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TIERHALTUNG/622: Fleisch-Billigpreise verursachen systemimmanentes Tierleid (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 14. Juli 2014

ARD-Reportage "Deutschlands Ferkelfabriken":

Fleisch-Billigpreise verursachen systemimmanentes Tierleid



Anlässlich der Reportage "Deutschlands Ferkelfabriken", die heute Abend ausgestrahlt wird (ARD, 14.7.2014, 21.50 Uhr) kritisiert der Deutsche Tierschutzbund die Folgen der herkömmlichen Intensivtierhaltung: Immer höhere Leistung, immer billigere Preise für Fleisch und kein ausreichender gesetzlicher Rahmen sind Ursache einer aus dem Ruder gelaufenen Tierzucht und Tierhaltung. Die vorab bekanntgewordenen Bilder aus der ARD-Reportage belegen das Ferkelleid in den Tierzuchtfabriken. Aber auch für andere Tierarten ist die auf Leistung ausgerichtete Tierzucht in der Intensivhaltung systemimmanente, gesetzlich sanktionierte Tierqual.

Das System der Billigfleischproduktion verhindert eine artgerechte Tierhaltung und führt in der Folge zu massiven Tierschutzproblemen wie Verhaltensstörungen, Verletzungen und Krankheiten. "Immer mehr Tiere mit immer höherer Leistung ist die maximale Ausbeutung des Tieres. Die so genannten Ferkelverluste sind dabei auch wirtschaftlich schon einkalkuliert, das kann nur empören. Aber das Leid trifft auch alle anderen so genannten Nutztiere, das Leid ist systemimmanent", kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, und: "Wer Preise für Fleisch dauerhaft senkt, der senkt das Tierschutzniveau. Wer das billige Fleisch kauft, nimmt die Verhältnisse billigend in Kauf. Und ein Gesetzgeber, der nicht handelt, ist Mittäter." In der ARD-Reportage wird beispielhaft das Leid der Ferkel und Muttersauen dokumentiert. Die Ferkel werden mittels schmerzhafter Eingriffe an die industrialisierten Haltungssysteme angepasst, etwa durch die betäubungslose Kastration und das Schwänzekupieren. Die Zucht für die Agrarindustrie konzentriert sich zudem auf immer größere Würfe, statt auf Rassen mit weniger, aber vitaleren Ferkeln zu setzen. Die Folge: Die neugeborenen Ferkel sind schwach und krankheitsanfällig, oft fehlt der so wichtige Kontakt zur Muttersau und aufgrund der hohen Tierzahl in den Beständen ist eine intensive Betreuung der Tiere nicht möglich. Das Töten von nicht überlebensfähigen Saugferkeln ist zwar gesetzlich erlaubt, doch Akkordarbeit und fehlende Sachkunde führen immer wieder zu tierschutzwidrigen Tötungen von Ferkeln. Darüber hinaus kommt es zur gesetzeswidrigen Tötung von Ferkeln, die zwar überlebensfähig aber überzählig sind, also wenn die Anzahl der Zitzen einer Sau nicht für den gesamten Wurf ausreicht.

"Grundlegend muss es jetzt darum gehen, die Zucht zu verändern und die Haltungssysteme den tierischen Bedürfnissen anzupassen. Wenn einzelne Tiere nicht lebensfähig sind, dann muss man sie erlösen, aber mit tiergerechten Methoden", so Schröder abschließend.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 14. Juli 2014
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
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Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2014