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HAUSTIER/162: Viele Hunde würden sich ihren Menschen nicht aussuchen (tierrechte)


tierrechte 3.11 - Nr. 57, August 2011
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

"Viele Hunde würden sich ihren Menschen nicht aussuchen"

von Christina Ledermann


Der Hund ist eines der ältesten domestizierten Tiere und lebt in enger Abhängigkeit vom Menschen. Sein Wohlergehen wird "vom anderen Ende der Leine" bestimmt. Eine Bonner Wissenschaftlerin hat in einer Studie die Mensch-Hund-Beziehung genauer unter die Lupe genommen und sich mit den unterschiedlichen Typen von Hundehaltern befasst.


Für die Psychologin Silke Wechsung steht außer Frage, dass der Hund zumeist gut ist für den Menschen. Als Partner, Sportkamerad oder Schmusetier kann er die Gesundheit seines Menschen fördern. Aber das heißt noch lange nicht, dass der Mensch auch gut für den Hund ist. "Bei Mensch und Hund ist die Partnerwahl einseitig", so Wechsung, "der Mensch sucht sich einen Hund aus. Viele Hunde würden sich ihre Menschen aber nicht freiwillig aussuchen." Zwar steht in der 2008 veröffentlichten Studie der Universität Bonn "Mensch und Hund. Beziehungsverhalten und Beziehungsqualität" der Mensch im Mittelpunkt, die interdisziplinäre Untersuchung hat jedoch einen Tierschutzfokus, gibt sie doch letztlich eine Antwort auf die Frage, was Menschen mitbringen müssen, um gute Hundehalter zu sein.


Drei Haupttypen von Hundehaltern

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts und den Nachfolgeuntersuchungen befragte die Psychologin über 6.000 Hundehalter nach der Beziehung zu ihren Hunden. Neben den Eigenschaften der Hunde, wie Größe, Alter und Rasse, erfasste sie auch Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund des Halters. Darüber hinaus flossen systematische Beobachtungen in die Untersuchung ein. Ergebnis: Es stellten sich drei Haupttypen von Hundehaltern heraus.

Der Prestigeorientierte
Typ 1, der prestigeorientierte Halter, nutzt den Hund, um sein eigenes Selbstbewusstsein zu stärken. Er mutet seinem Hund beispielsweise zu, stundenlang auf Hundeshows still zu sitzen oder sich regelmäßig im Hundesalon frisieren zu lassen. Auf ein hundegerechtes Leben mit Auslauf und sozialen Kontakten zu Artgenossen, warten viele dieser Hunde vergeblich. Laut der Studie gehören 22 Prozent der befragten Hundebesitzer zu diesem Typ.

Der Emotionale
Für den emotionalen Typ 2, zu dem 35 Prozent der Hundehalter zählen, ist der Hund ständiger Begleiter, engster Freund und sogar Ersatz für Partner oder Kind. Der Hund und dessen Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt. Obwohl der Hund hier oft eine Leerstelle im Leben seines Halters füllen muss, ist dieser Halter um die artgerechte Haltung seines Tieres bemüht.

Der Soziale, Naturverbundene
Typ 3, der naturverbundene und soziale Hundehalter, ist mit 43 Prozent der Studienteilnehmer am häufigsten anzutreffen. Er ist kontaktfreudig, aktiv und naturverbunden. Zwischenmenschliche Beziehungen haben für ihn eine große Bedeutung. Im Umgang mit seinem Tier verhält er sich souverän und verfügt über das meiste Fachwissen.

Die Bindung zwischen Hund und Halter ist hier am stärksten ausgeprägt. Entsprechend sind diese Hunde meist besonders ausgeglichen und verträglich.


Entscheidend: Die Einstellungen des Halters

Insgesamt bescheinigt die Psychologin drei Vierteln der Hundehalter gute Haltungsnoten. Die Hunde, die bei einem Halter von Typ 2 oder 3 leben, haben gute Chancen auf ein artgemäßes Hundeleben. Rund ein Viertel aller untersuchten Mensch-Hund-Beziehungen sind jedoch mangelhaft. Denn diese Halter, die meist zum Typ 1 gehören, verfolgen egoistische Motive und gehen nicht wirklich auf die Bedürfnisse des Tieres ein. Zentrales Ergebnis der Studie: Entscheidend für das Funktionieren der Beziehung von Mensch und Hund sind die Einstellungen des Halters. Die Rahmenbedingungen, wie z. B. leben in der Großstadt oder auf dem Land sowie die Größe eines Hundes und seine Vorgeschichte, haben keinen wesentlichen Einfluss. Der Mensch steht in der Verantwortung. Schon bei der Wahl des Hundes bestimmt er, ob Mensch und Hund zusammenpassen und ob der Vierbeiner ein glückliches Hundeleben führen wird.


Ausführliche Informationen zur Studie sowie auch ein "Mensch-Hund-Check" zum Mitmachen gibt es unter: www.mensch-hund-check.com


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Quelle:
tierrechte - Nr. 57, August 2011, S. 5
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Oktober 2011