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ETHIK/036: Qual der Wale (Ingolf Bossenz)


Qual der Wale

Ingolf Bossenz über Massaker an Tieren

27. Juni 2013



Walfang ist ein klassisches Falschwort. Denn hinter dem harmlos-neutralen Begriff verbirgt sich eine der grausamsten, von Menschen ersonnenen Tötungsmethoden, mit der alljährlich Hunderte der intelligenten Meeressäuger umgebracht werden. Gejagt wird vornehmlich mit Harpunen, die in den Körpern der Tiere explodieren.

Bei der jetzt vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag verhandelten japanischen Waljagd geht es indes nicht um die Art des Abschlachtens, sondern darum, ob dieses Massentöten mit »wissenschaftlichen Zwecken« gerechtfertigt werden kann. Nein, sagt die Regierung Australiens, die die Klage vor über drei Jahren einreichte. Nein, sagen wohl alle auch nur halbwegs empathischen Menschen. Allerdings wird die Dreistigkeit, blanke Genussgier in sogenannten Gourmet-Lokalen Nippons und deren kommerzielle Befriedigung als »Wissenschaft« zu plakatieren, regelmäßig von der Internationalen Walfangkommission abgesegnet. Doch selbst eine Gerichtsentscheidung zugunsten der bedrohten Wale bedeutete nicht notwendig ein Ende des Tötens. Das zeigt Norwegen, das ein 1986 vereinbartes Jagdmoratorium konsequent ignoriert. Im Übrigen: Es geht um ein paar hundert Wale. Bei Schweinen, nicht weniger intelligente Tiere, die jährlich zu Milliarden massakriert werden, würde niemand auf die Idee kommen, ein Gericht anzurufen.

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Quelle:
Ingolf Bossenz, Juni 2013
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 27.06.2013
http://www.neues-deutschland.de/artikel/825726.qual-der-wale.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2013