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ETHIK/021: Schlachtet die Kuh! (Ingolf Bossenz)


Schlachtet die Kuh!

Von Ingolf Bossenz, 16. August 2011


Schlägt die Krise den Deutschen jetzt endgültig auf den Magen? Geht es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst? Die Nachricht klingt jedenfalls alarmierend: »Die Fleischproduktion in Deutschland«, so meldet AFP, »ist in diesem Jahr nur noch langsam gewachsen.« Der heiligen Kuh Wachstum wurden im ersten Halbjahr sogar weniger Kühe geopfert als im Vergleichszeitraum 2010: 1,8 Millionen. Was sich indes geradezu mickrig ausnimmt bei 28,8 Millionen geschlachteten Schweinen. Und die Gesamtmenge des »produzierten« Fleisches weist mit rund vier Millionen Tonnen immer noch einen Zuwachs von 1,1 Prozent auf.

Es sind und bleiben obszöne Zahlen, die die Statistik präsentiert. Obszön sowohl angesichts von Qual, Leid und Tod der Millionen Tiere wie angesichts der über eine Milliarde hungernden Menschen auf der Erde. Auch wenn die Hungerkatastrophe nicht eindimensional auf den exorbitanten Fleischkonsum in den Industrieländern zurückzuführen ist: Letzterer ist zweifellos ursächlich für strukturelle Fehlentwicklungen in der Landwirtschaft der sogenannten Dritten Welt und deren Funktion als Futtermittellieferant für die Schlachttierzucht. Aber wie in anderen Wirtschaftsbereichen bleibt Wachstum auch hier eine heilige Kuh. Die Welt sähe besser aus, wenn diese Kreatur endlich geschlachtet würde.


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Quelle:
Ingolf Bossenz, August 2011
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 16.08.2011
URL: http://www.neues-deutschland.de/artikel/204534.schlachtet-die-kuh.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. August 2011