Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERRECHTE

ETHIK/012: Old Majors Traum (Ingolf Bossenz)


Old Majors Traum

Von Ingolf Bossenz, 8. Februar 2011


Old Major hatte einen Traum, den Traum von einem gerechten und gewaltfreien Leben aller Tiere. Deshalb rief der alte, weiße Eber in George Orwells »Farm der Tiere« seine Mittiere zur Revolution auf.

Die Revolutionen der Menschen haben den Tieren noch nie etwas gebracht, auch wenn der Philosoph Herbert Marcuse durchaus derlei Intentionen hegte. Die profane Realität sieht so aus wie zurzeit in Ägypten, wo viele der rund 2400 US-Amerikaner, die ausgeflogen wurden, ihre Haustiere zurückließen. Die Tierrechtsorganisation PETA forderte Außenministerin Hillary Clinton in einem Brief zum Handeln auf und erinnerte daran, dass doch »der Schutz der Tiere zu den grundlegenden amerikanischen Werten« zähle. Belanglosigkeiten angesichts fundamentaler weltpolitischer Vorgänge? Eine Frau sah dies einmal ganz anders: »Eine Welt muss umgestürzt werden, aber jede Träne, die geflossen ist, obwohl sie abgewischt werden konnte, ist eine Anklage, und ein zu wichtigem Tun eilender Mensch, der aus roher Unachtsamkeit einen armen Wurm zertritt, begeht ein Verbrechen.« Rosa Luxemburg schrieb diesen Satz 1918, inmitten der revolutionären Novemberereignisse. Ihr ging es um die Lebensbedürfnisse der Menschen - und der Tiere. Auch daran erinnert der Brief der Tierrechtsgruppe: an den Traum von einer ungeteilten Ethik.


*


Quelle:
Ingolf Bossenz, Februar 2011
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 8.2.2011
http://www.neues-deutschland.de/artikel/190400.old-majors-traum.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Februar 2011