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BERICHT/107: Dublin Nights - gekonnt getanzt ... (SB)


Dublin Nights
oder die Suche nach dem Momentum des Zaubers dieser Show

von Britta Barthel, 21. Dezember 2019



Mit der Präzision des irischen Tanzes und der Energie überzeugter Performer geben die 'Dublin Nights' in der K6 des Hamburger Kampnagel Theaters schon in den ersten Minuten einen explosiven Auftakt. Nachdem der Eingangs-Eindruck geprägt ist von tragender Musik, eindrucksvollem orange leuchtendem Licht und starker Stimmgewalt, folgt schon wenige Sekunden darauf die Essenz dessen, warum wir alle hier zu sein glauben. Rhythmus! Mit der Entladung eines rhythmischen Gewitters prasseln die Metallsohlen der Tänzer auf den Boden der Bühne und die unverkennbaren Klänge der Musik tun ihr Übriges. Wir waren angekommen in den 'Dublin Nights'.

Das Talent der Tänzer, die Stimmgewalt der Musik und der unverwechselbare Charme des 'Irish-English' in den Ausführungen des Moderators, welcher uns durch die Show führt, trägt das Publikum auf ihren Flügeln hinfort. Dem Guiness-Klamauk folgt eine Geschichte des irischen Tanzes, folgen Interpretationen von Shinead O' Connnor, Ed Sheeran und Anekdoten zu Van Morrison. Das ist Irland. Das Ist Dublin. Das sind Dublin Nights, möchte uns die Show auf der Bühne erzählen. Das Tempo zieht an.


Tanzszene - Foto: © ALZATE

Foto: © ALZATE

Während mein Blick von der Bühne langsam in den Publikumsraum schweift, nehmen die Geschwindigkeiten dort weiter zu. Ich sehe begeisterte Hände fliegen, ich sehe Reaktionslosigkeit im Körper anderer Zuschauer. Ich sehe Spaltung.

Als meine Aufmerksamkeit wieder der Bühne gilt, spüre ich sie ganz deutlich, die Leidenschaft mit der die Company ihre Show verkörpert. Dann seh' ich den Bruch. Er zieht sich direkt entlang des Bühnenrandes. Denn während die Darsteller mit einer unglaublichen Kraft und in atemlosem Tempo die Blitze thematischer und energetischer Bruchstücke über die Bühne werfen, gehen diese nie über den Rand der Oberfläche hinaus.

Am Ende weiß ich, was ich suche: Den atemberaubenden Moment des Theaters, in dem sich die Luft dem Raum zu entziehen scheint, sich der Zuschauer aber nicht zu entziehen vermag. Die Essenz der Kunst. Die jeder ihrer Spielarten inne zu wohnen vermag, ganz egal ob Tanz, ob Show, ob Burlesque, literarischem Theater oder Malerei. Entweder sie hat ihn oder sie hat ihn nicht.

Diesem Abend des Tempos und der Bruchstücke, der Illusion und der Überspannung wohnte er nicht inne.


Dublin Nights
Irish Dance meets Irish Pop
auf Kampnagel in Hamburg am 21.12.2019


23. Dezember 2019


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