells Theatre London - © 2011 by Schattenblick

Sadler´s Wells Theatre London
© 2011 by Schattenblick

6. März 2011